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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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sehen.
    Dann war Mr Holly neben ihm und bückte sich, um die Kante des Anhängers zu fassen. Steven tat es ihm nach, und zusammen machten sie sich auf den Weg den Hügel hinauf.
    Es ging so viel schneller.
    Jonas sagte kein Wort zu Steven. Einmal knurrte er »Scheiße«, als sie ein Schlagloch erwischten und sich beide die Handgelenke prellten. Dann schoben sie weiter, und das Schweigen wurde nur durch Rumpeln und Keuchen und ein gelegentliches Ächzen unterbrochen.
    Sie kamen an der Springer Farm vorbei, wo das Bed-&-Breakfast-Schild durch die Zaunwinden hindurch kaum noch zu sehen war, bis sie das blanke schwarze Tor der Old Barn Farm erreichten.
    »Neues Tor«, bemerkte Jonas.
    »Neue Leute«, sagte Steven.
    Er ging zu der Gegensprechanlage und leuchtete mit der Taschenlampe auf die Tastatur. Dann tippte er den Code ein. 1204. Ems Geburtstag, hatte sie ihm erzählt, deswegen war es leicht, ihn sich zu merken.
    Die Torflügel öffneten sich fast lautlos.
    »Die haben mir den Code gegeben, damit ich ihnen ihre Zeitung bringen kann«, erklärte Steven – und dann fiel ihm ein, dass er Mr Holly ja seine Zeitung nicht mehr nach Hause brachte, und er wünschte sich, er hätte einfach die Klappe gehalten. Was sollte er denn antworten, wenn Mr Holly ihn danach fragte? Schweigen war die einzige Form des Lügens, die er halbwegs beherrschte. Doch Mr Holly sagte nichts wegen seiner Zeitung, und zusammen schoben sie den Anhänger durch das Tor und ließen ihn dort stehen.
    Steven schloss das Tor, und sie gingen in düsterem Schweigen den Hügel wieder hinunter.
    Steven spürte die Fragen, die dicht unter der Oberfläche warteten, wie die großen goldenen und weißen Fische im Teich der Austins. Die Fische folgten ihm von einem Ende des dunklen Wassers zum anderen, wenn er den Bugle brachte, und taten dann dasselbe, wenn er den Weg wieder hinunterging – sie hofften darauf, gefüttert zu werden. Genauso folgten die nicht gestellten Fragen ihm und Mr Holly den Hügel von der Old Barn Farm hinunter bis zurück zum Rose Cottage und verlangten nach Antworten.
    Es reichte, um Steven vor Anspannung zittern zu lassen.
    Doch es wurde nichts gefragt, und es wurde nichts gesagt. Nichts von dem geheimnisvollen Anhänger erwähnt und nichts von jener Nacht, als Lucy Holly ermordet worden war.
    Stattdessen brummte Jonas Holly »Wiedersehen« und bog am Rose Cottage ab, während Steven »Danke« murmelte und in einer Welt nach Hause joggte, die gerade ein kleines bisschen seltsamer geworden war.
    11
    Jonas erwachte und erblickte eine Morgendämmerung, die verheißungsvoll war.
    Es war eine Woche her, dass Jess Took verschwunden war, und der Mai war in seiner strahlenden Pracht beinahe zu etwas Unwirklichem geworden – die Sorte mildes Wetter, die anscheinend nur Enid Blyton jemals wirklich für möglich gehalten hatte.
    Während der Nacht hatte er die Bettdecke weggeschoben, und jetzt blickte er über die Landschaft seines eigenen nackten Körpers hinweg auf das Moor jenseits des Cottagefensters hinaus.
    Es war ein spektakulärer Anblick. Unter einem Himmel, der bereits von blassem Graublau war, war das Exmoor auf einen Schlag zum Leben erwacht. Im Winter hatte das Heidekraut die Hügel noch versengt und schwarz aussehen lassen, jetzt jedoch war es wie durch Zauberhand wiederbelebt worden und färbte sie grün. Gras, das noch vor einem Monat matschig und feucht gewesen war, war trocken wie Stroh, während die gelben Ginsterbüsche zahllose Vögel verbargen, die sich nur durch ihren Sommergesang verrieten. Fohlen hüpften hinter glatten Stuten her, und Lämmer, die sich einbildeten, sie hätten sich verirrt, blökten kläglich – ein Geräusch, das an einem windstillen Tag kilometerweit zu hören war. Bussarde und Turmfalken blickten auf all das hinunter, bereit, jähen Tod zu bringen, ohne den Frieden zu stören. Jonas’ Eltern, die vor ihm in diesem Haus gewohnt hatten, hatten sich nie mit Bildern oder Gemälden abgegeben. Diese Fenster, die aufs Exmoor hinausgingen, waren alles, was sie an Wandschmuck jemals hatten haben wollen, und an einem Morgen wie diesem verstand Jonas sie besser, als er es zu ihren Lebzeiten jemals getan hatte. Van Goghs und Gauguins würden im Vergleich dazu farblos wirken.
    Ein Star schoss draußen vor dem Fenster unter den Dachgiebel, und er hörte die Küken lärmen wie Grillen, fast genau über seinem Kopf. Wahrscheinlich waren sie auf dem Dachboden. Wenn sie ausgeflogen waren, würde er hinaufsteigen, die

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