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Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hagen
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Staatsanwältin.«
    Team!
    Er hatte zum ersten Mal von ihnen als Team gesprochen. Sie kannte ihn inzwischen gut genug, um beurteilen zu können, dass er das Wort nicht leichtfertig benutzte.
    » Wir stecken da gemeinsam drin«, sagte sie.
    Doch er schaute sie nur abwartend an.
    » Also gut«, sagte sie schließlich mit einem Nicken. » Was auch immer jetzt geschehen mag, es bleibt absolut unter uns. Sie haben mein Wort.«
    Zehn Minuten später standen sie und Gebert in einem Besucherzimmer, das genauso trostlos aussah wie das, in dem sie Thomas Eser verhört hatten. Nur dieses Mal befanden sie sich im Frauenblock des Gefängnisses.
    Die Tür wurde geöffnet, und eine Wärterin, die man auf den ersten Blick aufgrund ihrer zierlichen Statur und ihres jungen Alters auch für eine Praktikantin in einer Kindertagesstätte hätte halten können, wenn ihre Augen nicht so hart und kalt gewesen wären, führte eine mit Handschellen gefesselte Frau herein, die sogar noch jünger war als sie; gerade mal zwanzig, höchstens einundzwanzig.
    Die Gefangene war etwa eins siebzig groß, burschikos-zierlich und hatte das dünne, schwarz gefärbte Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, der ihr bis zwischen die Schulterblätter reichte. Ihr Teint war der blasseste, den Inga Jäger jemals gesehen hatte, doch sie wirkte dabei nicht ungesund oder kränklich. Die Augen erschienen, obwohl sie hellblau waren, dunkel und tief– auf jeden Fall wachsam und äußerst intelligent.
    Als sie Gebert erkannte, stöhnte sie auf, drehte sich herum und wollte den Raum sofort wieder verlassen. Die Wärterin hielt sie fest.
    » Oh ja, ich freue mich auch, dich wiederzusehen, Karo«, sagte Gebert lakonisch. » Setz dich hin. Wer weiß, vielleicht springt ja etwas für dich dabei heraus.«
    Sie verdrehte genervt die Augen wie ein Teenager, dem man sagt, dass er in den Klamotten, die er gerade trägt, unmöglich zur Schule gehen kann, ließ sich dann aber von der Wärterin zu einem der Stühle am Tisch führen, ehe diese anschließend einem kollegialen Wink Geberts gehorchte und den Raum verließ.
    » Darf ich vorstellen?«, fragte Gebert rhetorisch. » Karo Moser. Hackerin. Sie sitzt seit einem Jahr wegen diverser leichter Computerverbrechen. Die schwereren konnte ich ihr leider nicht nachweisen, dafür ist sie einfach zu gerissen.«
    Sie grinste ihn frech an, und er machte eine Geste in Richtung Inga Jäger.
    » Karo, das ist Oberstaatsanwältin Inga Jäger. Du könntest ihr behilflich sein.«
    » Eine Staatsanwältin?« Ihre Stimme war überraschend weich und mädchenhaft.
    » Ja.«
    » Und ich könnte ihr behilflich sein?«
    » Ja.«
    » Warum sollte ich das?«, fragte Karo.
    » Na ja, du weißt ja, wie man so sagt«, meinte Gebert. » Eine Hand wäscht die andere. Vielleicht kann sie im Gegenzug ja auch etwas für dich tun.«
    Karos bisher misstrauisch und berechnend blickende Augen leuchteten interessiert auf.
    » Moment«, schaltete sich Inga Jäger ein, und Gebert stutzte irritiert. » Die Daten zu beschaffen ist eine Sache. Dafür aber einer verurteilten Verbrecherin Gefälligkeiten zu leisten etwas total anderes.«
    » Wieso?«, fragte Gebert.
    » Das eine kann mich meine Karriere kosten, das andere mich selbst in den Knast bringen.«
    » Nur wenn die Gefälligkeit, die Sie ihr im Gegenzug erweisen würden, illegal wäre«, stellte Gebert klar. » Oder Amtsmissbrauch. Aber wir wissen ja noch gar nicht, was es ist, das Karo dazu bewegen könnte, uns zu helfen.«
    Karo verdrehte noch einmal die Augen.
    » Worum geht es denn überhaupt?« Ihre schlanken Finger tippten, trotz der Handschellen, die sie trug, ganz unbewusst auf der Tischplatte herum– so als hätte sie ein Computer-Keyboard vor sich. Ihre Nägel waren ausgesprochen kurz gehalten und ihre Fingerkuppen mit einer dünnen Hornhaut überzogen. Ein deutliches Zeichen dafür, dass sie seit Jahren die meisten Stunden des Tages mit Tippen zubrachte.
    Inga Jäger zögerte.
    Gebert machte den nächsten Schritt. » Es geht um das Hessische Staatsarchiv«, sagte er unverbindlich. » Um Daten mit Sperrverweis.«
    Karo lachte zynisch auf und zeigte auf Inga Jäger.
    » Daten ausspähen?«, fragte sie in einer Mischung aus Amüsiertheit und leichtem Spott. » Da hat die Trulla hier Bedenken, sich die feinen Beamtenfingerchen schmutzig zu machen, aber ich soll gegen 202a verstoßen und bis zu drei Jahren riskieren?«
    Die Blicke der beiden Frauen bohrten sich ineinander.
    Gebert zuckte die

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