Ihr letzter Tanz
nach mir sehen. Und danke für die Blumen, die sind wunderschön“, sagte sie und beugte sich ein Stück weit vor. Quinn fiel ein, dass sie an den beidseitigen Wangenkuss als Begrüßung gewöhnt war, also erfüllte er ihre Erwartungen.
„Sie sehen gut aus“, sagte er, nachdem er sich zu ihr ans Bett gesetzt hatte.
„Ich fühle mich schrecklich“, erwiderte sie. „Aber wenigstens bleibt bei diesen neuen Operationsmethoden keine riesige Narbe zurück.“
„Zumindest etwas Erfreuliches“, murmelte er, war aber nicht sehr amüsiert, nachdem er mehr und mehr über ihre Welt erfahren hatte. Ihr Körper war ihr Kapital. Sie war jung und hübsch, und die Kostüme, die sie trug, waren oft sehr spärlich und ließen einen großen Teil des Rückens und den Bauch frei.
„Das klingt wohl ziemlich eitel, wie?“ fragte sie seufzend.
„Oh, ich verstehe schon, was Sie meinen.“
„Ihr Bruder ist gerade eben gegangen“, sagte sie.
„So? Er sollte eigentlich arbeiten. Er kann froh sein, dass er die Tagschicht bekommen hat.“
„Es war nur für eine Minute. Er wollte mir guten Morgen sagen.“
Quinn nickte. „Dann treffen Sie sich also außerhalb des Studios?“
„Sie dürfen das keinem erzählen“, sagte sie und zog nervös an ihrer Bettdecke.
„Früher oder später dürfte das sowieso allen auffallen“, gab er lächelnd zurück.
„Wenn das passiert, muss ich vielleicht kündigen.“ Sie sah Quinn an. „Gordon und Shannon sehen darüber hinweg, solange sie können, aber andererseits … vielleicht hat Shannon jetzt mehr Verständnis.“
„Wieso?“
Jane lachte amüsiert. „Sie hatte schon lange keinen Schüler mehr.“
„Ich dachte, man behält den Schüler, der einem bei der ersten Stunde zugeteilt wird.“
„Nicht, wenn man Shannon Mackay ist. Sie ist die Managerin, und sie entschied, Sie anzunehmen.“
„Nur, weil sie herausfinden wollte, was es mit mir auf sich hat.“
„Nein, weil Sie ein Detektiv sind und herausfinden wollen, was es mit uns auf sich hat“, entgegnete sie lächelnd.
„Das weiß inzwischen wohl jeder, wie?“
„Ehrlich gesagt, ich weiß es von Doug. Aber Katarina kam gestern her und erzählte mir von dem Wirbel, den Sie bei Dr. Long verursacht haben.“
„So, so.“
„Ich kann Ihnen ein Geheimnis verraten, wenn Sie wollen.“
„Nur zu.“
„Ich glaube nicht, dass Shannon Sie weiter unterrichtet hat, nur weil sie wissen wollte, was Sie vorhatten“, erklärte sie mit einem verschwörerischen Unterton.
„Mag sein, aber im Moment ist sie auf mich nicht gut zu sprechen.“
„Da irren Sie sich aber gewaltig.“
„Meinen Sie?“
„Ja, meine ich! Ich bin sogar vom Gegenteil überzeugt: Sie ist mehr als nur gut auf Sie zu sprechen. Ich war damals noch nicht im Studio, aber von Christie weiß ich, dass Shannon sich nie hatte anmerken lassen, wie weh es ihr tat, als sich Ben entschied, mit Lara zu tanzen, und als er sie dann auch noch heiratete. Laut Christie benahm sie sich, als wäre das das Normalste auf der Welt. Immer wenn sie sie sah, tat sie so, als sei überhaupt nichts passiert. Als hätte er ihr überhaupt nichts bedeutet. Und als sei sie froh darüber, nur noch zu unterrichten und nichts mehr mit den Wettkämpfen zu tun zu haben. Natürlich unterrichtet sie gern, aber … Wäre das nicht toll, wenn Doug und ich heiraten würden, und Sie würden Shannon heiraten?“
Quinn musste laut lachen. „Wow, Sie beide haben es aber eilig.“
Sie machte die Nase kraus. „Sie meinen, wegen seiner Affäre mit Lara?“
„Wenn Sie so direkt fragen – ja.“
„Lara wusste, wie sehr ich ihn mag. Und wie stolz ich auf ihn als mein Schüler war. Deshalb machte sie sich auch an ihn ran. Ich gebe Doug nicht die Schuld. Ihm sagte ich auch nur, ich sei seine Lehrerin, und deshalb könnten wir nicht zusammen ausgehen. Nach Laras Tod, da … ich glaube, da ist mir bewusst geworden, wie kurz das Leben eigentlich ist. Wer weiß? Wir sind ein unabhängiges Studio, bei uns kann keine Chefetage ankommen und Druck auf uns ausüben.“
„Scheint so, dass Ihre Beziehung zu Doug länger existiert, als ich gedacht hatte“, sagte er. „Shannon und mich verbindet keine langjährige Vergangenheit. Außerdem sagte ich bereits, dass sie mich im Moment ohnehin nicht besonders gut leiden kann.“
„Aber nur, weil sie sich Hals über Kopf in Sie verliebt hat. Sie hat Angst vor ihren eigenen Gefühlen“, gab Jane mit breitem Grinsen zurück. „Ich kenne Shannon ziemlich gut,
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