Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab

Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab

Titel: Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Diesbrock
Vom Netzwerk:
unwichtig – nur reichen schöne Abschlüsse und Zeugnisse allein kaum aus, wenn ich nicht überzeugend darstellen kann, was ich kann, wer ich bin und was ich will.
    »Ich will doch nicht als Angeber gelten.«
    »Rechtfertige deine Begrenztheit,
und du machst sie Dir ganz sicher zu eigen.«
    Richard Bach, Illusionen
    Bei der Erstellung ihres Kompetenzprofils schlage ich meinen Klienten vor, dazu auch Menschen aus ihrer Umgebung zu befragen. Und häufig sind sie anschließend erstaunt darüber, welche Fähigkeiten andere ihnen zuschreiben. Wenn sie darüber nachgedacht haben, kommen dann aber fast alle zu dem Schluss, dass dies wohl tatsächlich nicht falsch ist. Vielleicht kennen Sie dieses Phänomen auch: Es fällt uns viel |176| leichter, die Kompetenzen anderer einzuschätzen als unsere eigenen. Und oft sehen wir uns selbst dabei viel kritischer als andere.
    Wenn ich mit Menschen an ihrer Selbstpräsentation arbeite und sie ermutige, mehr von sich zu zeigen, stoße ich häufig auf Widerstand. Darunter kommen fast immer einschränkende Glaubenssätze zum Vorschein. Wir haben uns mit diesen kleinen, schlichten und falschen »Wahrheiten« ja schon im letzten Teil beschäftigt (Seite 88). Hier sind es oft Sätze wie:
»Wenn ich positiv über mich spreche, bin ich ein Angeber.«
»Nur eingebildete Menschen halten sich selbst für kompetent.«
»Es ist doch peinlich, wenn ich so deutlich sage, was ich kann.«
    Diese Glaubenssätze stammen aus einer falsch verstandenen Bescheidenheit. Viele von uns haben schon als Kind gelernt, nicht zu dick aufzutragen oder gar zu zeigen, dass wir stolz sind auf das, was wir können. Heute, als Erwachsene, haben wir diese inneren Imperative derart verinnerlicht, dass wir gar nicht merken, wie sehr unser Selbstbild durch sie eingeschränkt wird.

    Wie sieht es bei Ihnen aus: Entdecken Sie bei sich solche Glaubenssätze? Vermeiden Sie auch, positiv über Ihre Fähigkeiten zu sprechen, weil sie es unangenehm finden? Wenn ja: Was ist so schlimm daran? Und wo haben Sie das gelernt?

    Wir erleichtern uns unsere Selbstdarstellung gern, indem wir ausschließlich auf verbriefte Kompetenzen verweisen. »Ich habe Abitur« oder »Ich bin Fahrzeugelektroniker« geht dann leichter von den Lippen als »Ich bin ein guter Zuhörer« oder »Ich trete im Kundenkontakt überzeugend auf«. Wenn ich nämlich zeige, dass ich von meinen Kompetenzen überzeugt bin, gehe ich ein großes Risiko ein: Jemand könnte dies infrage stellen! Reaktionen wie »Ich finde nicht, dass Sie gut zuhören können« oder »Na ja, der tollste Verkäufer sind Sie aber nicht« würden natürlich wehtun und mich verletzen. Kein Wunder, wenn ich dieser Gefahr lieber aus dem Weg gehe, indem ich selbst nicht allzu gut von mir denke und spreche – bevor es andere tun!
    |177| So ein Verhalten entspricht natürlich überhaupt nicht dem Selbstbild eines erwachsenen Menschen. Möchten wir nicht eigentlich viel souveräner sein? Dann würde es uns nicht stören, wenn jemand weniger von uns hält als wir selbst. Aber: Wir sind nun einmal kränkbare Wesen, der eine mehr, der andere weniger. Und unsere Stärken und Schwächen – gerade wenn es um unsere berufliche Identität geht – sind ein sehr sensibles Thema für die meisten von uns. Machen wir uns also bewusst, dass es alte Ängste und Glaubenssätze sind, die uns hier behindern. Wir müssen uns wirklich nicht mehr klein und bescheiden geben, um anerkannt zu werden, wie das vielleicht noch im Kindesalter der Fall war. Unsere heutige berufliche Situation ist eine ganz andere!
    Und was vielen Menschen gar nicht bewusst ist: Es geht ja nicht darum, plötzlich eine »Hoppla-hier-komm-ich«-Haltung an den Tag zu legen. Es ist durchaus möglich, ein bescheidener und eher zurückhaltender Mensch zu sein, und sich trotzdem gut und kompetent zu präsentieren. Auch wenn es sich zunächst ungewohnt anfühlt – wir können tatsächlich lernen, ein bisschen mehr zu riskieren und zu zeigen, was wir so alles können und draufhaben!
    »Bitte sagen
Sie
mir doch, was ich kann!«
    Immer wenn es in Unternehmen darum geht, Fähigkeiten und Entwicklungspotenziale von Mitarbeitern und Bewerbern einzuschätzen und zu vergleichen, sind möglichst objektive Testverfahren sinnvoll. Andererseits sind solche Methoden immer recht grob, weil sie sich auf wenige, messbare Kriterien beschränken müssen. Das Zauberwort heißt: Potenzialanalyse.
    Ich erlebe nicht selten folgendes Anliegen: »Ich bin mir nicht sicher,

Weitere Kostenlose Bücher