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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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Mutter umklammerte die Metallstange am Bett mit beiden Händen, als könnte DI Reynolds ihn und sein Bett entführen, einfach nur so aus Spaß.
    Er erinnerte sich daran, dass er durchgerüttelt worden war und die Augen aufgemacht und Stevens Gesicht vor sich gesehen hatte, ganz nahe …
    »Pssst!«
    »Was? Gehen Sie weg!«
    »Davey, sei still!«
    Hände unter seinen Schultern und Knien, die ihn aus dem Kofferraum des Autos hoben, der Himmel und die Baumwipfel über ihm, und Schweiß, der unter einem stacheligen Pony hervorrann.
    Seine Füße auf dem Boden.
    »Gehen Sie WEG! Ich sag’s meinem Bruder!«
    »Davey, halt die Klappe! Ich bin’s. Sei still.«
    Doch er war nicht still gewesen. Das wusste er noch. Während Scham seine Eingeweide wie Alkohol brennend heiß durchflutete, erinnerte Davey sich, wie er sich stattdessen gewehrt hatte – gegen Steven ! Wie er blindlings mit den Fäusten herumgefuchtelt und so laut gebrüllt hatte, dass es widerhallte. Was, wusste er nicht mehr. Mit einer Faust hatte er ihn getroffen. Fest. Und dann war er einfach gerannt – durch die Baumstümpfe und den Farn, ganz wackelig und mit Stolpern und Knieaufschürfen.
    Er hatte sich nicht mal umgedreht …
    »Ja?«, drängte DI Reynolds.
    »Und er hat mir rausgeholfen, und wir sind weggerannt.«
    »Und wo war Mr Holly, als ihr weggerannt seid?«
    »Weiß nicht.« Davey zuckte die Achseln.
    »Und wo war der andere Mann?«
    »Weiß nicht.«
    Eine winzige alte Pakistani schob einen dreckigen, V-förmigen Mob ins Zimmer und am Bett vorbei und nickte dabei in ein Handy, und Davey sehnte sich nach so einem Leben, wo er nicht nachdenken musste und niemand ihm schwierige Fragen stellte.
    »Die haben dich einfach weglaufen lassen? Haben nicht versucht, dich zu kriegen?«
    »Ich bin ganz schnell gerannt«, beteuerte Davey. Dann fügte er ganz von sich aus hinzu: »Steven war direkt hinter mir. Er hat sich bestimmt verlaufen oder so.«
    DI Reynolds sagte nichts, sondern blätterte etliche Seiten zurück. Dabei klickte er mit seinem Kugelschreiber und machte so ein leises tta-tta-tta- Geräusch, wie eine winzige Eisenbahn.
    Wieso kriege ich eigentlich immer die Vollidioten ab ?, dachte Davey. Dieser Typ war so eine Flasche. Außerdem war irgendetwas an DI Reynolds’ Haaren komisch, auch wenn Davey nicht genau sagen konnte, was.
    »Wir sind zusammen abgehauen«, gab er gratis zum Besten.
    »Nachdem er dir aus dem Auto geholfen hat, hat dein Bruder da irgendetwas zu dir gesagt?«
    Pssst. Sei still!
    »Das weiß ich nicht mehr.«
    Daveys Mutter biss sich auf die Lippe und starrte blinzelnd aus dem Fenster.
    DI Reynolds seufzte nicht, aber Davey merkte, dass er es gern getan hätte. Vielleicht war der Polizist von der Vernehmung genauso enttäuscht wie er.
    »Streng dich an«, sagte DI Reynolds
    »Okay«, sagte Davey und machte ein Anstreng-Gesicht, doch dabei wand sich sein Verstand unter dem allmählichen Begreifen, wie grauenvoll das alles war. Steven war gekommen, um ihm zu helfen, aber er hatte Steven überhaupt nicht geholfen. Stattdessen hatte er ihn gehauen, er hatte rumgebrüllt, als Steven ihm gesagt hatte, er solle still sein. Er hatte sie beide verraten und nur sich selbst gerettet. Das war nicht die Sorte Cop oder Bankräuber, als die er sich jemals gesehen hatte. Die Sorte, die einen Freund einfach so seinem Schicksal überlässt. Einen Bruder.
    »Was ist denn, Davey?«, fragte DI Reynolds.
    Davey schüttelte den Kopf. Seine Mutter sah ihn mit Augen an wie die eines Cartoon-Welpen im strömenden Regen, und Davey konnte ihr kaum ins Gesicht sehen.
    »Er hat doch was gesagt.«
    Die jähe Hoffnung in den Augen seiner Mutter löste einen Wortschwall aus. »Er hat gesagt … Steven hat gesagt … ›Lauf, Davey! Ich bin gleich hinter dir! Lauf nach Hause zu Mum.‹ Und das hab ich auch gemacht.«
    Am Fußende des Bettes presste Lettie die Hände auf den Mund und nickte heftig, während ihr die Tränen übers Gesicht rollten.
    Reynolds klickte mit seinem Kugelschreiber, schrieb aber nichts auf.
    37
    Ein scharfes Ratschen war zu vernehmen, und die Kinder standen auf und strebten auf die Türen ihrer Zwinger zu. Das Geräusch ertönte noch einmal und noch einmal das langgezogene, metallische Schaben eines Messers, das gewetzt wird.
    Erwartungsvoll hingen sie mit den Händen am Maschendrahtgitter. Endlich war der dumpfe Aufschlag von irgendetwas auf Metall zu hören und dann das leise Rumpeln näher kommender Räder über den gekerbten

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