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Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab

Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab

Titel: Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Diesbrock
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Berufsleben bringen könnte. Klar, auf unserem bekannten Terrain haben wir ja schon jeden Stein umgedreht – und sind nicht fündig geworden. (Dass es Menschen gibt, die trotzdem immer wieder in ihrem Vorgarten nach einem Schatz suchen, habe ich ja schon erwähnt …)
    Wenn wir also Neues entdecken wollen, bleibt uns nichts anderes übrig, als an die Grenzen der Komfortzone und darüber hinaus zu gehen. Dort liegen die Teile unserer Persönlichkeit, Stärken und Schwächen, Wünsche und Träume, von denen wir kein oder nur ein sehr undeutliches Bild haben. Dort warten neue Möglichkeiten und Ideen auf uns, aber dort begegnen uns auch Unsicherheit und Unklarheit über uns und die Welt. Deshalb vermeiden wir es meistens, uns jenseits unserer Komfortzone aufzuhalten. Unser Gehirn bevorzugt ja klare Strukturen, im Nebel fühlt es sich generell unwohl.
    Angenommen, ich arbeite seit vielen Jahren als Grafiker in einer Zeitungsredaktion. Was ich hier täglich leiste, ist natürlich Teil meiner Komfortzone. Jetzt bekomme ich aber einen Job in einer Werbeagentur angeboten, der mich einerseits sehr interessiert, mich aber natürlich mit einer neuen Umgebung, anderen Menschen und Tätigkeiten konfrontieren würde. Erst einmal traue ich mir dies gar nicht zu – denn es liegt noch außerhalb meiner Komfortzone. »Das kann ich nicht, und so bin ich nicht!« Mein Selbstbild ist wahrscheinlich viel |84| enger, als andere Menschen mich sehen – sonst würde man mir diesen Job ja gar nicht anbieten. Traue ich mich trotz meiner Unsicherheit, meine Grenze zu überschreiten, werde ich Neues lernen und mir zu eigen machen und damit meine Komfortzone erweitern.
    Während wir innerhalb unserer Komfortzone die Steuerung auch unserem inneren Autopiloten überlassen und so ein Leben im Halbschlaf führen können, reagieren wir alarmiert, je näher wir ihrer Grenze kommen. Einerseits spüren wir Neugier und Energie, wir fühlen uns aber auch unsicher, verwirrt, angespannt, aufgeregt oder erstarrt als Ausdruck innerer Blockaden. Selbstzweifel melden sich, und unsere Wahrnehmung verengt sich bis zum Tunnelblick – und fast immer spüren wir Angst. Denn Angst ist mehr als nur ein unangenehmes Gefühl, sie ist ein wichtiger Indikator dafür, dass wir in unserer Grenzregion unterwegs sind. Sie ist ein Alarmsignal, das uns mitteilt: »Hier könnte es gefährlich sein – und was hier passiert, ist wichtig!« Damit zeigt sie uns, wo es Möglichkeiten für Wachstum und Entwicklung gibt.
    Würden wir Erfahrungen, die uns Angst machen, immer sofort aus dem Weg gehen, landeten wir automatisch in einer Sackgasse. Je mehr wir vermeiden, uns mit den Grenzen unserer Komfortzone auseinanderzusetzen, und je stärker wir uns daran festhalten, nur der Mensch innerhalb dieser Grenzen zu sein, desto schwerer machen wir es uns, aus unserer Sackgasse herauszutreten. Wenn wir uns beruflich weiterentwickeln wollen, bleibt uns aber gar nichts anderes übrig, als unsere Begrenzungen infrage zu stellen – auch wenn es uns Angst macht.

    Tipps für den psychologisch klugen Umgang mit
Angst und Stress
Schauen Sie sich doch Ihre »Gründe, ein totes Pferd zu reiten« noch einmal an (ab Seite 19): Welche Ängste entdecken Sie dahinter? Wovor – genau! – haben Sie denn Angst? Was befürchten Sie?
Gehen Sie wachsam mit Ihren Vermeidungsstrategien um. Anstatt ihnen unreflektiert zu folgen nach dem Muster »Das kann ich nicht. Das geht
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nicht. Das hat keinen Sinn«, nehmen Sie lieber den Fuß vom Gas. Überlegen Sie, welche Ängste bei Ihnen im Spiel sein könnten, und schauen Sie, wie Sie konstruktiver mit ihnen umgehen können.
Noch ein Tipp für den Umgang mit dem Tunnelblick: Wenn Sie seine Symptome spüren, keine Auswege und Lösungen sehen und sich innerlich eng fühlen, sollten Sie erst einmal gar nicht handeln. Denn Sie sind offensichtlich in einem Stresszustand und würden wahrscheinlich nur kopflos agieren, anstatt etwas Sinnvolles zu tun. Aber indem Sie anerkennen, dass es gerade so ist, wie es ist, bauen Sie Stress ab. Versuchen Sie, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass es tatsächlich Lösungen gibt – auch wenn Sie sie im Moment nicht sehen können.

|86| »Das Leben ist eben kein Ponyhof!«
Die Psychologie der Glaubenssätze
    Im letzten Kapitel haben wir uns mit der Grenze unserer Komfortzone beschäftigt. Dort stößt Sicheres, Vertrautes, was ich über mich und die Welt denke und weiß, auf das mögliche Neue, noch Unklare, Ersehnte, was

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