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Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hagen
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bemessenen Vorspeisenteller aufzuessen. Gebert schien das keine weiteren Probleme zu bereiten. Er aß dann auch noch ihren Teller leer.
    » Clemens Volz können wir dann wohl ausschließen als den Mörder von Sieglinde Reichard«, sagte er zwischen zwei Bissen.
    » Ja«, stimmte sie zu.
    » Diesen Zustand kann man nicht vortäuschen. Selbst wenn die Schwäche nur gespielt gewesen wäre, die Beinaheerblindung ist echt. Wir haben beide seine Augen gesehen.«
    » Aber Emil Volz oder sein Sohn Achim können es auch nicht gewesen sein«, sagte Gebert. » Emil Volz kam erst ein Jahr nach dem Mord an der kleinen Eva Schneider zur Welt.«
    » Was ist, wenn hier nicht nur Rache an einer Sippe ausgeführt wird, sondern auch von einer Sippe?«
    » Sie meinen, dass die Volz’ die Rache zu ihrem Familiengeschäft gemacht haben und dass die Morde über den Zeitraum von 65 Jahren von allen dreien begangen wurden?«
    » Ganz offenbar leiden sie auch heute noch sehr unter Gretchens Tod.«
    » Die Vermutung ist durchaus nachvollziehbar«, schloss Gebert sich der Spekulation an. » Aber Vermutungen und Spekulationen zählen nicht vor Gericht. Dort will man Beweise sehen.«
    » Wir müssten die Pistole finden«, sagte sie.
    » Für einen Durchsuchungsbeschluss müssten wir ein Ermittlungsverfahren einleiten«, sagte Gebert. » Aber gegen wen der drei?«
    » Sie haben recht. Eine ganze Familie anzuklagen ist gesetzlich nicht möglich. Aber gleichzeitig kann auch keiner der drei alle Morde begangen haben.«
    » Dann darf sich die Anklage nicht auf alle sechs Morde beziehen«, resümierte Gebert.
    » Also konzentrieren wir uns auf den Mord an Sieglinde Reichard«, entschied Inga Jäger, » und leiten das Verfahren gegen Emil Volz ein.«
    » Wieso nicht gegen Achim Volz?«
    » Wenn es sich tatsächlich um Sippenrache handelt, ist es ziemlich wahrscheinlich, dass Emil Volz früher oder später den Stab von Clemens Volz übernommen hat. Immerhin war Clemens Volz beim vorletzten Mord, dem an Magda Eser im Jahr 1997, schon sechsundsiebzig Jahre alt. Aber Emil Volz erscheint mir auch mit über sechzig noch rüstig genug, um für den Mord an Sieglinde Reichard infrage zu kommen.«
    » Vielleicht ist Achim Volz also, obwohl er sich uns gegenüber so ruppig verhalten hat, sogar völlig unschuldig.«

65
    Staatsanwaltschaft Wiesbaden.
    Der Leitende Staatsanwalt Peiß stürmte in Inga Jägers Büro wie von der Tarantel gestochen– und wie bei seinem letzten Besuch hielt er ein Blatt Papier in der Hand. Es war, wie sie sich denken konnte, der Durchsuchungsbeschluss für den Gretchenhof.
    » Ist das Ihr Ernst, Jäger?«, fragte er, und sie sah ihm an, dass er seine Wut noch zügelte.
    » Herr Peiß. Alle inzwischen gesammelten Hinweise deuten klar darauf hin, dass die Familie Volz hinter den Morden an der Familie Schneider steckt oder zumindest irgendwie mit ihnen in Verbindung steht«, sagte sie ruhig.
    » Wir hoffen, bei der Durchsuchung des Weinguts die Tatwaffe zu finden.«
    » Hinweise?«, fragte er. » Sie meinen Vermutungen!«
    » Ich meine Hinweise…«
    Er ließ sie nicht ausreden. » Ist Ihnen klar, dass Emil Volz jetzt nach Heiko Reichard und Doktor Gunther Schneider schon Ihr dritter sogenannter Hauptverdächtiger ist?«
    » Es war zu Beginn nicht absehbar, dass…«
    » Wollen Sie diese Behörde der Lächerlichkeit preisgeben?«, unterbrach er sie erneut. » Hat man in Hamburg die Dinge auf diese Weise geregelt? Erst einmal durchsuchen und wild in der Gegend herum verhaften, und dann mal sehen, ob dabei vielleicht unter Umständen etwas Brauchbares herauskommt?«
    » Die Hinweise, die uns vorliegen, rechtfertigen unser Vorgehen«, hielt sie entgegen.
    » Soso«, machte er ungeduldig. » Und woher kommen sie, Ihre angeblichen Hinweise?«
    Das konnte sie ihm natürlich nicht sagen, schließlich hatte sie sich die entsprechenden Informationen illegal aus dem Staatsarchiv besorgt, und das, nachdem er ihr eindeutig verboten hatte, dort danach zu suchen.
    » Es gibt einen Informanten«, log sie daher.
    » Wer ist dieser Informant?«, wollte er wissen.
    » Das kann ich Ihnen nicht sagen«, antwortete sie. » Ich habe ihm absolute Geheimhaltung zugesichert.«
    Er legte den Kopf schief und sah sie lauernd an. » Ich glaube Ihnen kein Wort«, sagte er drohend leise. » Aber ich denke, das wissen Sie.«
    » Wovor haben Sie eigentlich solche Angst, Herr Peiß?«, fragte sie, weil sie dieses Spielchen nicht länger ertrug, und fügte, ehe er sich

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