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Ihr Kriegt Mich Nicht!

Ihr Kriegt Mich Nicht!

Titel: Ihr Kriegt Mich Nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
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herumtreiben?«
    »Magnetisch verirrt«, erklärte Mik. »Sie glauben also an meinen Wal?«
    »Dein Wal bedeutet irgendwas, das glaube ich.«
    »Aber dann glauben Sie daran?«
    »Ja. Dass er was bedeutet.«
EIN EISBALL INS AUGE
    Die Weihnachtsferien gingen zu Ende. Es waren gute Ferien gewesen. Die besten Weihnachtsferien überhaupt. Sechs Katzen hatten sie zurückgebracht. Acht riesige Schneemänner hatten er und Pi gebaut, als nach Neujahr Tauwetter einsetzte. Einer war vier Meter hoch und wurde vom ganzen Dorf bestaunt. Mik kam es vor, als hätte er mitgeholfen, ein Wunder zu erschaffen. Bengts Fieberließ nach, und er half ihnen, das Oberteil des Riesenschneemanns hinaufzuhieven. Oskar fand, man solle das Guinness-Buch der Rekorde benachrichtigen, damit sie den Schneemann in ihre nächste Ausgabe aufnehmen konnten.
    »So groß ist er auch wieder nicht«, sagte Filip. »In Alaska hat man garantiert schon größere gebaut.«
    Die Papageienfrau hatte dreimal angerufen und mit Lena gesprochen. Mik hatte ausrichten lassen, er sei daheim ausgezogen und hierhergezogen, er habe ein neues Zuhause. Das hier war zu Hause, hier würde er bleiben.
    Die Wochen vergingen, und die Tage wurden länger. Die Sonne warf nicht mehr bloß einen kurzen Blick über den Horizont. Sie hing oben am Himmel, und an manchen Tagen konnte man die dicke Mütze in den Pausen weglassen. In der Schule hatte man ein ganzes Bündel neuer Eishockeyschläger und schöne neue Tore gekauft. Sie spielten in sämtlichen Pausen, und Mik stand in Pis Mannschaft im Tor. Pi spielte am besten, aber Filip glaubte, er sei der Beste. Das war er nicht. Er war nur der Sauerste. Oskar schlug sich mit seinem eigenen Schläger einen Zahn aus, als er ins offene Tor schießen wollte. So was schaffte bloß Oskar.
    Filip hatte einen Schneescooter bekommen, den noch niemand gesehen hatte, weil er sich entweder beim Kundendienst befand oder an einen Cousin ausgeliehen war oder in der Werkstatt auf Vordermann gebracht wurde.
     
    Es war Abend, die Sperbereule saß draußen im Baum. Lena brachte Brote und Milch herauf. In Miks Kopf hatte sich ein seltener rosa Schimmer ausgebreitet. Er wusste nicht, was das war. Aber er war froh, und das Frohe strömte ihm irgendwie aus Ohren, Nase und Mund wie rosa Zuckerwatte. Er hüpfte auf denKnien im Schlafanzug auf dem Bett herum und fragte: »Warum steckt man die Zunge in den Mund von jemand anderem?«
    Lena lachte.
    »Nun, weil man diese Person gern hat.«
    »Die, der man die Zunge in den Mund steckt?«
    »Ja.«
    »Gut.«
    »Ich versteh nicht, warum du deine Kleider nie aufhängen kannst«, sagte Lena und hörte selbst, dass sie allmählich wie eine Mutter klang.
    Miks Kleider lagen in einem zerknitterten Haufen auf dem Boden. Strümpfe, Hosen, Pullis lagen da, als hätte sich der Junge, der sie getragen hatte, in Rauch aufgelöst oder plötzlich in eine Ameise verwandelt.
    Lena hängte die Hosen über den Stuhl, dabei fiel Geld aus der Tasche. Münzen und zerdrückte Scheine.
    »So viel Geld«, sagte sie erstaunt. »Woher hast du das?«
    »Verdient.«
    »Womit?«
    »Die Geschäftsidee. Eine Katzenfabrik. Pi und …«
    »Katzenfabrik?«, fragte Lena, während sie die Scheine zählte. »Das hier sind sechshundert Kronen.«
    »Ja, die freuen sich immer so.«
    Mik fühlte, wie die Zuckerwatte ihm aus dem Mund strömte, weil alles so gut war. Irgendetwas sprudelte in ihm, er hüpfte auf den Knien im Bett umher. Ihr konnte er es sagen. Sie war voll in Ordnung.
    »Entlaufene Katzen. Wir versorgen sie, bis der Finderlohn stimmt.«
    »Was?«
    »Die Katzenbesitzer freuen sich riesig.«
    »Ihr versorgt die Katzen?«
    »Ja, bis der Finderlohn stimmt.«
    »Ihr entführt Katzen, das ist ja …«
    Lena sah komisch aus. War sie böse, oder was?
    Er hielt mitten im Hüpfen inne. Die Zuckerwatte fiel in sich zusammen und klebte ihm schmierig um den Mund. Er hätte nichts sagen sollen. Man soll nie was sagen.
    »Aber die Katzenbesitzer freuen sich immer riesig. Die würden sich nie so freuen, wenn die Katzen nicht zwischendurch verschwinden und von uns zurückgebracht würden.«
    »Das ist nicht recht. Aber schlaf jetzt, darüber reden wir noch.«
    Lena ging die Treppe nach unten. Mik zog sich die Decke über den Kopf. Warum musste er auch loslabern? Man darf eben nicht so verdammt froh sein, dann blubbert es einfach aus einem heraus. Wie schlecht war das jetzt?
     
    Zwei Tage dauerte es. Dann wusste er: Es war ganz schlecht. Es war scheißschlecht. Es

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