Ihr wahrer Name
durchsucht, aber keine Spur von der Akte Ihres Onkels finden können«, sagte ich. »Die Polizei hält es für einen Selbstmord, doch ich glaube, daß jemand ihn umgebracht hat, wahrscheinlich, um diese Akte zu kriegen.« »Wer würde denn so was machen?«
»Möglicherweise hat der Versicherungsbetrüger irgendeinen Hinweis hinterlassen, den niemand finden sollte. Es kann aber auch sein, daß jemand aus einem anderen Grund sauer genug auf Fepple war, ihn umzubringen.«
Als ich schwieg, ging er in die Luft. »Wollen Sie damit sagen, daß ich in sein Büro bin und ihn umgebracht habe? Meine Frau hatte doch recht. Und Alderman Durham auch. Sie haben nie die mindeste... «
»Mr. Sommers, ich habe einen langen Tag hinter mir und möchte keine langen Worte mehr machen: Ich glaube nicht, daß Sie den Mann umgebracht haben. Allerdings sind Sie ganz schön jähzornig, das muß ich Ihnen schon sagen. Vielleicht hat Ihre Frau oder auch Durham Sie dazu gebracht, nicht weiter auf die Ergebnisse von mir zu warten und selber zu Fepple zu gehen. Möglicherweise haben seine Süffisanz und Untätigkeit Sie ja auch zum Handeln verführt.« »Nein. Ich habe Ihnen gesagt, daß ich auf Sie warten würde, und das habe ich auch getan. Obwohl Alderman Durham meint, daß ich einen großen Fehler mache.«
»Ach, tatsächlich? Und was schlägt er vor?«
Peppy und Mitch kamen zu mir gerannt. Ich roch sie, bevor ich ihre dunklen Schatten vor dem dunklen Unterholz entdeckte - sie hatten sich in irgend etwas Stinkendem gewälzt. Ich legte kurz die Hand über das Mundstück des Apparats und befahl ihnen, sich zu setzen. Peppy gehorchte, doch Mitch versuchte, an mir hochzuspringen. Ich schob ihn mit dem Fuß weg. »Das ist es ja. Er hat auch keinen vernünftigen Plan. Er möchte, daß ich eine Klage gegen die Ajax einreiche, aber ich hab' ihn gefragt, wer seiner Meinung nach den Anwalt bezahlen soll. Außerdem habe ich nicht so viel Zeit. Der Bruder meiner Frau hat auch mal so eine große Gerichtssache angefangen, das hat dreizehn Jahre gedauert. Ich will keine dreizehn Jahre warten, bis ich mein Geld zurückkriege.«
Im Hintergrund hörte ich Margaret Sommers sagen, er solle nicht der ganzen Welt über ihr Privatleben erzählen. Nun stürzte Mitch sich erneut auf mich und brachte mich aus dem Gleichgewicht. Ich landete auf dem Boden, das Handy immer noch am Ohr. Wieder versuchte ich, Mitch wegzudrücken, ohne gleichzeitig ins Telefon zu brüllen. Er bellte begeistert, weil er das Ganze für ein wunderbares Spiel hielt. Peppy drängte sich zwischen uns. Inzwischen roch ich genauso streng wie die beiden. Ich legte ihnen die Leinen an und stand auf.
»Werd' ich mein Geld je wiedersehen?« fragte Sommers gerade. »Die Sache mit dem Agenten tut mir leid: Das war sicher keine schöne Art zu sterben, aber es ist auch nicht lustig, wenn man so schnell so viel Geld für eine Beerdigung auftreiben muß, Ms. Warshawski.«
»Ich gehe morgen zur Versicherung und versuche, die zu irgendeiner Übereinkunft zu bewegen.« Der Ajax würde ich es als eine Möglichkeit verkaufen, Durham etwas in der Öffentlichkeit entgegenzusetzen, aber vermutlich verbesserte es das Verhältnis zu meinem Klienten nicht, wenn ich ihm das sagte. »Wenn die anbieten würden, Ihnen was zu zahlen, würden Sie's annehmen?« »Ich... darüber muß ich erst nachdenken.«
»Na schön, Mr. Sommers«, sagte ich. Allmählich hatte ich keine Lust mehr, mit meinen stinkenden Hunden in der Dunkelheit herumzustehen. »Sie müssen Ihrer Frau schließlich Gelegenheit geben, Ihnen zu sagen, daß ich versuche, Sie übers Ohr zu hauen. Ich rufe Sie morgen an. Ach übrigens: Haben Sie eine Waffe?«
»Habe ich was? Verstehe, Sie wollen rausfinden, ob ich Sie angelogen und den Mann doch umgebracht habe.«
Ich strich mir mit der Hand die Haare aus dem Gesicht und merkte zu spät, wie sehr sie nach verwestem Kaninchen stank. »Nein, ich versuche lediglich, mich zu überzeugen, daß Sie ihn nicht umgebracht haben können.«
Er schwieg. Ich hörte ihn schwer atmen, während er über das, was ich gesagt hatte, nachdachte. Dann gestand er zögernd, eine Neun-Millimeter Browning Special zu besitzen. »Das ist beruhigend, Mr. Sommers. Fepple wurde nämlich mit einer Schweizer Waffe, anderes Kaliber, getötet. Rufen Sie mich morgen an, um mir zu sagen, ob Sie ein Angebot der Versicherung annehmen würden. Gute Nacht.«
Als ich die Hunde zum Wagen zerrte, bog ein Waldschutzbeamter hinter meinem Mustang in
Weitere Kostenlose Bücher