Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hagen
Vom Netzwerk:
Schultern. » Dreck aufwühlen geht eben nicht, ohne sich die Finger schmutzig zu machen.«
    Inga Jäger wusste, dass er sie damit meinte. Deshalb hatte er sie vorher geprüft, wie weit sie gehen würde, und ihr das Versprechen abgenommen, Stillschweigen zu bewahren.
    Sie bedachte ihn mit einem warnenden Blick. Auch wenn sie ihn mochte und seine Meinung sehr schätzte, hieß das noch lange nicht, dass sie ihm gestattete, sie zu schulmeistern.
    Er verstand auch ohne Worte und wandte sich an Karo.
    » Was wäre dein Preis, falls du dich dazu bereit erklären würdest, uns zu helfen?«
    » Einzelhaft für den Rest meiner Zeit hier drinnen«, sagte die junge Hackerin, ohne auch nur einen Sekundenbruchteil zu zögern und sehr zu Inga Jägers Erstaunen.
    » Strafverschärfung?«, fragte sie, nur um sicherzugehen, dass sie richtig gehört hatte.
    » Nein«, antwortete Karo. » Ich will einfach nur meine Ruhe vor den anderen Verrückten. Und duschen, ohne mich dabei jedes Mal prügeln zu müssen, weil irgendwelche Assiweiber ihre Dreckspfoten nicht bei sich behalten können.«
    » Das ist gar kein Problem«, sagte Gebert, auch wieder mehr zu Inga Jäger. » Der Direx ist ein alter Kumpel von mir. Dazu bedarf es nur eines kurzen Gesprächs. Also nichts Schriftliches oder sonst wie Verfängliches.«
    Inga Jäger überlegte– und ihr Groll verzog.
    Karo Moser schien das als Einverständnis zu betrachten und sagte: » Und ich habe noch eine Bedingung.«
    » Welche?«, fragte Gebert.
    » Ich mache es von ihrem Rechner aus.« Karo deutete auf Inga Jäger. » Damit wir auch gemeinsam in einem Boot sitzen.«
    » Sie wollen sich absichern, für den Fall, dass man Sie erwischt?«, fragte Inga Jäger skeptisch.
    Die Hackerin lachte überlegen.
    » Man wird mich nicht erwischen«, stellte sie selbstsicher klar. » Das System ist Easy-Peasy. Ich geh da rein und raus, ohne dass es jemand merkt. Nein, ich will sicherstellen, dass Sie mich danach nicht ans Messer liefern können. Schließlich kenne ich Sie nicht gut genug, um Ihnen nur auf Ihr Wort hin zu vertrauen, und schriftlich können wir das ja schlecht festhalten.«
    Inga Jäger beugte sich vor zu ihr. » Und ich kenne Sie nicht gut genug, um darauf zu vertrauen, dass Sie beim Abholen der Daten nicht absichtlich eine Spur hinterlassen, die zu mir führt und mit der Sie mich irgendwann einmal erpressen könnten, wenn Ihre künftigen… sagen wir: Geschäfte Sie wieder in die Bredouille bringen und Sie sich der geneigten Dienste einer Staatsanwältin versichern wollen.«
    » Tja«, sagte Karo, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme, soweit es die Handschellen zuließen. » Wer braucht hier wen? Ich habe nur noch ein halbes Jahr, und zur Not schaffe ich es ohne Sie, mir die lästigen Fummeltrinen auch weiterhin vom Leib zu halten. Ganz allein Ihre Entscheidung.«
    Eine halbe Minute lang herrschte Schweigen in dem Raum.
    Dann sagte Gebert: » Sie ist wirklich verdammt gut in dem, was sie tut.«
    » So gut kann sie nicht sein«, widersprach Inga Jäger. » Sonst säße sie jetzt nicht hier drinnen.«
    Wieder stieß Karo ein spöttisches Lachen aus. » Ihr lieber Kollege Gebert hier hat mich nur schnappen können, weil mich ein Kumpel verpfiffen hat. So was passiert mir in Zukunft nicht mehr.«
    Inga Jäger schaute Gebert an, und der nickte.
    » Wenn ich das richtig sehe, brauchen Sie diese Daten dringend, Lady. Sonst wären Sie überhaupt nicht hier«, sagte Karo. » Aber gleichzeitig scheinen Sie eine Frau mit starken Prinzipien zu sein. Ich schätze so etwas. Es gibt nicht mehr viele von uns. Aber Sie sollten sich entscheiden, ansonsten gehe ich jetzt zurück in meine Zelle.«
    » Sie schätzen also Prinzipien?«, fragte Inga Jäger. Sie hatte eine Öffnung in der Defensive der jungen Hackerin entdeckt und entschied sich, sie zu nutzen.
    » Sehr sogar.«
    » Gut«, sagte Inga Jäger. » Dann erzähle ich Ihnen jetzt, welche Daten ich brauche und wieso ich sie brauche.«
    Und das tat sie dann auch.
    Und nachdem sie das getan hatte, erklärte sich Karo Moser mit vor Zorn funkelnden Augen dazu bereit, ihr und Gebert auch ganz ohne Gegenleistung zu helfen.

58
    Nachdem Gebert unter vier Augen mit dem befreundeten Direktor der JVA gesprochen und der für die verbleibende Haftzeit die Einzelhaft für die Hackerin und einen halben Tag Sonderfreigang unter Aufsicht genehmigt hatte, waren sie mit Karo Moser in ein Internet-Café nahe der Fußgängerzone gefahren, wo sie, unter

Weitere Kostenlose Bücher