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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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kurzem Stil die Scheiße zusammen und spülte den Beton mit milchigem Desinfektionsmittel ab. Dann wickelte er einen dicken, ziegelroten Schlauch ab, spritzte alles, was an Dreck noch da war, in den kleinen Abfluss, füllte den Wassereimer neu und ging weiter.
    Wenn er fertig war, konnte Jonas wieder atmen. Konnte wieder spüren, wie seine Rippen auf den Boden drückten wie lange, kühle Finger, die seinen Oberkörper umfassten und ihn daran erinnerten, dass er noch am Leben war.
    Er wurde nicht mit den Kindern auf die Wiese hinausgelassen. Er konnte sich nicht einmal aufrecht hinstellen, weil er niemals von der kurzen Kette losgemacht wurde. Warum, wusste er nicht, doch der Mangel an Bewegung kümmerte ihn auch nicht. Bewegung würde nur auf ihn aufmerksam machen, wo er doch unsichtbar sein wollte.
    Nur seinem Magen schien die Zeit bewusst zu sein, die vergangen war.
    »Ich hab deinen Bauch gehört!«, verkündete Charlie neben ihm. »Grrr. Grrrrr. Genau so.« Sein Lächeln verblasste, und er fügte kläglich hinzu: »Ich hab Hunger.«
    »Geben Sie ihm doch Ihr Fleisch, wenn Sie’s nicht essen«, sagte Steven Lamb.
    Jonas sah Steven nicht an und versuchte, auch sonst nichts anzusehen.
    Käfige voller Kinder und niemand, der sie beschützte.
    Dieses Problem war zu groß, und er war zu klein, um etwas dagegen zu unternehmen.
    Manche Menschen tun Kindern weh. Er hatte keine Antwort gewusst, als er ein Kind auf der Springer Farm gewesen war, und er hatte auch jetzt keine Antwort, da er abermals ein Kind war.
    Alles, was er tun konnte, war, die Augen schließen, sich ganz eng zusammenrollen und hoffen, dass alles schnell vorbeiging.
    »Hey«, sagte Steven. »Mr Holly?«
    Keine Antwort. Der Mann hatte sich kaum bewegt, seit sie hier waren. Ein paarmal hatte Steven ihn aus dem Blecheimer trinken sehen, und er hatte in den Abfluss vorn im Zwinger gepisst. Einmal hatte er nachts geweint wie ein Baby.
    Es war peinlich, und es war verdammt nervig.
    Mr Holly war doch ein Erwachsener. Und noch dazu Polizist. Und er tat nichts, um ihnen zu helfen – oder auch nur sich selbst.
    Es sei denn, er spielte irgendein abartiges Spiel. Versuchte, so zu tun, als sei er einer von ihnen, während er in Wirklichkeit mit dem Huntsman unter einer Decke steckte … Steven wusste, dass das unwahrscheinlich war, doch es widerstrebte ihm noch immer, dem Mann einen Vertrauensbonus zu gewähren.
    »Hey!«, sagte er schärfer. »Charlie redet mit Ihnen.«
    Jonas Holly schloss langsam die Augen.
    Steven trat gegen den Zaun. »Hey!«
    Nichts.
    Hinter Jonas begann Jess leise zu singen. »Häschen in der Grube …«
    Charlie zog die Faust durch den Zaun zurück.
    »Komm schon, Charlie«, sagte Kylie, und sie und Maisie fingen an mitzusingen. »Armes Häschen, bist du krank … «
    Charlie klatschte in die Hände und stimmte ein. »… dass du nicht mehr hüpfen kannst …«
    Steven stand auf und suchte mit Blicken und Fingern sein winziges Gefängnis nach einem Fluchtweg ab.
    Nicht zum ersten Mal.
    Die über die Stahlstreben gehakten Drahtenden waren zu starr, um sie mit der Hand aufzubiegen; er konnte hinaufklettern und den Kopf durch den Zwischenraum zwischen der Tür und dem Plastikdach stecken, für mehr aber war der zu schmal. Und obgleich die graue Mauer an der Rückseite des Zwingers an den Rändern zerbröselte, war sie an allen wichtigen Stellen stabil. Er hatte davorgesessen und mit der Ferse wiederholt dagegengetreten – und außer einer Blase war dabei nichts herausgekommen.
    »Du kommst nicht raus«, hatte Jess zu ihm gesagt, als er seine Runde zum ersten Mal gemacht hatte, doch er sträubte sich noch immer, in diesem Punkt nachzugeben.
    In jedem anderen Punkt hatte er nachgeben müssen. Er hatte auf dem Strohbett schlafen, aus dem Blecheimer trinken, in den Abfluss pinkeln müssen – und nach drei qualvollen Tagen der verzweifelten Hoffnung auf Rettung hatte er schließlich auf den kalten Betonboden geschissen. Das volle Demütigungsprogramm.
    Jeden Morgen und jeden Nachmittag bekamen sie Bewegung. Alle außer Jonas Holly wurden aus den Zwingern geführt und mit kurzen Verbindungsketten aneinander festgemacht. Die Ketten bedeuteten, dass sie zwar gehen, nicht aber rennen oder klettern konnten – Tanzen wäre allerdings wahrscheinlich möglich gewesen, solange langsame Musik gespielt wurde. Der Huntsman brachte sie auf eine kleine umzäunte Wiese, immer zu ungefähr gleich großen Paaren zusammengekettet, was bedeutete, dass Steven immer

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