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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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dass eigentlich gar nichts weiter dabei war, hatte Steven das Gefühl, dass dies ein Abend war, an den er sich immer erinnern würde – das harsche Neonlicht, die blaugrüne Dämmerung, eingerahmt von der schwarzen Garagentür, das Metall zwischen seinen öligen Fingern und die bitteren Bläschen auf seiner Zunge, die nach Zukunft schmeckten.
    Um neun stand er widerstrebend auf und meinte, er sollte lieber nach Hause gehen, bevor es zu dunkel wurde. Ronnie und Dougie verscheißerten ihn ein paar Minuten lang, von wegen, er sei ein Muttersöhnchen, doch er lächelte nur, verdrehte die Augen und klopfte sich den Garagenschmutz vom Hinterteil seiner Jeans.
    »Danke«, sagte er zu Ronnie.
    »Kannst jederzeit rüberkommen und an dem Teil arbeiten, wenn du Bock hast. Du weißt ja, wo mein Schlüssel is’.«
    »Prima.«
    »Komm gut nach Hause!« Ronnie und Dougie amüsierten sich ein letztes Mal auf seine Kosten, dann gingen sie hinein und pfiffen den Hund zu sich.
    Steven wartete, bis alle schliefen. Kurz nach Mitternacht zog er sich leise an, holte die Taschenlampe unter dem Spülbecken in der Küche hervor, wo seine Mutter sie für Stromausfälle bereithielt, und ging durch das stille Dorf zurück zu Ronnie Trewells Haus.
    Der Garagenschlüssel war da, wo Ronnie gesagt hatte; die Rolltür quietschte beim Öffnen so gut wie gar nicht, und der Anhänger rollte ganz leicht auf die Auffahrt hinaus.
    So weit, so gut, dachte Steven, als er die Garagentür schloss und den Schlüssel in den Hängekorb zurücklegte, der einen Strauß totes Unkraut beherbergte.
    Der Hänger war aus Aluminium und stand gut ausbalanciert auf ausreichend aufgepumpten Reifen, daher kam Steven mit ihm im Schlepp auf dem Weg ins Dorf hinunter gut voran. Doch er hatte kaum fünfzig Meter den Hügel hinauf zurückgelegt, auf Ems Haus zu, als er ins Schwitzen geriet und seine Hände zu schmerzen begannen, weil er das kantige Metall so fest gepackt hielt. Sorgsam drehte er den Anhänger seitwärts, damit er den Hügel nicht wieder hinunterrollte, und hielt an.
    Er war nie auf den Gedanken gekommen, dass er den Pferdehänger vielleicht nicht den ganzen Weg bis zur Old Barn Farm ziehen könnte, wo er hingehörte. Sollte er das jetzt nicht schaffen, dann hatte er alles versaut. Wenn er das Ding diesen Hügel nicht hinaufbekam, dann würde er wahrscheinlich auch die ganz ähnliche Steigung zurück zu Ronnie Trewells Haus nicht bewältigen. Er konnte den Anhänger doch nicht einfach auf der Straße stehen lassen. Da könnte ihn ja jeder einfach ankoppeln und wegschleppen, und dann wäre er wirklich gestohlen und nicht nur »geborgt«.
    Durchs Anhalten und Nachdenken war Steven wieder zu Atem gekommen, und so zerrte er den Hänger weitere zwanzig Meter hügelaufwärts, ehe er mit brennenden Händen abermals haltmachte. Er war fit, aber eher schmal – kein bulliger Jungbauer wie die Halbwüchsigen, die die YFC -Disco bevölkerten, in der er ein paar Mal gewesen war. Die Hügelstraße war lang und erbarmungslos steil und hatte hier und da Schlaglöcher, die er vom Ausweichen auf dem Skateboard bei Tage her kannte. Nachts jedoch konnte er sie nicht sehen, und so ruckelte der Anhänger hin und her. Aber Steven Lamb war ein Junge, der nicht so leicht aufgab. Er hatte in seinen siebzehn Jahren mehr durchgestanden als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben, und das war ein Erfahrungsschatz, auf den er in schwierigen Situationen oft zurückgriff. Manchmal glaubte er, das sei alles, was er hatte – diese Entschlossenheit. Andere Jungen waren toll beim Fußball oder in Leichtathletik oder darin, Mädchen aufzureißen. Steven war einfach nur hartnäckig. Er hasste es aufzugeben. Es war kein spektakuläres Talent, doch es war besser als nichts.
    Also drehte er den Anhänger um, so dass er ihn schieben konnte, anstatt ihn zu ziehen, und stellte fest, dass das besser ging – er konnte sein Gewicht dagegenstemmen. Trotzdem kam er nur weitere fünfzig Meter weit, ehe er anhalten musste und sich mit dem Arm den Schweiß von der Stirn wischte.
    Er hoffte, dass keine Autos den Hügel herabkommen würden. Der Pferdehänger war unbeleuchtet, und er trug Jeans und seinen schwarzen Schulpullover. Er wollte den Anhänger wirklich zurückbringen, aber plattgefahren werden wollte er dabei nicht. Außerdem, wenn er jetzt überfahren wurde und draufging, würde niemand wissen, dass er im Begriff gewesen war, den Anhänger zurückzugeben. Alle würden denken, er wäre derjenige

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