Ihr letzter Tanz
sie verliebt sein?
Manuel Taylor hatte sich noch immer nicht gemeldet, als Quinn wieder auf der
Twisted Time
war. Er war davon ausgegangen, dass der Mann sich umgehend auf seinem Mobiltelefon melden würde.
„Kein Problem. Ihre Gruppe bringt mir gutes Geld ein“
, hatte er gesagt.
Das stimmte. Er hatte an Gordon verdient, um Shannon einen Satz zuzuflüstern, und von Quinn war er bezahlt worden, um Gordon gegenüberzutreten.
Er war aber sicher, dass mehr hinter diesem Satz steckte. Jemand anders aus der Gruppe hatte den Kellner ebenfalls bezahlt.
Aber wofür?
Oder sollten sie etwa alle für ein paar Drinks großzügige Trinkgelder geben?
Das bezweifelte er sehr. Vielmehr wurde er das Gefühl nicht los, dass er bezahlt worden war, um Lara Trudeau unwissentlich ein präpariertes Getränk zu reichen.
Es war zwar schon spät, dennoch rief er im Hotel an und ließ sich mit dem Oberkellner verbinden.
Der Mann konnte ihm nicht weiterhelfen, und er war wütend. Manuel Taylor hätte am Abend zuvor zum Dienst erscheinen sollen, war aber nicht aufgetaucht.
„Ich dachte, er wäre so zuverlässig.“
„Normalerweise ist er das auch“, erwiderte der Oberkellner. „Aber er hat sich schon einmal nicht blicken lassen. Da ist er mit ein paar Freunden einfach nach Orlando gefahren. Ich sagte ihm, ich würde ihn feuern, falls das noch einmal vorkommen sollte. Er ist zwar eine gute Kraft, und es tut mir Leid, aber ich werde mein Wort halten müssen.“
Quinn legte verärgert auf.
Er konnte heute Abend weiter nichts unternehmen. Er war ruhelos und hatte das Gefühl, bei Shannon sein zu müssen, obwohl sie nun die Alarmanlage hatte und nicht allein zu Hause war.
Es gab wirklich nichts zu tun. Während er ein wenig zu schlafen versuchte, schweiften seine Gedanken ab. Erinnerungen und Überlegungen wirbelten wie Teile eines Puzzles durch seinen Kopf.
Seine Gedanken gelangten zu Shannon, die erst vor kurzem hier auf der
Twisted Time
gewesen war. Es kam ihm vor, als sei es schon eine Ewigkeit her. Er sah sie vor sich, wie sie in der Tür stand und so verführerisch sein altes Hemd trug. Eine einzige Nacht, die seine Welt auf den Kopf gestellt hatte. Im Boot hing immer noch der flüchtige Duft, durchdrang die Bettlaken, die Kajüte, seine Erinnerungen. Der Klang ihrer Stimme hallte in seinem Kopf nach.
Er verlor sich in ihr, ermahnte er sich.
Doch er konnte nichts dagegen unternehmen, dass seine Gedanken unablässig zu ihr zurückkehrten. Außerdem ärgerte es ihn, dass ein Mädchen von gerade mal achtzehn Jahren völlig klar die wahre Tiefe dessen erkannt hatte, was seiner Ansicht nach bloße Anziehung und sexuelle Erregung gewesen waren. Sie hatte ihn einmal berührt, und seitdem drehte sich sein Dasein nur noch um sie, ob er wach war oder ob er träumte. Er war nicht nur auf der Suche nach der Wahrheit, um sich selbst zu rechtfertigen, sondern weil er beheben wollte, was in ihrem Leben nicht stimmte, und weil er eine Welt schaffen wollte, in der er sie erneut berühren durfte. Er wusste, was es hieß, sich um einen anderen Menschen zu sorgen, aber noch nie zuvor war das so in Fleisch und Blut eingedrungen und ließ ihn nicht wieder los. Sie verfolgte ihn in seinen Träumen, er sah sie in seiner Erinnerung, atmete ihren Duft, hörte ihr Flüstern trotz der Wellen, die an den Rumpf des Bootes schlugen.
Nick’s war freitags länger geöffnet als an anderen Werktagen. Er konnte Gelächter und Wortfetzen hören, die vom Patio zu seinem Boot getragen wurden. Männer und Frauen, manche waren bereits vergeben, andere suchten nach einem Partner, nach einer echten, dauerhaften Beziehung, wieder andere hofften auf ein schnelles Abenteuer. Nick’s war nicht gerade das ideale Lokal, um Frauen kennen zu lernen. Dafür gab es zu viele Stammkunden, die Pärchen oder Ehepaare oder einfach nur Freunde waren. Manchmal lief die alte Jukebox, aber vor allem an Wochenenden sorgte Nick dafür, dass eine Band spielte.
Heute Abend würde er es ruhig angehen lassen. Er dachte an seine Freunde. Ashley war mit dem Neugeborenen zu Hause. Sie und Jake hatten immer davon gesprochen, wegzuziehen und anderswo ein Haus zu kaufen, doch Jakes Boot lag hier am Kai, und Ashley hatte ein Apartment, in dem sie für sich sein konnten. Die beiden hatten zudem zu viel mit sich selbst und ihrer Arbeit zu tun, um auf Haussuche zu gehen. Nick’s war ein Lokal, das diese Lebenseinstellung widerspiegelte. Es war nicht wie die Bars und Restaurants unten am Strand
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