Ihr wahrer Name
wohnt.«
Ich fragte sie, ob sie irgendwelche Namen von Kunden kenne, um herauszufinden, ob Isaiah Sommers möglicherweise zu ihnen nach Hause gekommen war und sie bedroht hatte. Aber obwohl Rhonda Fepple Howies Tod vermutlich gern einem Schwarzen von der South Side zur Last gelegt hätte, konnte sie sich nicht erinnern, daß er irgendwelche Namen erwähnt hatte. »Die Beamten von heute morgen haben sich nicht die Mühe gemacht, das Zimmer Ihres Sohnes zu durchsuchen, oder? Nun, das habe ich mir schon gedacht - sie waren zu fixiert auf ihre Selbstmordtheorie. Könnte ich es mir anschauen?«
Sie wollte immer noch keinen Ausweis sehen und führte mich den Flur entlang zum Zimmer ihres Sohnes. Offenbar hatte sie ihm nach dem Tod ihres Mannes den größten Raum überlassen - es befanden sich ein großes Bett und ein kleiner Schreibtisch darin.
In dem Zimmer roch es nach ranzigem Schweiß und anderen Dingen, über die ich lieber nicht nachdachte. Mrs. Fepple murmelte entschuldigend etwas von wegen Wäsche und versuchte, einige der auf dem Boden liegenden Kleidungsstücke aufzuheben. Sie sah zuerst das gepunktete Hemd in ihrer Linken und dann die Shorts in ihrer Rechten an, als wisse sie nicht so recht, was sie da in der Hand hielt, und ließ beides wieder auf den Boden fallen. Danach schaute sie mir einfach nur zu, als spielten sich meine Bewegungen im Fernsehen ab.
In den Schubladen der Frisierkommode und des Schreibtisches fand ich Handys der letzten beiden Generationen, eine Sammlung verblüffender Pornoaufnahmen, die Fepple offenbar aus dem Internet heruntergeladen hatte, ein halbes Dutzend kaputte Taschenrechner und drei Tischtennisschläger, aber keinerlei Dokumente. Ich ging seinen Schrank durch und sah sogar unter der Matratze nach, wo ich lediglich eine weitere Pornosammlung fand, diesmal mehrere Jahre alte Zeitschriften, die er wahrscheinlich vergessen hatte, sobald er wußte, wie er im Internet die richtigen Stellen finden konnte.
Die einzigen Versicherungsdokumente in dem Raum waren Unternehmensbroschüren auf dem Schreibtisch. Keine Spur von der Sommers-Akte oder auch nur einem Terminkalender, ganz zu schweigen von einer weiteren Seite wie der, die ich am Morgen in seiner Tasche entdeckt hatte. Ich holte eine der Fotokopien davon aus meiner Tasche und zeigte sie Mrs. Fepple. »Wissen Sie, was das ist? Es war im Büro Ihres Sohnes.«
Sie betrachtete das Blatt Papier genauso apathisch, wie sie mir bei meiner Suche zugesehen hatte. »Das da? Keine Ahnung.«
Sie wollte es mir gerade wieder zurückgeben, als ihr einfiel, daß das möglicherweise Mr. Hoffmans Handschrift war. »Er hatte so Lederbücher, wo auf dem Umschlag sein Name in Goldlettern aufgeprägt war. Die hat er mit zu den Kunden genommen und die Namen darin abgehakt, wenn die Leute gezahlt haben, wie hier.«
Sie deutete mit dem Zeigefinger auf die Haken. »Einmal hab' ich sein Buch in die Hand genommen, als er auf der Toilette war, und als er zurückgekommen ist, hätt' man meinen können, ich bin eine russische Spionin, die was über die Atombombe rauskriegen will, so hat er sich aufgeführt. Als ob ich gewußt hätte, was das alles bedeutet.« »Sieht die Schrift hier denn aus wie die von Hoffman?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Die hab' ich schon Jahre nicht mehr gesehen. Ich weiß nur noch, daß sie schwer zu lesen war, aber ganz gleichmäßig, wie eine Gravur.«
Ich sah mich enttäuscht um. »Eigentlich hatte ich gehofft, einen Terminkalender oder etwas Ähnliches zu finden. Es war keiner auf dem Schreibtisch im Büro oder in seiner Aktentasche. Wissen Sie, wo er sich seine Termine notiert hat?«
»Er hatte eins von diesen elektronischen Spielzeugen. Ja, genau, so eins«, fügte sie hinzu, als ich ihr mein elektronisches Notizbuch zeigte. »Wenn er's nicht dabeihatte, muß es derjenige, der ihn umgebracht hat, mitgenommen haben.«
Was entweder bedeutete, daß Fepple eine Verabredung mit seinem Mörder gehabt hatte oder daß er von jemandem überfallen worden war, der es auf elektronische Geräte abgesehen hatte. Gegen die zweite Theorie sprach, daß der Computer noch im Büro stand - allerdings hätte sich der auch nur schwer an dem Wachmann vorbeischmuggeln lassen. Ich fragte Mrs. Fepple, ob die Leute von der Polizei ihr die Sachen ihres Sohnes bereits zurückgegeben hätten, doch sie wurden noch als potentielle Beweismittel einbehalten, bis zweifelsfrei feststand, daß es sich um Selbstmord handelte. »Hat er die Räume auf
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