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Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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eingebildet hat. Als ich in der Agentur gearbeitet hab', hat er mich ständig kritisiert, weil ich die Schubladen mit den Akten nicht so geordnet hab', wie er das wollte. Da hab' ich ihm gesagt, die Agentur gehört Mr. Fepple, und Mr. Fepple hat ein Recht, die Akten so zu organisieren, wie er sich das vorstellt. Doch Mr. Hoffman hat drauf bestanden, daß ich seine ganzen Akten auf seine Weise sortiere, als wären die was ganz Besonderes. Er hat bloß kleine Abschlüsse gemacht, Lebensversicherungen und solche Sachen, aber aufgeführt hat er sich, als wenn er den Papst versichert.« Sie machte eine vage Geste mit dem Arm, und wieder tanzte der Staub.
    »Aber er hat 'ne Menge Geld damit gemacht, Geld, das Mr. Fepple mit Sicherheit nie gesehen hat. Mr. Hoffman hat einen dicken Mercedes gefahren, und er hatte eine schicke Wohnung irgendwo in der North Side.
    Als ich ihn mit dem Mercedes habe vorfahren sehen, hab' ich zu Mr. Fepple gesagt, der Mann unterschlägt Geld oder ist bei der Mafia oder so was Ähnliches, aber Mr. Fepple ist die Bücher immer sorgfältig durchgegangen, und es hat nie was gefehlt. Im Lauf der Zeit ist Mr. Hoffman dann immer seltsamer geworden, nach allem, was Mr. Fepple erzählt hat. Er hat das Mädchen, das nach mir in der Agentur gearbeitet hat, als ich mich um Howie kümmern mußte, fast zum Wahnsinn getrieben. Er hat die ganze Zeit seine Akten rausgeholt und wieder eingeordnet, hat sie gesagt. Ich glaube, er ist am Ende irgendwie senil geworden, aber Mr. Fepple hat gemeint, es schadet niemandem, wenn er ins Büro kommt und seine Papiere sortiert.«
    »Hoffman hatte doch einen Sohn, oder? Waren Ihr Sohn und seiner öfter zusammen?«
    »Du lieber Himmel, nein - sein Junge hat in dem Jahr mit dem College angefangen, in dem meiner auf die Welt gekommen ist. Ich weiß nicht mal mehr, ob ich ihn je persönlich kennengelernt habe.
    Mr. Hoffman hat bloß die ganze Zeit von ihm erzählt und daß alles, was er tut, für seinen Jungen ist - ich sollte mich nicht über ihn lustig machen, schließlich war das bei mir und meinem Howie nicht anders. Aber irgendwie hat's mich geärgert, daß er so viel Geld gemacht hat für seinen Sohn. Mr. Fepple hat die Agentur gehört, aber der hatte längst nicht so viel. Mr. Hoffman hat seinen Sohn auf so ein schniekes College an der Ostküste geschickt, das hat sich angehört wie Harvard, war's aber nicht. Soweit ich weiß, hat's der Junge trotz der teuren Ausbildung zu nichts gebracht.« »Wissen Sie, was aus ihm geworden ist? Ich meine, aus dem Sohn?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich hab' gehört, daß er irgendwo in der Krankenhausverwaltung gearbeitet hat oder so was Ähnliches, aber nach dem Tod von Mr. Hoffman haben wir nichts mehr über ihn erfahren. Wir haben ja niemanden aus seinem Freundes- und Bekanntenkreis gekannt.« »Hat Ihr Sohn in letzter Zeit über Hoffman gesprochen?« fragte ich. »Hat er irgendwas von Problemen mit Mr. Hoffmans alten Kunden erwähnt? Vielleicht hat einer von ihnen ihn bedroht. Möglicherweise hat ein solches Gespräch ihn auch so deprimiert, daß er nicht mehr wußte, wie er das Geschäft zum Laufen bringen sollte.«
    Beim Gedanken an die letzten Tage ihres Sohnes schüttelte sie schniefend den Kopf. »Gerade deswegen glaube ich ja nicht, daß er sich umgebracht hat. Er war irgendwie aufgeregt, wie er's immer ist - war -, wenn er einen neuen Einfall hatte. Er hat gesagt, endlich hätte er begriffen, wie Hoffman mit seiner Liste so viel Geld gemacht hat. Wahrscheinlich könnte er mir auch einen Mercedes ganz für mich allein kaufen, wenn ich will, hat er gemeint. Schon bald. Ich mache Büroarbeiten oben in Western Springs, das werde ich wohl weitermachen, bis ich in Rente gehe.« Diese düstere Aussicht deprimierte mich fast genauso sehr wie sie. Ich fragte sie, wann sie ihren Sohn zuletzt gesehen habe.
    Tränen traten ihr in die Augen. »Am Freitag morgen. Als ich zur Arbeit bin, ist er aufgestanden. Er hat gesagt, er trifft sich am Abend zum Essen mit einem Kunden, es wird später. Als er dann nicht nach Hause gekommen ist, hab' ich mir Sorgen gemacht. Ich hab' den ganzen Samstag im Büro angerufen, aber manchmal ist er zu diesen Tischtennisturnieren irgendwo außerhalb gefahren. Vielleicht hatte er ja vergessen, es mir zu sagen. Oder er hatte eine Verabredung - er hat sich ja am Freitag morgen so schick gemacht. Ich hab' versucht, dran zu denken, daß er kein Kind mehr ist, aber das ist gar nicht so leicht, wenn er hier bei mir

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