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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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einen Mordsschwinger auf die Nase verpasst. Steven seufzte. Es war nicht Daveys Schuld; er hatte nicht gewusst, was er tat.
    »Wo ist Davey?«, fragte er niemanden Bestimmtes.
    »Wer ist Davey?«, fragte Jess Took zurück.
    Steven schaute in beide Richtungen durch den Maschendraht und sah seinen Bruder nirgends. Er hatte es geschafft! Er lächelte innerlich – und dann stellte er sich vor, wie Davey an seiner statt in die Arme seiner Mutter fiel, und sein Gesicht kribbelte vor drohenden Tränen.
    »Wer ist der da ?«, fragte Charlie noch einmal mit mehr Nachdruck und zeigte immer noch mit einem Finger auf Jonas Holly.
    »Er ist Polizist«, erklärte Steven.
    »Oh«, sagte Charlie. »Kennst du ›Zehn kleine Negerlein‹?« Er begann zu singen, ohne eine Antwort abzuwarten.
    »Mr Holly?«, sagte Steven versuchsweise, doch der Mann rührte sich nicht. Mit gefurchter Stirn betrachtete Steven den langen, platten Körper, der nur mit Boxershorts bekleidet war. Mr Hollys Bauch war eine flache Senke zwischen Rippen und Hüftknochen, in der sich dicke roten Narben über die blasse Haut wanden wie eine fremdländische Delikatesse, für die man Essstäbchen brauchte.
    Die Zeichen, die ein Mörder zurückgelassen hatte.
    »Mir ist schlecht«, sagte Steven noch einmal und wandte sich ab.
    Wenn er nicht gerade Banken ausraubte, hatte Davey sich oft vorgestellt, Polizist zu sein. Bei manchen dieser Tagträume hatte er sich auch vorgestellt, einen Verdächtigen zu verhören. In seiner schöpferischen jungen Fantasie – vom Fernsehen gespeist – scharrten Stühle über Betonböden, Fäuste droschen auf Resopaltischplatten ein, und Vernehmungen wurden in einer so lauten Atmosphäre durchgeführt, dass Speicheltröpfchen auf den benutzten Kaffeebechern zwischen den Kontrahenten landeten.
    Daher war Davey ganz aufgeregt, als Dr. Evans fragte, ob er sich fit genug fühle, mit der Polizei zu reden, nachdem er eine ruhelose Nacht im North Devon Hospital verbracht hatte.
    Zuerst jedenfalls.
    Er hatte sich einen Cop vorgestellt, der aussah wie Will Smith in Men in Black . Cool, mit Sonnenbrille und einem schicken Anzug, mit einer Knarre in der Socke und einer Armbanduhr, so groß wie ein Stück Scheiblettenkäse. Die Wirklichkeit entsprach eher einer Befragung durch seinen Mathelehrer Mr Harris, der immer in der Nase bohrte, wenn er glaubte, dass es niemand sah.
    DI Reynolds stellte wieder und wieder dieselben langweiligen Fragen und schrieb alles in sein kleines Notizbuch. Dann blätterte er darin vor und zurück, ehe er die nächste Frage stellte. Das sah aus, als hätte er sein Gedächtnis verloren. Davey hatte ihm schon drei Mal gesagt, dass er das Gesicht des Mannes, der ihn gepackt hatte, nicht gesehen hatte, und trotzdem fragte er immer wieder nach ihm, aber immer anders – als könne er Davey mit einer Falle dazu bringen, sich daran zu erinnern, wer der Mann gewesen war.
    »Hast du ihn kommen sehen?«
    »Nein. Das hab ich Ihnen doch schon gesagt. Er kam von hinten.«
    »Erzähl mir von dem Auto.«
    »Ich weiß nicht mehr, was es für eins war.«
    »Welche Farbe hatte es?«
    »Das hab ich doch schon gesagt .«
    »Kannst du es mir noch mal sagen?«
    »Dunkel. Blau oder schwarz. Vielleicht auch grün.«
    »Hatte der Mann irgendetwas über den Händen?«
    »Ich weiß es nicht mehr.«
    »Hat er dir irgendwann den Mund zugebunden oder die Hände gefesselt?«
    »Nein.«
    »Nicht mit einem Strick?«
    »Nein.«
    »Oder irgendwelchem Klebeband?«
    »Nein!«
    »Aber Constable Holly hast du gesehen?«
    »Ja, als sie mich unter dem Auto vorgezogen haben.«
    » Sie haben dich hervorgezogen?«
    »Irgendjemand hat mich gezogen. Von hinten.«
    »Aber Mr Holly und dieser plattgesichtige Mann, das waren zwei verschiedene Personen?«
    Davey verdrehte die Augen und machte sich nicht die Mühe zu antworten.
    Lettie sah ihn streng an. »Sei ja nicht pampig, Davey.«
    »Ja«, trompetete Davey. »Das waren zwei verschiedene Personen.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Weiß nicht. Mir war ganz … trieselig.«
    »Und dann weißt du nur noch, dass du im Kofferraum …«
    »Ja.«
    »Und da hast du Steven gesehen.«
    »Ja.«
    »Und was ist dann passiert?«
    Davey zögerte. An einiges konnte er sich nicht erinnern. An eine ganze Menge. Aber es gab auch einiges, woran er sich erinnern konnte, was er jedoch lieber nicht erzählen wollte. Schon gar nicht, während seine Mutter und Dr. Evans besorgt am Fußende des Bettes standen und alles mit anhörten. Seine

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