Ihr letzter Tanz
Obwohl die Cocktails bereits serviert wurden, wollten die Caterer wissen, in welcher Reihenfolge das Essen an die Tische gebracht werden sollte. Zuerst den Käse oder die Shrimps? Das Trio fragte, wann es spielen und wann es Pause machen konnte. Ihr fiel auf, dass sich die Gruppen aus Broward und Miami-Dade je für eine Seite des Schiffs entschieden hatten, anstatt sich zwanglos zu mischen. Sie wollte dem Trio sagen, es solle ein Stück aus Oklahoma spielen, aber jemand drückte ihr ein Glas Champagner in die Hand, mit dem sie sich zu Mary und Judd Bentley setzte, denen das Studio in Broward gehörte.
„Hi, Shannon“, grüßte sie Trudy Summers, eine langjährige Schülerin. „Schön, dass du hier bist. Mary erwähnte, wie schwer es ihr gefallen war, mit ihrem Ehemann zu tanzen.“
„Na, so schwer sollte es eigentlich nicht sein“, sagte Judd, der einen Arm um die Schultern seiner Frau legte. „Das Problem ist nur, dass sie Lehrerin ist und immer nur führen will, auch wenn sie mit mir tanzt.“
„Vor allem, wenn ich mit ihm tanze“, erwiderte Mary lachend. „Aber um ehrlich zu sein, ich versuche gar nicht zu führen.“
„Heute Abend
werdet
ihr zusammen tanzen – wir sind hier, um Spaß zu haben“, sagte Trudy.
„Oh ja“, meinte Judd ironisch. „Das wird ein großer Spaß werden. Wir werden an Deck tanzen, und dann gibt es einen dieser Heber, die sie so liebt.“
„Genau“, pflichtete seine Frau ihm bei. „In Wahrheit will er mich dabei nur über Bord befördern.“
„Ja und? Du kannst doch schwimmen!“ gab er zurück.
„Das dürfte keine gute Idee sein, da unten befindet sich nämlich eine Schiffsschraube“, warnte Shannon amüsiert. „Trudy, denk bitte daran, dich ein bisschen unter die Leute zu begeben. Wir sind alle aus Süd-Florida, wir repräsentieren keine getrennten Lager.“
„Kein Problem. Stell mich doch einfach ein paar von deinen Männern vor. Unser Studio ist etwas frauenlastig. Hey, der Typ ist ja süß … oh, der da auch.“ Sie zeigte auf Doug und Quinn. „Janes Schüler. Den Jüngeren kenne ich, den anderen nicht. Sie sehen sich verdammt ähnlich.“
„Brüder“, sagte Shannon, dann konnte sie sich eines nicht verkneifen: „Ich stelle dich Mr. Clinton vor, falls du ihn noch nicht kennst. Er sagt, die Frauen überwiegen die Männer immer im Verhältnis zwei zu eins.“
Dann stand sie auf und ging weiter. Sie selbst hatte keinen festen Platz, sondern ging von Tisch zu Tisch, um mit jedem ein paar Worte zu wechseln, während die anderen sich am Büfett bedienten. Es wurde zwar hin und wieder auch getanzt, aber richtig voll wurde die Tanzfläche erst, als das Essen vorüber war und die Tische abgeräumt worden waren. Gegen Mitternacht sollten sie wieder am Landesteg zurück sein.
Gordon und Judd stellten einander einige ihrer Leute vor, die dann in jeweils knapp neunzig Sekunden Ausschnitte aus den Nummern zeigten, die sie auf der Gala präsentieren würden.
Shannon reagierte erschrocken und überrumpelt, als Gordon aus heiterem Himmel ankündigte, sie und Quinn würden ihren Walzer vorführen. Sie war sicher, dass Quinn genauso erschrocken war, doch ließ er sich nichts anmerken.
Seltsamerweise war sie froh, sich in seine Arme sinken zu lassen, da sie augenblicklich die elektrisierende Wirkung seiner Berührung spürte, die in seiner Nähe so schnell entstand. Doch sein Blick bereitete ihr Sorgen.
„Ist das okay für dich?“ fragte sie ihn.
„Das hier? Oh ja“, antwortete er nur, dann setzte die Musik ein und er bewies, wie ernst er es meinte. Der Walzer war wie für diesen Mann geschaffen. Tänzer – und vor allem Anfänger – spornten sich gegenseitig durchaus an, aber es erstaunte sie zutiefst, als Applaus aufbrandete und Jubelrufe die Luft erfüllten, während er sie über die Tanzfläche führte und sie dann zur ,Dreckschleuder‘ in die Luft hob und drehte.
Quinn lächelte und war charmant. Als die anderen zu ihnen kamen und sagten, sie könnten nicht fassen, dass er wirklich ein Anfänger sei, entgegnete er, sie sollten ihn mal beim Foxtrott sehen. Doug umarmte ihn und gratulierte ihm, doch Quinn war nicht wirklich bei der Sache. Shannon konnte sich des Gefühls nicht erwehren, er würde ständig Gordon beobachten.
Sie bekam keine Gelegenheit, länger bei ihm zu bleiben, da Judd bekannt gab, sie und Ben würden als Nächstes einen Bolero präsentieren. Noch so eine Überraschung.
„Willst du das wirklich?“ fragte Ben.
„Ja, lass uns
Weitere Kostenlose Bücher