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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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nehmen.
    Reynolds wandte sich ab, dann drehte er sich wieder um – und spielte die Ansage des Anrufbeantworters ab.
    Hi, Sie haben die Nummer von Jonas und Lucy …
    Scheiße.
    Er hatte ganz vergessen, was für ein verdammter Spinner Jonas Holly war. Zum ersten Mal erschien ihm der Gedanke, dass er vielleicht seine Frau ermordet und einen Haufen Kinder aus der Gegend entführt hatte, gar nicht so weit hergeholt.
    Er wies sein Team an, noch einmal Haus und Garten zu durchsuchen. Diesmal sehr viel gründlicher.
    36
    Jess Took sah zu, wie einem kleinen braunen Pony das Fell abgepellt wurde wie einer Banane, und musste an die Obstschale in der Küche ihrer Mutter denken. Daran, wie ihre Mutter jeden Apfel polierte, ehe er seinen Platz zwischen den Pfirsichen und Weintrauben einnehmen durfte. Daran, dass sie sich immer nur ein Stück Obst nehmen durfte, wenn sie danach alles wieder zurechtrückte, so dass es nicht schief aussah.
    Es gibt nichts Schlimmeres als schiefes Obst, hatte ihre Mutter immer gesagt.
    Ironisch lächelte Jess die kalte Betonmauer an. Sie wünschte, ihre Mutter könnte sie jetzt sehen. Könnte das Stroh sehen, auf dem sie schlief, den Beton, auf den sie schiss, und den Dreck, den sie aß. Mal sehen, ob ihre Mutter dann immer noch fand, dass es nichts Schlimmeres gäbe als einen umgekippten Apfel.
    Jäh füllte sich Jess’ Mund mit herbem Speichel, als sich ihr Körper an das frische, süße, saftige Knirschen eines Braeburn-Apfels erinnerte.
    Tränen schossen ihr aus den Augen.
    In den letzten sechs Wochen hatte ihr Mund fast vergessen, was Frische war. Ihre Zunge schmeckte ranzig, und ihre Zähne waren schartige Fallgruben für winzige Knochensplitter und ausgefranste Fleischfädchen, die sich ihrem ständigen Pulen widersetzten. Sie gab sich alle Mühe, den Mund niemals zuzumachen, die Luft zirkulieren zu lassen. Manchmal sabberte sie deswegen, aber das war besser, als die Lippen vor dieser stinkenden Höhlung zu schließen.
    Das Sssss- Geräusch ertönte, wie ein Klebestreifen, der von der Rolle abgezogen wird. Der Ponykadaver ruckte ein letztes Mal, als die letzten Reste Haut sich lösten, und rutschte an der Winde über den Boden. Der Huntsman raffte mit den Armen Fell, Kopf und Hufe zusammen und ging von dem großen Schuppen zum Verbrennungsofen, um noch mehr Gestank nach verbrannten Haaren zu erzeugen.
    Er sang im Gehen, wie ein Verrückter.
    Natürlich. Genau das war er ja auch.
    Jess seufzte und wandte sich ab.
    Im Zwinger nebenan war der Neue. Sie wusste nicht, wie er hieß, aber sie hatte ihn in der Schule gesehen. Er war in der Oberstufe. Keiner von den coolen Typen; er war einfach nur ein ganz normaler Junge.
    Jetzt war er einfach nur ein ganz normaler Hund.
    Jagdhund. Ihr Vater war immer stocksauer gewesen, wenn sie die Foxhounds Hunde genannt hatte.
    Der ältere Junge regte sich, und Jess drehte sich von der Mauer weg und hakte stattdessen die Finger in den Maschendraht auf der anderen Seite.
    »Hey«, sagte sie. »Hey, du da, mit den Ohren.«
    Er blinzelte und runzelte die Stirn, dann öffnete er die Augen und blickte zu dem Wellplastikdach über seinem Kopf hinauf.
    »Hey, wie heißt du?«
    Er drehte sich zu ihr um.
    »Ich bin Jess.«
    Er schloss von Neuem die Augen und beachtete sie nicht. Jess ließ ihn in Ruhe. Das hatte sie am Anfang auch oft gemacht, wenn sie hier aufgewacht war: die Augen zugemacht und versucht, wieder einzuschlafen, damit sie in ihrem eigenen Bett aus diesem irrwitzigen Traum aufwachen konnte.
    Nach ein paar Augenblicken öffnete er die Augen und sah sie abermals an. Sie lachte – ein kurzer, humorloser Laut.
    »Ja, das ist die Wirklichkeit«, sagte sie. »Beschissen, was?«
    Er stemmte sich auf die Ellenbogen hoch. »Jess Took?«
    »Jep.«
    »Du bist am Leben.«
    »Du bist echt ein Genie.«
    Langsam kam er auf die Beine und starrte verständnislos auf seine dunkelblaue Unterhose hinab. »Wo sind meine Sachen?«
    »Die hat er mitgenommen. Mach dir keinen Kopf. Er nimmt uns allen die Anziehsachen weg.«
    »Wer?«
    »Der Huntsman. Ich weiß nicht mehr, wie er heißt. Aber ich weiß, dass er der Huntsman ist. Keine Angst, er ist kein Perverser. Jedenfalls noch nicht.«
    Steven schaute sie an, als sähe er sie zum ersten Mal, sah ihren schmuddeligen BH und das dazu passende Höschen. Es war das zweite Mal in seinem Leben, dass er ein Mädchen im BH sah, aber das hier war ganz anders als beim ersten Mal.
    »Mir ist schlecht«, sagte er.
    »Das sind nur die

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