Ihr stolzer Sklave
verletzen.“
Immer noch blickte sie unsicher drein, aber sie nickte. Kieran wandte sich an Orin. „Sorge dafür, dass die anderen ihre Plätze entlang dem Palisadenzaun einnehmen. Keine Seite darf unbewacht sein.“
„Und wir werden überleben?“ Orins Stimme war seine Angst anzuhören.
Kieran legte einen Pfeil auf seinen Bogen. „Es ist unsere einzige Chance.
Wenn sie in den Ringwall einbrechen, verlass ihn. Suche unter den Bäumen Schutz, und komme nicht auf die Idee, gegen sie zu kämpfen. Sie wollen erobern und stehlen, nicht euren Tod.“
Trotzdem sah der junge Mann aus, als müsste er sich gleich übergeben.
Mit zitternder Hand umfasste er den Bogen. Jeder Muskel war angespannt.
Kieran legte ihm die Hand auf die Schulter. „Richte deine Aufmerksamkeit immer nur auf einen Mann. Du wirst das schon schaffen. Wir sind zahlreich genug, um sie aufzuhalten.“
Ein barbarisches Kriegsgeschrei durchschnitt die Luft, und einen Augenblick später griffen die Nordmänner den Ringwall an. Sie trugen Rüstungen aus Leder und Eisenhelme mit Nasenschutz. Es waren erfahrene Kämpfer, Männer, die Schlachten ruhmreich überstanden hatten.
Kieran wartete, bis sie in Reichweite waren, dann hielt er seinen ersten Pfeil in die Fackel. Er zielte auf einen der berittenen Soldaten und zog die Bogensehne straff. Zischend traf der brennende Pfeil sein Ziel und setzte den Reiter in Brand.
Iseult verzog entsetzt das Gesicht und wandte den Kopf ab. Auch wenn Kieran Pfeil auf Pfeil abschoss, zitterten ihr die Hände. Noch nie hatte sie einen Mann getötet. Und sie wollte es auch nicht. Die Erinnerung an den Überfall der Eindringlinge saß in ihr fest und ließ sie nicht los.
„Wir brauchen deinen Bogen, Iseult“, sagte Kieran. „Du darfst dich nicht von deiner Angst beherrschen lassen.“
Mit bebenden Händen folgte sie seinen Anweisungen und entzündete einen Pfeil. Sie spannte den Bogen und versuchte, nicht an das zu denken, was sie zu tun im Begriff war. Da legte sich eine warme Hand auf ihren Rücken. „Bleib ganz konzentriert. Ziel und schieß.“ Die Berührung seiner Hand auf ihrer Haut vermittelte ihr Stärke. Auch wenn sie verabscheute, was sie jetzt machen musste, so sah sie doch ein, dass die Männer, wenn sie sie nicht tötete, sie umbringen würden.
Trotz schwerer Verluste drangen die Plünderer unvermindert vor. Da sie die hölzernen Schilde in einer Linie erhoben, konnten die Pfeile nicht mehr Körperteile treffen. Die Flammen griffen das Holz an, doch die Nordmänner ließen keine Anzeichen von Rückzug erkennen.
„Orin.“ Kieran gab dem jungen Mann ein Zeichen. „Es ist Zeit.“ Zeit wofür?, fragte sich Iseult. Beide Männer umwickelten ihre Pfeile mit Leinenstreifen und tränkten die Spitzen erneut in Öl. Statt sie anzuzünden, fertigten sie aber etliche solcher Pfeile an. Dann gingen beide Männer zu jeder Seite des Ringwalls und übergaben die Pfeile an Hagen, an Niamh und an andere. Iseult hatte gar nicht bemerkt, dass auch ihre Freundin mit ihnen kämpfte.
Mit erhobener Hand befahl ihnen Kieran, ihre Pfeile zu entzünden. Iseult trat etwas zurück und beobachtete, wie er die Aufmerksamkeit aller auf sich zog.
Bei der heiligen Brigid, dieser Mann war nie und nimmer ein Sklave. Er führte ihre Stammesbrüder an, als wäre er Alastar oder Davin. Sie schienen seine Erfahrung zu spüren, und keiner widersprach ihm. Als er den Befehl zum Schießen gab, schickten sie ihre brennenden Pfeile ins Gras.
Sofort umgab ein Ring aus Feuer das befestigte Dorf. Das Öl. Er hatte eine feurige Grenze um sie gezogen, eine, die kein Eindringling überschreiten konnte. Mit Schwertern und Speeren wurde jetzt der Feind angegriffen, während vom Ringwall aus Kieran für einen ständigen Pfeilhagel sorgte.
Sie waren dabei, die Schlacht zu gewinnen. Iseults Arme schmerzten, besonders die Innenseite ihres Unterarms brannte vom Spannen des Bogens. Neben ihr stand Orin, und auf seinem Gesicht lag ein triumphierendes Strahlen.
Als sie wieder zu Kieran blickte, war er nicht mehr da. Ihr blutete das Herz, denn sie wusste, dass er jetzt die Gelegenheit zur Flucht ergriffen hatte. Kein Wort hatte er ihr gesagt, und es tat weh zu wissen, dass er nun wirklich fort war.
Ohne ihn fühlte sie sich leer. Sie zwang sich, weiterhin Pfeile abzuschießen. Kurz darauf sah sie Kieran draußen vor dem Wall. Er war mit einem Messer und einer Fackel bewaffnet.
Er schwang
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