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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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gefunden worden waren. Obwohl Jonas in offizieller Funktion dort gewesen war, hatte Marvel deswegen einen Riesenaufstand veranstaltet und ihn von da an auf dem Kieker gehabt. Er wollte Reynolds nicht genauso gegen sich aufbringen.
    Stattdessen musste er so viele Informationen wie möglich sammeln, die ihnen helfen könnten, Charlie Peach zu finden.
    Wieder schaute Jonas zu dem Kleinbus hinüber. Er war deutlich zu sehen, vielleicht sechzig Meter entfernt. Hatte der Entführer die Fenster eingeschlagen und dann Charlie bemerkt? Hatte er ihn vielleicht gehört? Jonas beugte die Knie ein wenig, um seine eins neunzig auf eine durchschnittlichere Größe zu reduzieren. Selbst von fünfzehn Zentimeter tiefer aus konnte er den Kleinbus gut sehen.
    Im Auto stemmte sich der Hund auf die Beine und drückte die Schnauze gegen das Loch. Ein paar Sicherheitsglaskrümel lösten sich klimpernd aus der Scheibe.
    Jonas hörte das Jaulen der Polizeisirenen und ging zurück zum Kleinbus, um auf Reynolds zu warten.
    Charlie Peach versteckte sich nicht, und er spielte ihnen auch keinen Streich. Charlie Peach war schlicht und einfach verschwunden.
    Reynolds gab Jonas Holly die Schuld daran. Hundertprozentig. Seine einzige Aufgabe war es gewesen zu verhindern, dass jemand den Turnierplatz durch den einzigen Ausgang mit einem Kind verließ, das nicht seins war – und er hatte jämmerlich versagt.
    Der Mann war verflucht.
    Wieder betrachtete Reynolds den Zettel, der am Lenkrad klebte. Auch ohne ihn zu berühren, konnte er eine kleine grünliche Wollfaser an dem Kleberand hängen sehen.
    Der Mann, den sie suchten, war hier gewesen. Auf dem Turnierplatz, wo ein Polizist extra dazu abgestellt worden war, nach ihm Ausschau zu halten.
    Je mehr Reynolds darüber nachdachte, desto schlimmer wurde das Ganze.
    Jonas tauchte neben ihm auf, und Reynolds wurde schlagartig und unbehaglich klar, dass Jonas bei seiner Größe wahr scheinlich seine Haarimplantate aus der Vogelperspektive be trachten konnte. Zornig bog er sich von ihm weg, dann klatschte er verbittert mit der flachen Hand auf das Dach des Kleinbusses, genau an der Stelle, wo Charlie gesessen hatte.
    »Willkommen zurück im Dienst, Holly«, sagte er.
    Später würden Reynolds’ Worte Jonas schmerzen, jetzt jedoch ignorierte er sie und berichtete dem DI, was er bisher wusste. Reynolds fragte nach, während Rice sich Notizen machte. Schließlich reichte Reynolds Jonas eine Rolle Absperrband und wies ihn an, den Tatort zu sichern, dann gingen er und Rice sich die anderen Autos ansehen.
    Irgendjemand besorgte Jonas ein paar Eisenstangen und half ihm, sie um den Kleinbus herum in den festen Untergrund zu hämmern, dann wickelte Jonas vor einem Publikum aus Kindern in Reithosen mit Turnierschleifen und weit aufgerissenen Augen das Band ab.
    Als er das erledigt hatte, stand er neben dem Kleinbus und starrte die leeren Sitze an. Vor seinem geistigen Auge sah er Charlie Peach dort sitzen, allein zurückgelassen. Vielleicht hatte er Angst gehabt, als der Mann näher kam, vielleicht hatte er ihn auch einfach nur interessant gefunden. War er ihm wegen eines Versprechens gefolgt, Süßigkeiten oder eine Xbox? War er um sich tretend und beißend aus seinem Gurt gezerrt worden? Hatte er um Hilfe gerufen? Hätte er überhaupt verstanden, was los war? Auf dem geistigen Entwicklungsstand eines Vierjährigen, hatten die Betreuer gesagt. Jonas verspürte ein Aufwallen des Zornes gegen denjenigen, der so ein Kind entführt hatte.
    Du musst den Jungen retten, Jonas.
    Lucys Stimme in seinem Kopf war so deutlich, dass sein Herz einen Satz machte und er sich beherrschen musste, um sich nicht nach ihr umzudrehen.
    Sie war nicht da. Lucy war tot. Sie war nicht da.
    Sie war nie da.
    Nach dem anfänglichen Schock beruhigte ihn das Echo ihrer Stimme – so wie es immer gewesen war.
    Blicklos starrte Jonas auf den kleinen gelben Zettel. »Ich rette ihn«, flüsterte er wild entschlossen. »Ich verspreche es.«
    Steven und Em hatten den Platz, bald nachdem die Polizei eingetroffen war, verlassen dürfen, und sie gingen schweigend die drei Kilometer nach Hause. Nur das metallische Scharren der Ponyhufe auf dem Asphalt durchbrach die Stille. Em war mit den Gedanken woanders und hatte nicht angeboten, ihn reiten zu lassen. Er hoffte, dass sie über den vermissten Jungen nachdachte, doch er fürchtete, dass sie sich langweilte – oder sich über sein komisches Gehabe wegen Jonas Holly ärgerte.
    Am Eingang zur Old Barn Farm

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