Ihr wahrer Name
möchte nicht daran erinnert werden.«
»Vielleicht, sehr verehrte Ärztin, solltest du dich selber mal durchchecken lassen, um sicherzugehen, daß alles in Ordnung ist und du dich nicht verletzt hast, als du in Ohnmacht gefallen bist.«
Ihre Stimme wurde schärfer. »Mir geht es großartig, danke.«
Ich starrte in das dunkle Unterholz, als könnte es mir etwas über Lottys Gedanken verraten. »Ich weiß, daß du gestern abend nicht im Zimmer warst, als Radbuka über seine Vergangenheit geredet hat, aber hat Max dir erzählt, daß Radbuka im Internet die Nachricht von jemandem gefunden hat, der etwas über Sofie Radbuka erfahren wollte? Ich bin heute selber ins Internet und habe sie auch gelesen. Radbuka ist überzeugt davon, daß diese Sofie seine Mutter oder Schwester war; jedenfalls hat er mit einem langen Text im Internet geantwortet. Lotty, wer war diese Frau?« »Du hast Sofie Radbuka im Internet gefunden? Das kann nicht sein.«
»Ich habe jemanden gefunden, der Informationen über sie wollte. In seiner Nachricht stand, daß Sofie Radbuka in den vierziger Jahren in England gelebt hat«, wiederholte ich geduldig.
»Max hat es nicht für nötig erachtet, mir das zu erzählen«, fauchte sie. »Vielen Dank.«
Dann legte sie auf und ließ mich allein in dem dunklen Wald. In meinem Gefühl der Verlassenheit und Lächerlichkeit rief ich die Hunde zurück. Ich hörte sie herumrennen, aber sie kamen nicht.
Schließlich hatte ich sie den ganzen Tag eingesperrt; da taten sie mir jetzt nicht den Gefallen, brav zu sein.
Bevor ich zum Wagen ging, um eine Taschenlampe zu holen, wählte ich eine letzte Nummer, die von Vishnikov im Leichenschauhaus, die ich auswendig kenne. Dort ist rund um die Uhr geöffnet. Und tatsächlich hatte ich an jenem Tag auch einmal Glück: Vishnikov, der seine Arbeitszeit ziemlich frei wählt, war noch da.
»Vic. Wie geht's Morrell? Ist er schon in Kabul?«
»Morgen fliegt er«, sagte ich. »Bei euch ist heute früh ein Typ mit einer Kopfwunde reingekommen. Die Polizei meint, es war Selbstmord.«
»Aber in Wahrheit hast du ihn umgebracht und willst ein Geständnis ablegen.« Obduktionen stimmen ihn immer wahnsinnig fröhlich.
»Howard Fepple heißt der Mann. Ich möchte hundertfünfzig Prozent sicher sein, daß er die SIG Trailside ganz allein an seinen Kopf gesetzt hat.«
Vishnikov war nicht für den Fall Fepple zuständig. Während er mich in die Warteschleife legte, um die Akten durchzusehen, spielte ich mit den Leinen der Hunde und wünschte mir dabei, daß ich sie nicht einfach in die Dunkelheit hätte laufen lassen -jetzt hörte ich sie nicht einmal mehr. »Ich habe den Fall an einen Kollegen abgegeben, weil ich dachte, die Sache sei klar. Er hat ihn wie einen Routineselbstmord behandelt, aber ich sehe hier, daß er die Hände nicht nach Schmauchspuren abgesucht hat - er hat sich drauf verlassen, daß der Mann sich den Lauf der Waffe selbst in den Mund gesteckt hat. Die Leiche ist noch hier - ich werfe einen Blick drauf, bevor ich gehe. Hast du irgendwelche Hinweise, daß es Mord war?«
»Die Leute machen die merkwürdigsten Dinge, aber der Mann hat seiner Mutter gesagt, daß er an einer heißen Sache dran ist, und außerdem weiß ich, daß ihn vor seinem Tod jemand in seinem Büro besucht hat. Ich fand's toll, wenn der Staatsanwalt sich die Telefonate, die Fepple von seinem Büro aus geführt hat, genauer anschauen würde.« »Ich sag's dir, wenn sich was Neues ergibt. Bis dann, Vic.«
Einen Augenblick überlegte ich, ob mein Klient Fepple mit einer Waffe bedroht hatte, doch Isaiah Sommers war meiner Ansicht nach kein Mensch, der sich komplizierte Fallen aus dachte. Falls Fepple tatsächlich von der Person umgebracht worden war, die ihn während meines Besuchs in seinem Büro am Freitag angerufen hatte, handelte es sich bei dieser Person um jemanden, der diesen Mord geplant hatte und selbst nicht gesehen werden wollte. Er hatte das Gebäude mit einer größeren Gruppe betreten und wieder verlassen, um nicht aufzufallen. Er hatte Fepple erklärt, wie er mich loswerden konnte. Das klang nicht nach Isaiah Sommers. Ich vergaß die Hunde für einen Moment und erfragte die Nummer der Sommers-Familie von der Auskunft. Es meldete sich Margaret Sommers, deren Stimme feindselig klang. Nach kurzem Zögern holte sie ihren Mann dann doch ans Telefon, weil ihr kein Grund einfiel, es nicht zu tun. Ich erzählte ihm von Fepples Tod.
»Ich habe sowohl sein Büro als auch sein Zimmer zu Hause
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