Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab
was ich kann. Und ob ich wirklich kann, was ich meine zu können. Aber Sie als Psychologe können mir bestimmt objektiv sagen, ob mein Selbstbild stimmt.« Natürlich ist die Vorstellung attraktiv, dass jemand mit einem unklaren Kompetenzselbstbild sich einigen Tests unterzieht und dann genau weiß, wo seine Stärken liegen – und vielleicht |178| sogar, wohin sein beruflicher Weg aufgrund dessen gehen sollte. Das klingt nach einer tollen Abkürzung, die es uns erspart, uns mit unseren Fähigkeiten und Schwächen auseinanderzusetzen.
Wie alles, was attraktiv und damit gut zu verkaufen ist, gibt es dazu auch ein reichhaltiges Angebot an Büchern, Seminaren und Onlinetests. Nur bringen sie leider selten die Klarheit, die sie versprechen. Ich höre immer wieder, dass am Ende bei diesen Verfahren herauskommt, was die Menschen ohnehin schon über sich wussten. Werden berufliche Empfehlungen gegeben, sind die fast immer sehr pauschal und kaum zu gebrauchen. Außerdem entsprechen sie selten den Interessen des Teilnehmers.
Anstatt Ihnen hier ein paar schicke Potenzialtests zu präsentieren, möchte ich Ihnen jetzt lieber einen zwar arbeitsintensiveren, aber viel erfolgversprechenderen Weg zeigen: Nehmen Sie es selbst in die Hand, und machen Sie sich mit der folgenden Übung ein eigenes Bild Ihrer Fähigkeiten.
So erstellen Sie Ihr Kompetenzprofil
Die Arbeit am Kompetenzprofil ist Teil der vierten Phase der Berufsfindung, denn hier geht es ja um die »kreative Suche«. Das Wissen um die eigenen Fähigkeiten und Interessen (um die es im nächsten Kapitel gehen wird) ist das Rohmaterial, aus dem sich berufliche Ideen entwickeln können. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Sie so großzügig wie möglich mit Ihren Fähigkeiten sind! Je kritischer Ihr Blick ist, desto dünner wird das Ergebnis sein. Sammeln Sie erst einmal alle Fähigkeiten, die Ihnen in den Sinn kommen – egal ob Sie Ihnen für den Beruf relevant erscheinen oder nicht. Zusammenfassen und einordnen können Sie Ihre Ergebnisse danach. Sonst besteht die Gefahr, dass Ihre Ansprüche zu hoch sind und Sie viel zu wenige Fähigkeiten gelten lassen.
Wenn Ihnen bei dieser Arbeit Zweifel kommen oder ein innerer Kritiker meint, dass Sie über eine Fähigkeit doch gar nicht wirklich verfügen: Lassen Sie sich bitte nicht beirren, und notieren Sie sie trotzdem! Es ist besser, |179| Sie sammeln auch Kompetenzen, die Sie vielleicht nur ansatzweise besitzen, als dass Kompetenzen unberücksichtigt blieben.
Versuchen Sie unbedingt, jede Fähigkeit so differenziert wie möglich zu beschreiben. Begriffe wie »flexibel«, »teamorientiert«, »sozial kompetent«, »motiviert« oder »lösungs- und zielorientiert« lesen sich zwar in Stellenausschreibungen sehr nett, sagen aber herzlich wenig. Es sind letztlich nur Oberbegriffe für ganze Bündel von Fähigkeiten. Nehmen wir an, Ihnen fällt ein, dass Sie gut und gern in Teams arbeiten: Notieren Sie ruhig einen Oberbegriff wie »guter Teamplayer« oder »teamorientiert«. Im nächsten Schritt sollten Sie sich dann aber fragen, was
genau
Sie dabei gut können: Sind Sie zum Beispiel ein guter Moderator? Welche Prozesse und Teams moderieren Sie dann besonders gut? Können Sie gut zuhören? Wann und wem? Versuchen Sie, immer spezifischer zu werden. Das Ziel ist ein Kompetenzprofil, das nur
Sie
beschreibt – würde es für die Hälfte Ihres Bekanntenkreises ebenfalls gelten, braucht es unbedingt noch Feinschliff.
Und schließlich: Ihr Kompetenzprofil will natürlich visualisiert werden – verwenden Sie also am besten die Mindmapping-Technik (siehe Seite 157). Sammeln Sie alle Fähigkeiten auf
einem
Blatt Papier.
Brainstorming: Beginnen Sie mit einem allgemeinen Brainstorming: Setzen Sie sich vor ein großes Blatt Papier, und fragen Sie sich, was Sie generell gut können. Notieren Sie alles, was Ihnen einfällt. Sind Sie sich einmal nicht sicher, versehen Sie einfach den Punkt mit einem Fragezeichen. Versuchen Sie, wie ich es eben erklärt habe, immer präziser zu werden.
Aktuelle Fähigkeiten: Überlegen Sie sich, welche Fähigkeiten Sie für Ihre jetzige Tätigkeit brauchen und anwenden. Es kann hilfreich sein, unter zwei Gesichtspunkten zu schauen:
Welche spezifischen Fähigkeiten benötigen Sie? Das sind solche, die Sie speziell für diesen Job brauchen (z. B. SAP-Programmierung oder Lohnbuchhaltung).
Welche globalen Fähigkeiten wenden Sie an? Das sind Fähigkeiten, die auch in vielen anderen Jobs gebraucht werden (komplexe
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