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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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wie immer über nichts Besonderes redeten. Beide hatten Haselstöcke dabei, mit denen sie den Wiesenkerbel köpften, der am Fuße der Hecke wuchs. Sie waren gnadenlos, doch der Kerbel schien ebenso rasch nachzuwachsen, wie sie ihn niedermachten. Vorher waren es Butterblumen gewesen, danach würde Sauerampfer drankommen.
    Davey kappte mehrere Stängel gleichzeitig, und Shane gluckste beifällig. Die schaumartigen Blütenköpfe fielen auf die Straße.
    »Nicht schlecht!« Shane schoss mit dem kleinen Haufen grünweißer Blumen einen Elfmeter, der von seiner Fußspitze wegspritzte und dann ein kleines Stück entfernt zu Boden fiel.
    »Und Collins schießt das Siegtor für England!« Er hob die Arme und machte ein Dröhngeräusch, das das Aufbrüllen der Zuschauer sein sollte.
    Davey antwortete nicht.
    Er stand über einem Stück Papier, das durch das Köpfen der Kerbelpflanzen sichtbar geworden war.
    Das war gar kein Stück Papier. Er bückte sich, um es aufzuheben.
    »Was is’n das?«, wollte Shane wissen.
    Mit offenem Mund richtete Davey sich auf und zeigte ihm einen Zwanzig-Pfund-Schein.
    »Du. Willst. Mich. Wohl. Verarschen!« Shane eilte den Hügel wieder hinauf, dorthin, wo Davey stand. Der Geldschein war angeschmuddelt und verblasst, aber ohne Zweifel ein Zwanziger. Mehr Geld, als beide je in ihrem Leben auf einmal besessen hatten. Zusammen.
    Sie starrten erst den Schein und dann einander an, dann lachten sie, und dann starrten sie wieder den Geldschein an.
    »Der muss in der Hecke gesteckt haben«, sagte Davey.
    »Vielleicht is’ da ja noch mehr drin!«, meinte Shane.
    Die Jungen machten sich über den Wiesenkerbel her wie Schulmeister aus einem Charles-Dickens-Roman; sie peitsch ten, droschen und prügelten die Pflanzen zu grünweißem Heu auf dem Asphalt zusammen.
    »Da is’ noch einer!« Diesmal griff Shane zu und fischte einen Zwanziger hervor.
    »Scheeeeiiiße!«
    Sie lachten wie zwei Besoffene und machten sich dann wieder an ihr Vernichtungswerk an der Hecke.
    Drei weitere Geldscheine kamen zum Vorschein, ehe die Hexe sich über ihr Gartentor beugte und schrie: »Wollt ihr Bengel wohl die Hecke in Frieden lassen!«
    Kichernd und vor Reichtum ganz schwindlig, rannten Davey und Shane den Hügel hinunter nach Hause.
    Bei dem Gedanken, den Haufen Schrott wieder vor sich zu sehen, für den er seine gesamten Ersparnisse ausgegeben hatte, wurde Steven ganz flau. Doch wegen Ems Pferdehänger ging er nach dem Abendessen zu Ronnies Haus hinauf.
    Ronnie wohnte in einem ungepflegten Bungalow am Ende einer Sackgasse, die an der Flanke des Hochmoors klebte. Dazu gehörte eine Garage, die fast genauso groß war wie das Haus und in der Ronnie seine geklauten Autos versteckte.
    Versteckt hatte.
    Allem Anschein nach war Ronnie durch die Teilnahme an einem Kurs in Tiverton geläutert worden, bei dem junge Autodiebe an Gokarts hatten herumschrauben und dann damit Rennen fahren dürfen. Steven hätte seinen rechten Arm dafür gegeben, Kartrennen fahren zu dürfen, aber anscheinend müsste er ziemlich hingebungsvoll ein Leben als Krimineller führen, bevor er mit einer derartigen Belohnung rechnen konnte.
    Er klopfte, und Dougie öffnete die Tür. Dougie war so alt wie Steven. Sie skateten zusammen.
    »Alles klar, Alter?«
    »Ja. Alles klar? Ist Ronnie da?«
    »Sekunde.«
    Dougie brüllte nach seinem Bruder, während Steven in dem klammen Flur stand, in dem es nach altem Hund und Frittenfett roch.
    Ronnie erschien in Jogginghosen und Schlappen, und die drei gingen in die Garage hinüber.
    Der Anhänger war noch dort.
    »Soll ich dir helfen, den zurückzubringen?«, fragte Steven beiläufig.
    Ronnie zuckte die Schultern. »Die ha’m jede Menge davon. Das Teil werden die nich’ vermissen.«
    Das Motorrad war auch noch da – in Einzelteilen. Aber Ronnies Begeisterung für alles Mechanische war ansteckend, und bald war auch Steven zuversichtlich, dass sie das Ding wieder zusammenkriegen würden. Ronnie wies ihn darauf hin, dass der Motor weitgehend intakt und der Tank beinahe rostfrei war. Auch die Reifen waren nicht abgefahren. Der im Geiste oft beschimpfte Gary hatte tatsächlich sämtliche Kleinteile beschriftet, und dank Ronnies erfahrenem Blick dafür, was wohin gehörte, machten die drei bald Fortschritte.
    Während es allmählich dunkel wurde, tappte der Windhund herein und wieder hinaus und musterte einzelne Teile wissend mit seinen seelenvollen Murmelaugen, und Ronnie ließ eine Bierdose herumgehen. Obwohl er wusste,

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