Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
die Lichtung und richtete seine Scheinwerfer auf uns. Uber Lautsprecher forderte er mich auf, zu ihm zu kommen. Als wir näher traten, wirkte er enttäuscht darüber, daß wir drei uns nichts vorzuwerfen hatten, denn die Hunde waren beide an der Leine. Beamte wie er verpassen Hundebesitzern gern einen Strafzettel, wenn sie sich über die entsprechenden Vorschriften hinwegsetzen. Mitch, der immer sofort auf alle Leute zugeht, sprang in Richtung des Mannes, der, angewidert von dem Geruch nach verwestem Kaninchen, zurückwich. Er schien krampfhaft nach einem Grund für eine Strafe zu suchen, mußte sich dann aber damit zufriedengeben, mir zu erklären, daß der Park geschlossen sei und er beoachten würde, ob wir uns auch wirklich aus dem Staub machten.
    »Du bist ein schreckliches Vieh«, sagte ich zu Mitch, als wir wieder auf der Straße waren, der Beamte deutlich sichtbar hinter uns. »Du stinkst nicht nur selber widerlich, sondern hast auch noch mich mit dem Zeug vollgeschmiert. Weißt du, ich hab' keine Kleider zum Wegschmeißen.« Mitch streckte den Kopf fröhlich hechelnd über die Rückenlehne. Ich machte alle Fenster auf, aber die Fahrt war trotzdem furchtbar. Eigentlich hatte ich vorgehabt, bei Max vorbeizuschauen, um herauszufinden, wie es allen ging und was Max mir über Lottys Geschichte mit der Radbuka-Familie sagen konnte. Doch jetzt wollte ich nur noch die Hunde in die Badewanne stecken und gleich hinterherhüpfen. Pflichtbewußt, wie ich war, fuhr ich allerdings an Max' Haus vorbei, bevor ich zu Morrell heimkehrte. Ich ließ Mitch im Wagen und ging mit Peppy und einer Taschenlampe durch den Park gegenüber von dem Haus, in dem Max wohnte. Dort überraschten wir ein paar junge Leute beim Knutschen, die entsetzt zurückwichen, aber immerhin schien Radbuka nirgendwo zu lauern.
    Bei Morrell band ich die Hunde an das Geländer der hinteren Veranda, auf der Don mit einer Zigarette stand. Drinnen hörte ich Morrell ein Klavierkonzert von Schumann klimpern, das mein Eintreffen übertönte.
    »Warshawski - was hast du denn angestellt?« fragte Don. »Hast du einen Ringkampf mit einem Stinktier veranstaltet?«
    »Don. Du kommst mir gerade recht. Du bewegst dich sowieso zu wenig. Du kannst mir helfen, diese wunderbaren Tiere zu baden.«
    Ich ging in die Küche, nahm einen Müllbeutel für meine Kleidung mit und zog ein altes T-Shirt sowie eine abgeschnittene Jeans an, um die Hunde zu baden. Mein Vorschlag, er könne mir dabei helfen, hatte Don in die Flucht geschlagen. Ich mußte lachen, als ich Mitch und Peppy abschrubbte und dann selber unter die Dusche ging. Als wir schließlich alle drei sauber waren, wartete Morrell schon mit einem Glas Wein in der Küche auf mich.
    Die unmittelbar bevorstehende Abreise machte ihn nervös. Ich erzählte ihm von Fepple und dem deprimierenden Leben, das er offenbar geführt hatte, sowie davon, daß die Hunde sich in etwas Widerlichem gewälzt und so sogar einen Beamten der Waldschutzbehörde verjagt hatten. Morrell reagierte an den richtigen Stellen schockiert und erstaunt, aber eigentlich war er mit den Gedanken woanders. Die Tatsache, daß Radbuka die Loewenthals belästigt hatte, und Lottys beunruhigendes Verhalten behielt ich für mich - Morrell sollte keine Sorgen um mich in die Welt der Taliban mitnehmen.
    Don würde während seiner Arbeit an dem Projekt mit Rhea Wiell weiter bei Morrell wohnen. Allerdings hatte ihn nicht die Angst davor, die Hunde baden zu müssen, vertrieben, sondern Morrells Anweisung: Er hatte Don in ein Hotel geschickt, damit wir diesen letzten Abend allein miteinander verbringen konnten.
    Ich bereitete Bruschette mit Birnen und Gorgonzola und hinterher e 'mefrittata zu. Ich ließ mir Zeit, karamelisierte sogar Zwiebeln dafür. Und ich hatte eine besonders gute Flasche Barolo für diesen Anlaß aufgehoben. Ein Mahl der Liebe, ein Mahl der Verzweiflung: Vergiß mich nicht, vergiß nicht, daß das, was ich dir koche, dich glücklich macht, und komm zu mir zurück. Wie nicht anders zu erwarten, hatte Morrell bereits alle seine Sachen in einige leichte Taschen gepackt. Er hatte die Zeitung abbestellt, die Post an meine Adresse umgeleitet, mir das Geld für zu bezahlende Rechnungen gegeben. Er war nervös und aufgeregt. Wir gingen kurz nach dem Essen ins Bett, aber er redete bis fast zwei Uhr morgens: über sich selbst, seine Eltern - die er sonst praktisch nie erwähnte -, seine Kindheit in Kuba, wohin sie von Ungarn ausgewandert waren, seine Pläne

Weitere Kostenlose Bücher