Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)
Kross«, wiederholte sie– und dann, mit wesentlich mehr kindlicher Leidenschaft: » Croccante!«
» Genau«, sagte er. » Molto croccante. Das gibt dann ein tolleres Aroma.«
» Schmackes«, sagte sie noch einmal und ermahnte ihn dann: » Aber nicht anbrennen lassen!«
» Nein, nein, wo denkst du hin?«
Und so plauderten die beiden– der große, grobschlächtige Kriminalkommissar mit einem Zuhause, in dem niemand auf ihn wartete, und das entwurzelte und um seinen Vater betrogene Mädchen– über so etwas Belangloses wie das Anbraten von Fleischklößchen… und vertrieben damit, ohne es überhaupt zu merken, vielleicht aber auch mit ganz klarem Vorsatz, die Schatten, die auf jeden von uns immer und überall lauern… den Verlust von Menschen, die wir lieben… die Angst vor der Einsamkeit von morgen oder übermorgen… und in Ingas Fall auch noch die Monster von hinter den Mauern des geschlossenen Blocks auf dem Eichberg, von denen einige, wie Christoph, selbst nichts weiter als Opfer waren und sich nicht mehr anders zu helfen wussten, als jede mögliche oder auch nur imaginierte Bedrohung zu vernichten, auszulöschen… ihr die Kehle herauszureißen, ehe sie ihnen wehtun konnte.
Doch das andere Monster, das, das drei Frauen dazu gezwungen hatte, sich in den Dreck des Weinbergs zu knien, ihnen in den Hinterkopf geschossen und ihnen das Herz mit einem Hirschfänger aus der Brust geschnitten hatte, das ließ sich nicht bannen durch das Plaudern über Fleischklößchen. Das musste aufgehalten werden. Und Inga würde es aufhalten; es seiner gerechten Strafe zuführen für die grässlichen Morde an den Frauen und dafür, dass zwei Männer so viele Jahre zu Unrecht im Gefängnis gesessen und gelitten hatten.
Das war nicht mehr länger nur ihr Job. Das war ihre Pflicht… und ihre Mission.
» Und wenn du alle Fleischklößchen schön scharf angebraten hast, holst du sie aus der Pfanne, legst sie zu dem Speck und gibst stattdessen dann die Zwiebeln in das verbleibende Fett«, hörte sie Gebert mit Tanya reden. » Frau Staatsanwältin, dürfte ich bitte die Zwiebeln haben?«
» Ja, Frau Staatsanwältin«, krähte Tanya vergnügt. » Die Zwiebelwürfelchen bitte.«
Inga lächelte und reichte ihr das Schneidebrett mit den Zwiebeln.
» Aber den Knoblauch noch nicht«, warnte Gebert. » Der wird in dem heißen Fett sonst zu bitter.«
» Aye, aye, Käpt’n«, sagte nun auch Tanya.
Während sie die Zwiebeln in die Pfanne gab, rührte Gebert um und schaute Inga dabei an.
» Alles in Ordnung?«, fragte er leise.
Sie nickte. » Ja, alles in Ordnung. Ich mache den Wein auf, den Sie gekauft haben.«
» Schöne Idee«, sagte er und wandte sich wieder Tanya zu. » Ein bisschen was davon kommt auch in die Sauce.«
» Ja!«, jubelte Tanya.
» Keine falschen Hoffnungen, junge Dame«, sagte Gebert. » Die Hitze verkocht den ganzen Alkohol. Es geht nur um den Geschmack. So, jetzt lassen wir die Zwiebeln schön dunkel schmelzen und geben dann, kurz bevor wir die geschälten Tomaten hineintun, ein klitzekleines bisschen von dem geschnittenen Knoblauch dazu. Aber nur für zehn Sekunden, weil sonst…?« Er ließ den Satz absichtlich unbeendet.
» …der Knoblauch bitter wird«, sagte Tanya.
» Gut aufgepasst.« Er nahm das Weinglas entgegen, das Inga inzwischen gefüllt hatte. » Und wenn die Tomaten drin sind, geben wir den restlichen Knoblauch dazu, groben Pfeffer, Oregano und Thymian, legen dann die Fleischklößchen wieder hinein und lassen die Sauce für eine halbe Stunde im Backofen schmurgeln. Dann nur noch die Spaghetti kochen und fertig.«
Da klingelte sein Handy.
Er verzog das Gesicht, holte es aber trotzdem aus der Hemdtasche, um wenigstens einen Blick aufs Display zu werfen. Sein Ausdruck wurde noch zerknirschter.
» Es ist Elli.«
» Ist das ein Problem?«, fragte Inga.
» Sie würde um diese Uhrzeit nicht anrufen, wenn sie nicht etwas Wichtiges entdeckt hätte.«
» Dann gehen Sie dran.«
Das tat er. » Ja, Elli?«
Dann lauschte er für einige Augenblicke. » Was denn?«
Ein paar Momente später. » Warte.«
Er verdeckte das Handymikro mit der Handfläche und wandte sich Inga zu. » Sie hat tatsächlich etwas entdeckt. Wir sollen zu ihr ins Labor kommen.«
Inga sah Tanyas Gesicht und wie die Freude daraus wich.
» Kommt nicht infrage«, sagte sie daraufhin, ohne zu zögern. » Fragen Sie sie, ob sie schon etwas gegessen hat, und falls nicht, ob sie Spaghetti mit Fleischklößchen mag.«
» Sie
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