Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab
sowieso immer der letzte bin, klingt das eher nach einem Glaubenssatz über mich! Eine Meinung habe ich mir gebildet (sofern ich nicht nur etwas nachplappere) und kann ich jederzeit ändern. Ein Glaubenssatz ist wie in Stein gemeißelt und verkündet mir unumstößlich, wie etwas ist und zu sein hat. Glaubenssätze hinterfragt man gefälligst nicht.
|89| In der Psychologie nennt man sie auch »Introjekte«: Wahrheiten, die wir irgendwann einmal gefressen haben, ohne sie verdaut (und uns damit zu eigen gemacht) zu haben. Sie stecken so tief in uns, dass wir oft gar nicht bemerken, wie sie in uns wirken. Und natürlich fällt uns dann nicht auf, was für grundsätzlich
alle
einschränkenden Glaubenssätze gilt: Sie sind falsch! Denn so pauschale, abwertende Urteile können niemals hundertprozentig richtig sein!
O-Töne aus der grauen Vergangenheit
Lassen Sie mich Ihnen einige weitere Beispiele geben. Einschränkende Glaubenssätze werden gern in Form von Sprichwörtern vermittelt:
Man muss die Kirche im Dorf lassen.
Schuster, bleib bei deinem Leisten.
Hochmut kommt vor dem Fall.
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.
Bescheidenheit ist eine Zier.
Wer sich auf andere verlässt, ist verlassen.
Wer für sich selbst sorgt, ist vom Stamme Nimm.
Wahrscheinlich fallen Ihnen noch viele andere Beispiele ein, oder? Mit solchen Weisheiten wurden wir sehr oft schon als Kinder geimpft. Sie führen dann ein Eigenleben in unseren Hirnwindungen wie ein Parasit und wirken auf unser Empfinden und Denken, quasi als »gefühlte Wahrheit« – obwohl wir als Erwachsene ihren Wahrheitsgehalt eigentlich durchschauen könnten. Introjekte sind uns aber so selbstverständlich, dass wir gar nicht über ihren Sinn und Unsinn stolpern. Jedenfalls solange sie nicht mit unserem Wunsch nach Wachstum und Veränderung kollidieren – und das tun sie früher oder später ganz sicher!
Wir kennen viele einschränkende Glaubenssätze über unsere Fähigkeiten. Wir nehmen ganz selbstverständlich an, etwas nicht gut zu können (ohne dass wir eigentlich wissen, warum). Dabei basiert so ein negatives Selbstbild häufig gar nicht auf schlechten Erfahrungen – es |90| sei denn, wir haben sie als selbsterfüllende Prophezeiung (siehe Seite 93) schon zur Erfahrung gemacht! Sätze, die ich sehr häufig höre, sind beispielsweise:
»Ich bin einfach nicht kreativ.«
»Das kann ich nicht.«
»Dazu bin ich doch nicht gut genug.«
»Das lerne ich doch nie.«
»Mit Zahlen tue ich mich schwer.«
»Ich kann mich nicht präsentieren.«
»Ich könnte ja nie etwas Künstlerisches/Handwerkliches machen.«
Kommen Ihnen solche Sätze bekannt vor? Glaubenssätze belegen uns mit Verboten, die uns als unumstößliche Gesetze erscheinen. Vielen Menschen fällt es zum Beispiel schwer, eigene Interessen zu formulieren und dafür einzutreten, weil sie einmal gespeichert haben, dass man nicht egoistisch sein darf. Dass das eine mit dem anderen herzlich wenig zu tun hat, ist ihnen nicht klar – weil sie gelernt haben, dass Menschen, die für sich sorgen, Egoisten sind. Solche »inneren Imperative« sind so tief in unserem Hirn verankert, dass wir oft gar nicht merken, welches Regelsystem wir permanent befolgen. Wir bekommen ja Glaubenssätze zu Geboten und Verboten meist schon als Kinder vermittelt, als wir noch keine Möglichkeit hatten, sie auf Herz und Nieren zu überprüfen.
Als Erwachsene erahnen wir ihre Existenz, wenn unser Denken und Verhalten an sehr rigide Grenzen stößt, die uns unüberwindbar scheinen, ohne dass wir sie rational erklären können. Für andere Menschen scheinen sie dagegen überhaupt nicht zu gelten. Weit verbreitet sind innere Verbote und Verengungen wie:
»Ich darf nicht zu viel Geld verdienen.«
»Reiche Menschen werden nicht geliebt.«
»Erfolg verdirbt den Charakter.«
»Ich sage meine Meinung nicht, das kommt nicht gut an.«
»Ich darf nicht Nein sagen, das wäre nicht freundlich.«
»Was denken die denn, wenn ich mich einfach bewerbe?«
|91| »Man spricht nicht positiv über sich selbst – das ist peinlich.«
»Ich warte, bis jemandem meine Qualität ganz von selbst auffällt.«
»Ich habe mich einmal entschieden – dann muss ich auch dabei bleiben.«
»Wer A sagt, muss auch B sagen.«
»Ich kann doch nicht einfach tun, was ich will.«
»Man muss wissen, was man will.«
Das Tückische an diesen Sätzen ist, dass wir sie nie so klar formuliert betrachtet haben. Man hat sie uns ja auch nie zur Unterschrift vorgelegt! Wenn wir uns
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