Ihr letzter Tanz
ihn.
„Aber nur eine kleine.“ Wieder sah er Shannon an.
„Hast du eigentlich irgendwas gegessen?“ fragte sie. „Du hast die Alarmanlage einbauen lassen, da bin ich dir schließlich etwas schuldig.“
„Nein, du bist mir nichts schuldig“, gab er mit Nachdruck zurück.
„Tut mir Leid, so habe ich das nicht gemeint“, murmelte sie und wünschte sich, sie würde jetzt nicht rot werden. „Setz dich doch bitte hin, ich mache in der Zwischenzeit den Tee.“ Sie lächelte ihn an. „Marnie kann dir ja derweil erzählen, wie ihr Tag war.“
Ein flüchtiges Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Ihm war nicht entgangen, dass Marnie unentwegt geredet hatte.
„Na gut, dann kümmere du dich in aller Ruhe um den Tee“, sagte er und ging in Richtung Wohnzimmer. Marnie blieb stehen. „Hey, sorry, ich sollte dir wohl besser dabei helfen, wie?“
„Nein, schon gut. Geh ruhig und unterhalte dich mit Quinn.“
Shannon setzte das Wasser auf, stellte einen Teller mit Gebäck und Käsehäppchen zusammen und ging nach einer Weile mit dem Tablett und der Teekanne in Richtung Wohnzimmer. Auf dem Weg dorthin fiel ihr auf, dass es ungewöhnlich ruhig war.
Als sie das Zimmer betrat, sah sie, dass Marnie im Sessel und Quinn auf der Couch eingeschlafen waren.
Sie stand da, als Marnie sie auf einmal anblinzelte.
„Oh“, murmelte sie und streckte sich. „Ich hab ihm alles erzählen wollen, aber dann hat er gar nicht mehr geantwortet. Da hab ich erst gemerkt, dass er schon längst eingeschlafen war“, flüsterte sie. „Wir müssen ihn wohl aufwecken.“
Shannon stellte das Tablett ab und erwiderte leise: „Nein, wir lassen ihn schlafen. Komm mit in die Küche, dann kannst du deinen Tee dort trinken. Heute Nacht schläfst du bei mir im Zimmer.“
„Und das macht ihm nichts aus?“ fragte Marnie.
„Nein, das wird ihm nichts ausmachen.“ Shannon ging kurz ins Schlafzimmer und kam mit einer Decke zurück, die sie über Quinns Beine legte. „Komm“, flüsterte sie und legte einen Finger an den Mund, um Marnie zu bedeuten, dass sie leise sein sollte.
Das Mädchen nickte und folgte ihr in die Küche, wo sie ihren Tee tranken und Marnie fast in einem Zug die gesamten Käsehäppchen und das Gebäck aufaß. Shannon fiel auf, dass sie ausgehungert aussah.
Es war aber auch kein Wunder, schließlich hatte sie den ganzen Tag unermüdlich getanzt und geübt. Und so dünn, wie sie war, hatte sie kaum etwas zuzusetzen.
Als der Teller leer war, merkte sie erst, dass sie alles aufgegessen hatte. Zwar entschuldigte sie sich nicht, sah aber Shannon betrübt an. „Ich spüle noch.“
„Das hat bis morgen Zeit. Jetzt erst mal ab ins Badezimmer mit dir, damit wir uns endlich hinlegen können.“
Sie fürchtete bereits, Marnie könnte den Rest der Nacht damit verbringen wollen, sich im Flüsterton mit ihr zu unterhalten, aber zum Glück war das nicht der Fall.
Es war weit nach Mitternacht, als sie endlich ins Bett fielen. Marnie achtete darauf, dass sie auf ihrer Seite des Betts blieb, als befürchte sie, sie könne ihre Gönnerin in irgendeiner Weise verärgern.
Nach einer Minute Stille sagte Marnie: „Noch mal danke für alles.“
Die Art, wie sie das sagte, brachte Shannon zum Lächeln und berührte sie tief in ihrem Herzen.
„Das ist schon okay, wirklich.“
„Gute Nacht. Ich verspreche, dass ich kein weiteres Wort mehr sage.“
Shannon lachte leise und drehte sich auf die andere Seite.
Wie sonderbar. So hätte sie sich diese Nacht nicht vorgestellt, aber wenigstens fühlte sie sich in ihren eigenen vier Wänden wieder sicher.
Wenige Minuten später war sie fest eingeschlafen.
Jake hatte noch immer frei. Er bot Quinn an, aufs Revier zu kommen, doch der lehnte das schlichtweg ab. Jake war inzwischen eine neue Partnerin zugeteilt worden – eine Frau namens Anna Marino –, die sich als Geschenk des Himmels entpuppte.
Sie freute sich, Quinn kennen zu lernen, und hatte nichts dagegen, ihn mit Informationen zu versorgen. Anna war mit fast 1,80 Meter auffallend groß, dazu war sie schlank, und mit ihrem naturblonden Haar und ihren leuchtend blauen Augen strahlte sie eine natürliche Schönheit und Eleganz aus. Rein nach ihrem Aussehen beurteilt, hätte sie sich auf einem Laufsteg wohler fühlen müssen als bei der Polizei. Aber sie zählte zu den Besten, die das Revier Miami-Dade vorzuweisen hatte.
„Ich sage Ihnen alles, was ich weiß“, versicherte sie Quinn und ging Jakes Akten durch. „Ich wünschte nur, wir
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