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Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hagen
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Zuhilfenahme der Abteilung und der Nummer, die Inga Jäger ihr genannt hatte, binnen weniger als zwanzig Minuten und ganz ohne Komplikationen die benötigten Daten im Hauptstaatsarchiv gefunden und von deren Server auf einen Flashdrive heruntergeladen hatte.
    Anschließend hatten sie Karo als zusätzlichen Dank zum Essen eingeladen und waren, obwohl Inga Jäger dabei eher an ein feines Restaurant wie die Orangerie oder die Ente im Nassauer Hof gedacht hatte, auf Karos ausdrücklichen Wunsch zuerst zu McDonald’s und dann zu Pizza Hut gefahren, wo die junge Computerspezialistin zu Inga Jägers fassungslosem Staunen mehr Cheeseburger, Pizza und Milchshakes verdrückt hatte als der fast dreimal so schwere Gebert; so als würde sie, wie eine Bärin vor dem Winterschlaf, auf Vorrat essen, um sich die nächsten sechs Monate Gefängniskost zu ersparen.
    Inga Jäger versprach ihr, dass sie, sollte sie selbst heil aus der Sache herauskommen, die vor ihr lag, künftig einmal pro Woche mit einem Care-Paket voller Fastfood zu Besuch kommen würde.
    » Machen Sie keine Versprechen, die Sie nicht halten können, Lady«, hatte Karo mit ernstem Gesicht geantwortet; so als sei sie es gewohnt, dass Menschen nicht zu dem standen, was sie sagten. Aber da kannte sie Inga Jäger schlecht.
    » Wenn es für Sie in Ordnung geht«, hatte sie erwidert, » werde ich Ihnen sogar dabei helfen, nach Ihrer Haftzeit wieder Fuß in der Gesellschaft zu fassen. Es dürfte nicht unbedingt schwerfallen, für jemanden mit Ihren einzigartigen Qualifikationen einen gut bezahlten Job zu finden.«
    » Das würden Sie für mich tun?«
    » Das würde ich für Sie tun.«
    » Sie mutieren jetzt aber nicht plötzlich zur Mutter Teresa, oder?«, hatte Karo misstrauisch gefragt.
    Inga hatte gelacht. » Nein. Ich denke da ganz sicher viel eher egoistisch. Als Staatsanwältin kann ich es mir nämlich nicht leisten, zuzulassen, dass Sie mit Ihren fast schon unheimlichen Fähigkeiten auf der gegnerischen Seite kämpfen.«
    Da hatte Karo dann das erste Mal offen gelächelt, und Inga Jäger hätte sogar schwören können, entdeckt zu haben, dass die hellen Augen der sonst so stark und trotzig wirkenden jungen Frau ein wenig feucht geworden waren.
    » Lady, ich denke, das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.«
    Obwohl das ein Zitat aus Casablanca war, hatte sie, das spürte Inga Jäger, das ehrlich gemeint, und die beiden hatten einander herzlich die Hände geschüttelt, ehe sie sie zurück in die JVA gefahren und dort ordnungsgemäß abgeliefert hatten und Gebert den Direx noch einmal persönlich gebeten hatte, eine schützende Hand über der jungen Computerexpertin zu halten.
    Inzwischen war es später Abend, und Inga und Gebert saßen– nachdem Gebert Tanya wieder mit einer Geschichte zu Bett gebracht hatte– in ihrem Wohnzimmer in der Wohnung am Herzogsplatz in Wiesbaden Biebrich mit einer großen Kanne Earl Grey und einer Dose Danish Cookies vor ihren Notebooks und sichteten mit vor Entsetzen finsteren Mienen die von Karo Moser gestohlenen Daten.
    Daten!
    Was für ein schrecklich nüchternes Wort für all das Furchtbare, das Unfassbare, das Unaussprechliche, das sie darstellten. Es waren unzählige alte Listen und Akten voller Namen, deren Träger von Monstern in weißen Kitteln und schwarzen Uniformen wie Schlachtvieh als lebensunwert abgestempelt und hingerichtet worden waren.
    Männer, Frauen– und Kinder.
    So viele Kinder!
    Da eine neunjährige Veronika aus Geisenheim, dort ein zehnjähriger Peter aus Walluf, hier eine achtjährige Rosemarie aus Hattenheim… Johanna, Maria, Christian, Gero, Sebastian, Rüdiger, Anton, Elisabeth und, und, und…
    Vergiftet.
    Zu Tode gespritzt.
    Erdrosselt.
    Erschossen.
    Die Listen waren erschreckend akribisch geführt– wie Warenbestandslisten: Die Ankunft in der psychiatrischen Anstalt Eichberg ebenso akkurat ausgewiesen wie die Verbleibedauer und das Datum und die Art der Tötung.
    So pervers eifrig, als hätten sich deren Ersteller davon ein Fleißsternchen von ihrem Führer erhofft… oder einen Weihnachtsbonus bei Erfüllung der Tötungsquoten.
    Die Trauer, der Zorn und die Hilflosigkeit über diese menschenverachtende Grausamkeit, diese unbarmherzige Kaltblütigkeit gepaart mit dem nicht minder unbarmherzigen Bewusstsein, nichts davon mehr ungeschehen machen zu können, schnürten Inga die Brust zu und waren auf ganz besondere Weise sogar noch um einiges schlimmer, als sie sie beim viel zu frühen Tod ihres

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