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Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hagen
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und sagte dann: » Das HMDJ , das Hessische Landesjustizministerium.«
    Das ungute Gefühl in ihr wurde immer stärker. » Und wer hat den Sperrverweis gesetzt?«
    » Ich bin nicht ermächtigt, Ihnen diese Information zu geben«, sagte er. » Aber wenn Sie die Daten einsehen wollen, brauchen Sie eine Genehmigung des Ministeriums. Soll ich Ihnen die Adresse heraussuchen?«
    » Das ist sehr freundlich von Ihnen«, sagte sie so höflich, wie ihr das bei der Wut und der Frustration, die sie empfand, überhaupt noch möglich war. » Aber das ist nicht nötig. Ich kenne sie.« Sie verabschiedete sich, verließ die Eingangshalle und eilte zu ihrem Wagen.
    In ihrem Zorn übersah sie den Mann, der ganz in dessen Nähe stand. Erst als er sie mit Namen ansprach, nahm sie ihn wahr… und erschrak.
    Es war Stefan Peiß– der Leitende Staatsanwalt.
    » Oh, hallo, Herr Peiß«, sagte sie in einem möglichst unverfänglichen Ton. » Was machen Sie denn hier?«
    » Die Frage, Frau Jäger, ist wohl eher, was Sie hier machen«, antwortete er kühl.
    Ihr Hirn jagte nach einer Ausrede.
    » Bemühen Sie sich nicht«, kam Peiß ihr zuvor. » Selbst wenn Sie tatsächlich aus einem anderen Grund als dem, den ich vermute, hier wären, würde ich Ihnen nicht glauben.«
    Ihr blieb nur noch die Flucht nach vorne.
    » Was verbergen…?«
    Er schnitt ihr das Wort mit einer harschen Geste ab. » Beenden Sie diese Frage, und Sie sind gefeuert.«
    » Sie können mich nicht so einfach feuern«, stellte sie kampfbereit klar.
    Er verzog verächtlich die Mundwinkel.
    » Aber ich kann Sie mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendieren«, sagte er eisig. » Und ein Disziplinarverfahren gegen Sie einleiten; zum Beispiel wegen Insubordination und Verstoßes gegen eine klare Dienstanweisung.«
    » Das steht Ihnen natürlich frei.« Es bedurfte fast all ihrer Willensstärke, nicht die Fäuste zu ballen.
    » Ich weiß, Sie machen nach dem Tod Ihres Mannes und durch den Jobwechsel als alleinerziehende Mutter eine schwere Zeit durch«, sagte er– jetzt, da er seine Macht demonstriert hatte, wesentlich freundlicher. » Deshalb belasse ich es bei einer mündlichen Verwarnung ohne Akteneintrag. So handhabt man hier die Dinge unter Kollegen. Schreiben Sie sich das hinter die Ohren. Und nehmen Sie sich den Rest des Tages frei. Ich will Sie heute nicht mehr sehen– sonst überlege ich es mir vielleicht doch noch anders.«
    Ohne eine Antwort von ihr abzuwarten, drehte er sich herum und ging zu seinem Wagen.
    Inga Jäger war gerade haarscharf am vorzeitigen Ende ihrer Karriere vorbeigeschlittert…
    …und war sich in dem Augenblick gar nicht mehr so sicher, dass das etwas Gutes war.

56
    Inga Jägers Wohnung.
    Inga Jäger bebte vor Wut über die Einmischung ihres Chefs so sehr, dass sie mit dem großen Messer, mit dem sie gerade ein paar Scheiben von der luftgetrockneten und daher festen italienischen Salami abschnitt, die Gebert zusammen mit Brötchen und Camembert mitgebracht hatte, abrutschte und sich dabei in den Daumen säbelte. Sie stieß einen rauen Fluch aus, der selbst einen Seemann hätte erröten lassen, und Gebert sprang sofort von seinem Küchenstuhl auf, um zu ihr an die Anrichte zu eilen.
    » Ist nicht so schlimm«, sagte sie und steckte schnell den Daumen in den Mund, um das Blut abzulutschen, ehe es auf die hölzerne Anrichte tropfen konnte.
    » Wo haben Sie Ihren Verbandskasten verstaut?«, fragte der Kommissar fürsorglich.
    Sie deutete mit der Spitze der Klinge auf eine der oberen Schubladen ihrer Einbauküche.
    Gebert bückte sich und kramte zügig, aber ohne Hektik den Kasten daraus hervor, suchte darin nach Heftpflaster und wählte, als er es gefunden hatte, einen der größeren Streifen aus.
    » Kein Desinfektionsmittel?«, fragte er, nachdem er noch einmal in die Schublade geschaut hatte.
    Sie schüttelte den Kopf und zeigte mit dem Messer auf eine Flasche in der Ecke.
    Er zog die Augenbrauen nach oben.
    » Ein achtzehn Jahre alter Glenmorangie?«, fragte er. » Sind Sie von Sinnen?«
    Sie zuckte die Schultern, um ihm zu verstehen zu geben, dass gerade nichts anderes zur Hand war.
    » Nichts Billigeres?«, fragte er fast flehend. » Irgendeinen Wodka vielleicht?«
    » Nein«, sagte sie um den Daumen in ihrem Mund und den Geschmack ihres eigenen Blutes herum. » Ich trinke selten. Aber wenn, dann gut.«
    » Mir blutet das Herz«, sagte er und öffnete mit einem tiefen Seufzer die Flasche. Dann nahm er das kleinste Glas, das er finden konnte,

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