Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)
wie immer, doch sein Körper verriet seine Eile.
Er marschierte in den Käfig, und Charlie wich auf seinem Bett zurück. Der Mann packte ihn, und Charlie strampelte und schlug um sich.
»Lassen Sie ihn in Ruhe!« Steven drosch mit der Faust gegen das Maschendrahtgitter. »Arschloch!«
Jonas wollte unbeholfen auf die Beine kommen, doch die kurze Kette riss ihn sofort auf die Knie nieder. Er hakte die Finger durch das Gitter und schaute zu.
Alles wurde sehr schnell sehr still. Eben schrie und zappelte Charlie noch, und im nächsten Moment zerrte der Huntsman seinen schlaffen Körper aus dem Zwinger, eine grüne Hand über Mund und Nase des Jungen.
»Wo bringen Sie ihn hin?«, brüllte Steven. »Lassen Sie ihn in Ruhe.«
Der Huntsman beachtete ihn nicht. Mit mehreren Rucken und einer Kraft, die seine Statur Lügen strafte, wuchtete er Charlie auf den Karren, dann eilte er mit ihm davon und um die Ecke.
Steven wandte sich an Jess. »Was ist denn passiert? Hast du gesehen, was passiert ist?«
Sie starrte ihn an. Ihre Unterlippe zitterte.
»Was ist denn?«, fragte er. »Was ist los?«
»Der Hubschrauber«, stammelte Jess.
Erst da hörte Steven das Geräusch. Er war weit weg, doch es war unverwechselbar. Er stürzte zur Vorderseite seines Käfigs, um durch die Lücke im Dach nach oben zu spähen.
»Die suchen nach uns!«, stieß er aufgeregt hervor.
Die anderen Kinder rührten sich nicht.
»Ja«, sagte Jess Took dumpf. In dem Käfig am Ende der Reihe begann Pete Knox zu weinen, woraufhin Maisie ebenfalls in Tränen ausbrach.
»Was ist denn los?«, fragte Steven, doch ehe jemand antworten konnte, kam der Huntsman zurück.
Als Nächstes holte er Jess. Sie kreischte und versuchte, ihr Gesicht zu schützen, doch er stieß ihre Hände mit Leichtigkeit beiseite und drückte ihr seinen Handschuh auf Mund und Nase. Sie erschlaffte.
Dann die anderen, einen nach dem anderen.
Pete trat um sich und heulte und unterlag dann wie ein Kätzchen in einem Wassereimer. Steven schrie seinen Namen, auch dann noch, als der Junge um die Ecke verschwand – ein Arm baumelte vom Karren. Er kämpfte gegen die Panik an.
Der Hubschrauber kam näher. Der Lärm der Rotoren trieb in Wellen zu ihm herüber. Er flog kreuz und quer über das Moor. Suchte. Nach ihnen.
»Eins, zwei, drei – Hilfe!«, brüllte Steven. »Eins, zwei, drei!«
Kylie und Maisie sahen ihn nur an.
Er musste dem Hubschrauber ein Zeichen geben. Verzweifelt sah er sich in seinem Käfig um. Es gab nichts, was er benutzen konnte. Steven packte den oberen Rand der Tür und zog sich hoch. Dann zwängte er den Kopf durch die Lücke, durch die der Huntsman immer das Fleisch warf, und fluchte, als er sich das rechte Ohr aufriss. Er versuchte, auch einen Arm durchzuquetschen, doch es gelang ihm nicht. Seine Schulter war zu sperrig. Er zog den Kopf zurück, schrammte sich abermals das blutige Ohr auf und fuchtelte mit der rechten Hand in der Luft herum, bis die Finger seiner Linken nachgaben und er wieder auf den Boden plumpste.
»Lass das! Du machst ihn wütend!«
Steven drehte sich zu Jonas Holly um. Der Polizist umschlang seine Knie fest mit beiden Armen und zitterte sichtlich. Seine Augen waren riesengroß und voller Furcht. Steven drosch mit der flachen Hand gegen das Gitter zwischen ihnen, woraufhin Jonas zurückfuhr.
»Was ist denn los mit Ihnen?«, schrie Steven. »Stehen Sie auf und wehren Sie sich, Sie Baby !«
Jonas schloss die Augen und hielt sich die Ohren zu.
Steven trat noch einmal gegen den Zaun, dann drehte er sich um. Der Huntsman war da – seine grüne Hand griff bereits nach ihm. Steven riss den Arm hoch, doch es war zu spät.
Es gab kaum einen Kampf. Die Dämpfe füllten seinen Kopf, und er torkelte und schlug sich die Knie auf. Er versuchte aufzustehen und der Mann half ihm.
Half ihm auf seine Verräterbeine.
Half ihm auf den Karren und rollte ihn den Weg hinauf und durch den großen Schuppen in die Fleischkammer.
Reynolds hatte darum gebeten, die Hubschrauberbesatzung zu begleiten. Sie hatten das Moor bereits mehrmals überflogen, doch er war sich sicher, dass seine Anwesenheit ausschlaggebend für den Erfolg der Operation sein würde.
Jetzt würden sie es schaffen.
Der Helm, den man ihm gab, roch nach Schweiß, und er verzog das Gesicht, als er ihn über sein frisch gewaschenes Haar stülpte.
Der Copilot, der Lee hieß, brüllte ihm Anweisungen ins Gesicht, als drehten sich die Rotoren bereits. Taten sie gar nicht.
Reynolds machte den
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