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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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gerannt und sabbern, vor allem der kleinste Rüde – der hat ständig Kohldampf! Die Weibchen sind auch richtig süß. Machen auf der Wiese Gänseblümchenketten! Wie im Märchenbuch.
    Sie machen nich’ so viel Krach wie die alten, aber das kommt schon noch. Hier oben können sie so viel Krach machen, wie sie wolln, da hört sie meilenweit keiner.
    Mir fehlt der Krach. Diese Stille hat mich irre gemacht.
    Vielleicht kann ich ja irgendwann mal mit ihnen spazieren gehn. Nachts vielleicht und immer paarweise zusammengekettet, wie Junghunde, damit sie nich’ in alle Richtungen losrennen. Das wär gut für sie und gut für mich. Zuzusehen, wie sie stark werden und ausdauernd und gehorsam.
    Weiß nich’, ob ich vorher glücklich war. Hab da eigentlich nie drüber nachgedacht. Aber das hier macht, dass ich wieder so was Ähnliches fühl wie Glück.
    Is’ schön, wieder im alten Trott zu sein.
    Schön, was zu haben, was man lieben kann.
    38
    Der Verbrennungsofen sprang mit einem leisen Wummpp an, und Stevens Mund füllte sich mit Speichel. Es machte ihn wütend, und er widerstand dem Drang, aufzustehen und zur Vorderseite des Zwingers zu gehen, um wie die anderen Kinder auf die Fütterung zu warten. Dabei musste er immer an die Eisbären denken, die er einmal in Bristol im Zoo gesehen hatte – wie sie unermüdlich auf und ab gewandert waren, zu den Menschen hinaufgestarrt und auf die Fütterungszeit gewartet hatten.
    Stattdessen lag er auf dem Stroh, das ihm als Bett diente, und schaute zu dem vergilbten Wellplastikdach hinauf. Streifen aus toten Fliegen, Vogelscheiße und kleine Steinchen lagen darauf. Das war jetzt seit sechs Tagen sein Himmel. Sein Horizont war eng und hatte ein Rautenmuster.
    Steven wischte sich den Sabber von den Lippen und erhob sich auf die Knie.
    In der baufälligen grauen Betonblockmauer an der Rückseite des Zwingers waren Fugen, durch die er über den ganzen Hof blicken konnte, bis zu der Reihe leerer Pferdeboxen. Wenn er sich nach einer Seite beugte, konnte er durch eine Fuge die Rampe und ein bisschen vom Inneren des großen Schuppens sehen – und den Huntsman bei der Arbeit.
    Heute war seine Arbeit eine Kuh.
    Steven sah zu, wie das schwarz-weiße Tier vorsichtig vom Anhänger tappte. Oben an der Rampe blieb es stehen und sah sich mit leeren Augen um. Steven war mal in dem neuen Supermarkt in Barnstaple gewesen und hatte alte Leute dasselbe tun sehen; sie standen im Käse-Gang und suchten nach Tee.
    »Hopp! Hopp!«
    Der Huntsman berührte die Hüfte der Kuh, und sie ging die mit Rillen versehene Rampe hinunter in den großen Schuppen, wobei sie ein wenig rutschte und sich nach hinten lehnte, um das Gleichgewicht zu halten. Ihr riesiges Euter pendelte hin und her.
    Der Huntsman folgte ihr in seiner grünen Latzhose, den Stiefeln und der Schiebermütze. In dem großen Schuppen trug er seine Strumpfmaske nicht, und Steven konnte die Furchen und Falten der Jahre sehen, die kleinen blauen Augen, den lippenlosen Mund und die gelben Zähne.
    »Er weiß nicht, dass wir ihn sehen können«, flüsterte Jess neben ihm, und er nickte. Es war nur eine Kleinigkeit, aber es lohnte sich, sie sich zu merken. Vielleicht konnten sie das eines Tages nutzen. Er wusste nicht, wie, aber er hatte immer gefunden, dass die meisten Dinge irgendwie nützlich waren.
    Der Schuss knallte laut im Schuppen, und Steven fuhr zusammen. Zwei Zwinger weiter sog Charlie erschrocken die Luft ein und fing dann an zu heulen wie ein Kind, das vom Fahrrad gefallen ist – mit weit offenem Mund, laut und hemmungslos.
    Jess wandte sich ab und setzte sich auf ihr erhöhtes Strohbett. »Es ist heiß«, sagte sie dumpf.
    Steven antwortete nicht. Sie wussten alle, dass es heiß war. Es hatte seit einer Ewigkeit nicht mehr geregnet.
    Er betastete das Halsband um seinen Hals. Unbequem war es nicht, aber lästig und verwirrend. Das kleine Vorhängeschloss, das es geschlossen hielt, lag wie ein kaltes Medaillon in der Kuhle an seinem Halsansatz, doch wenn er zu lange in der Sonne lag, wurde es so heiß, dass es wehtat. Das Halsband selbst war aus altem Leder, weich und griffig. Es war so ein flacher Metallstreifen drauf, vielleicht fünf Zentimeter lang. Steven dachte bei sich, dass man da vielleicht einen Hundenamen drauf eingravieren könnte. Behutsam fuhr er mit dem Fingernagel darüber, konnte jedoch nichts fühlen, das darauf hinwies, dass sein Name darauf stand – oder der von jemand anderem. Das tröstete ihn ein wenig, dass das

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