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Ihr Kriegt Mich Nicht!

Ihr Kriegt Mich Nicht!

Titel: Ihr Kriegt Mich Nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
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Als würde der Brunnen mit ihm sprechen, auf seine Bewegungen antworten.
    Wie tief war es da wohl? Wie weit unten lagen die Sterne? Unendlich tief? Genauso tief unten wie hoch oben.
    »MIK!«, schrie Bengt übers Eis. »Weg da! Das ist lebensgefährlich!«
    Mik starrte in den Sternenbrunnen. Dann zog er sich vorsichtig zurück.
    »Da sind Sterne«, sagte er. »Da unten sind Sterne.«
    Und dann glaubte er, in dem dunklen Wasser etwas Großes vorbeiziehen zu sehen.
    Bengt bremste den Tretschlitten ab und wartete in sicherer Entfernung.
    »Sei froh, dass du so klein und leicht bist. Sonst wärst du jetzt tot. Dort draußen hat das Wasser eine starke Strömung, und eine Untiefe gibt’s dort auch, steigt von acht Metern plötzlich auf drei an. Die Strömung ist hinterhältig, da hast du keine Chance, die presst dich unters Eis und zieht dich den Fluss hinunter. Dort bleibst du dann bis zum Frühjahr liegen und starrst durchs Eis nach oben.«
    »Wie Lenas Hund?«
    »Die Decca, die hab ich einen Kilometer weiter unten rausgehackt. Und mit dir will ich das nicht tun müssen.«
    »Ich hab was Großes gesehen, einen Wal. Sterne und einen Wal.«
    »Da ist nichts. Du hast den Himmel gesehen, das Polarlicht. Vor dem Strömungsbrunnen musst du dich in Acht nehmen. Später im Winter friert auch der Brunnen zu, aber mit dünnem Eis. Dann sieht man ihn nicht, da musst du wissen, wo er ist.«
    »Wie denn?«
    »Du peilst am andern Ufer den Kiefernhügel an und die Kirchein Richtung Dorf, dann den Mast drüben auf dem Granberg und das Bootshaus. Wenn du im Schnittpunkt dieser Linien stehst, bist du übel dran.«
    Bengt zog seine Fausthandschuhe aus, öffnete seinen Leibriemen, machte sein Fahrtenmesser los und reichte es Mik.
    »Hier, nimm das Messer. Ich schenk es dir. Es hat mich gerettet, als ich mal eingebrochen bin. Man haut es in die Kante und zieht sich daran aufs Eis.«
    Es war ein schönes Messer mit beinernem Schaft und Lederscheide.
    »Versprich mir, es immer am Gürtel zu haben, wenn du auf dem Eis bist.«
    Das versprach Mik.
     
    Sie holten die letzte Leine herauf und fuhren landeinwärts. Die Kiste auf dem Sitz war voller Hechte. Mik stand vor Bengt auf den Kufen. Am Horizont lag ein kleiner blauer Rand über dem Berg. Ein schwaches Morgengrauen, das sich gegen den schwarzen Himmel stemmte.
    »Sag Lena nichts von der Sache mit dem Strömungsbrunnen. Dass du dort draußen gewesen bist.«
    »Ich sag nichts.«
    »Gut.«
     
    In der Schule erzählt Mik Pi in der Pause, wie er den großen Hecht gefangen hatte. Die anderen in der Klasse standen daneben und hörten zu. Er zeigte, wie er gezogen hatte, mit aller Kraft, schließlich ging es um sein Leben. Der Hecht hätte ihn jederzeit unters Eis zerren können. Ein gefährlicher Kampf, den der Hecht fast gewonnen hätte. Ein Kampf auf Leben und Tod.
    »Das ist Tierquälerei«, sagte das Mädchen, das noch nie Rolltreppe gefahren war.
    »Nein, Jesus hat auch Hechte geangelt.«
    »Wo denn?«, fragte Filip. »Hier im Selet, oder wo?«
    »Weiß ich doch nicht, wo die geangelt haben.«
    »Du spinnst ja«, sagte das Mädchen, das noch nie Rolltreppe gefahren war.
    »Erzähl weiter«, sagte Pi. »Ich möcht noch mehr hören.«
    Mik fuhr fort, seinen Kampf mit dem Hecht zu schildern. Jetzt wurde der Hecht zu einem Drachen.
    »Ein Eisdrache!«, schrie er. »Und dann bin ich ins Loch gefallen. Aber ich hab ihn mit einem Nackengriff gepackt und mich aufs Eis gehievt. Er hat mich gebissen, da hab ich ihn mit der Axt erschlagen.«
    Er hüpfte umher, um es zu demonstrieren, lag zappelnd im Schnee und schlug um sich. Er ahmte die Todeskrämpfe des Drachen nach, seifte sich selbst mit Schnee ein und lag dann regungslos auf dem Boden, mit ausgebreiteten Armen.
    Pi lachte, aber Filip sagte: »Du lügst.«
    »Spielt doch keine Rolle«, sagte Pi. »Er erzählt gut, darum geht’s.«
    »Was denn?«, sagte Oskar. »Darf man etwa lügen, wenn man gut erzählt?«
    »Ja«, sagte Pi, zog einen Handschuh aus, ging in die Hocke und schob die Hand unter die Ohrenklappe von Miks Mütze. Sie rieb sein Ohrläppchen zwischen Zeige-und Mittelfinger.
    Ihm wurde ganz warm. Sie sahen sich in die Augen. Sie lächelte.
    Mik kam es vor, als würde der Schnee rings um ihn schmelzen, dann bekam er Atemprobleme. Pi rieb, und Mik wurde immer röter.
    »Gleich wird er ohnmächtig«, sagte Oskar.
    »Er hält mit Absicht die Luft an«, sagte Filip. »Bloß um sich wichtig zu machen.«
    »Er sieht echt komisch aus«, sagte

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