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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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Brustbein des steinernen Schornsteins hindurchragte, ein Denkmal für die Toten. Die Reihe der Cottages auf der anderen Seite des Hofs waren von den Kindern aus dem Dorf (allen voran Davey und Shane) so zugerichtet worden, dass jeder dort eindringen und sich häuslich niederlassen konnte. Das wenige, was an Mobiliar noch übrig war, war so heruntergekommen, dass die Erben der Verstorbenen ihm keinerlei Wert beigemessen hatten. In einem der Räume stand sogar ein altes Bett mit Matratze – kleine schwarze Handabdrücke an der Decke bewiesen, dass die Federn noch intakt waren.
    Die Jungen wühlten mit Hingabe in der Asche des Wohnhauses und suchten nach Schätzen, während sie an Holzkohlebrocken schnüffelten oder damit derbe Graffiti an die Wände der Cottages malten.
    D + S bumMsen
    Dies GruntsTück gehört Lamb und Collins. KEIN ZUTRITT.
    Mr PEach ist ein ARSCH.
    Gelegentlich fanden sie wirklich etwas in der Hausruine, das sie für eine Kostbarkeit hielten. Einmal ein grünes Marmorei, ein anderes Mal eine Fuchsmaske, bloß an einer Seite ganz leicht angekohlt und auf einem Holzschild befestigt. Sie hatten sich darum gerangelt, und Shane hatte – fest im Schwitzkasten gehalten – beschlossen, dass er sie gar nicht haben wollte. Er hatte das Ei bekommen.
    Einmal, als sie sehen wollten, wie weit sie den Schornstein hinaufklettern konnten, bevor sie stecken blieben, hatte Shanes Fuß eine alte Keksdose losgetreten, die dort verkeilt gewesen war. Zu ihrer Enttäuschung enthielt sie nichts außer ein paar Dutzend unscharfen, verblassten Schnappschüssen von Jungen und Ponys. Davey meinte, Shane sei an der Reihe, den Schatz zu behalten, aber Shane sträubte sich; er wollte sein Anrecht nicht für Schwulennippes vergeuden. Also klemmten sie die Keksdose einfach wieder dort fest, wo sie sie gefunden hatten.
    Davey kam am weitesten den Schornstein hinauf – über vier Meter, laut der um seinen Knöchel geknoteten Schnur, die Richter und Geschworene für die beiden war. Er sah aus wie ein viktorianischer Kaminkehrer, als er wieder herunterkam, und verbrachte den Abend damit, über die zusätzlichen Reichtümer an schwarzem Rotz zu staunen, die er in seiner Nase fand.
    Natürlich durften die Jungen eigentlich überhaupt nicht auf der Springer Farm sein – oder irgendwo, wo es auch nur ansatzweise interessant war. Davey gab Steven die Schuld daran, der hatte es allen anderen versaut, indem er vor einiger Zeit fast umgebracht worden war. Was die Einzelheiten betraf, war Davey sich nicht ganz im Klaren – er wusste nur, dass seine Nan Steven lieber hatte als ihn, und zwar genau deswegen. Jetzt musste er den Preis dafür bezahlen. Denn seine Mutter ging nur vormittags arbeiten, so dass sie zu Hause war, wenn er von der Schule kam. Zum Glück fanden sowohl Davey als auch Shane, dass es eigentlich gar kein richtiges Lügen war, wenn man seine Mutter anschwindelte, um anständig spielen zu können, und so taten sie es regelmäßig. Daveys Mutter wurde erzählt, er sei bei Shane, und Shanes, dass er bei Davey sei. War diese Lüge erst einmal ausgesprochen und geglaubt worden, konnten sie sich verdrücken, wohin und so lange sie wollten. Und sehr oft zog es sie den Hügel hinauf, bis sie zu den Cottages kamen, Rose und Honeysuckle. Dann rannten sie jedes Mal, weil doch jeder wusste, dass in dem einen Cottage eine Frau ermordet worden war und in dem anderen eine Hexe wohnte. Einmal war die am Tor gewesen und hatte gefragt, ob ihre Eltern wüssten, wo sie seien. Sie waren an ihr vorbeigelaufen und hatten über ihre eigene Angst gelacht, und Shane hatte sich – in sicherer Entfernung – umgedreht und mit zwei Fingern ein Victory-Zeichen gemacht. Sie wussten nicht genau, ob die Hexe es gesehen hatte – insgeheim hoffte Davey, dass es nicht so war –, aber aufregend war es trotzdem.
    Heute hatten sie auf der Springer Farm nichts gefunden, obwohl sie auf der Suche nach verborgenen Schätzen und den Leichen entführter Kinder stundenlang die Asche durchwühlt hatten. Davey behauptete steif und fest, dass dies das coolste Versteck für eine Leiche sei, doch ihre Suche hatte sie die ganze Skala von freudiger Erwartung, Erregung bis hin zu Langeweile durchlaufen lassen – alles innerhalb von drei Stunden. Die Sonne war verschwunden, allerdings würde es noch eine ganze Weile hell sein.
    Die Jungen rannten an den Cottages vorbei den Hügel hinunter und verlangsamten ihre Schritte dann zu einem gemächlichen Schlendern, während sie

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