Ihr wahrer Name
Unsinn, den du mir da erzählst, muß ich mir nicht anhören. Ich kann meine Fragen auch direkt bei der Polizei loswerden. Glaub mir, die reden mit der kleinen Miss Ingram auf eine Weise, die sie zum Antworten bringt.«
Hinter mir ertönte die Aufzugglocke. Bevor ich einsteigen konnte, packte Ralph mich am Arm. »Jetzt bist du schon mal da; gib mir zwei Minuten von deiner Zeit. Ich möchte, daß du dich in meinem Büro mit jemandem unterhältst.«
»Wenn mir dadurch der Typ durch die Lappen geht, der unten bei der Demo mitmarschiert, werd' ich ziemlich sauer, Ralph, also mach's kurz, ja? Was mich auf eine andere Frage bringt: Wieso ist dir plötzlich dieses verdammte Mikrofiche so wichtig, wenn die das Gebäude hier belagern?« Ohne meiner Frage Beachtung zu schenken, strebte er über die rosefarbenen Teppiche zu seinem Büro. Seine Sekretärin Denise war immer noch auf ihrem Posten. Und auf den Stühlen saßen steif Connie Ingram und eine schwarze Frau, die ich nicht kannte. Sie sahen Ralph nervös an, als wir hereinkamen.
Ralph stellte mir die schwarze Frau als Karen Bigelow vor, Connies Vorgesetzte. »Erzählen Sie Vic, was Sie mir gesagt haben, Karen.« Sie nickte und wandte sich mir zu. »Ich weiß Bescheid über den Fall Sommers. Ich war letzte Woche in Urlaub, aber Connie hat mir erklärt, daß sie die Akte hier oben bei Mr. Rossy lassen mußte. Und daß diese Privatdetektivin versuchen könnte, ihr vertrauliche Informationen über die Gesellschaft zu entlocken. Als Sie dann tatsächlich nach dem Fiche gefragt haben, ist Connie sofort zu mir gekommen. Wir waren beide nicht sonderlich überrascht. Wie Sie wissen, hat Connie sich nicht überreden lassen, die Akte herauszugeben, doch irgendwie hatte sie ein komisches Gefühl und hat dann gleich das Mikrofiche überprüft. Die Karte mit der Sommers-Akte ist verschwunden. Nicht ordnungsgemäß entnommen, sondern einfach verschwunden. Und soweit ich weiß, waren Sie eine Weile allein in dem Stockwerk, Miss.«
Ich lächelte freundlich. »Verstehe. Allerdings muß ich gestehen, daß ich nicht weiß, wo die Fiches gelagert werden, sonst wäre ihr Verdacht möglicherweise begründet. Ihnen ist das Labyrinth im achtunddreißigsten Stock vertraut, aber ein Fremder findet sich dort nicht zurecht. Es gibt eine ganz einfache Methode, Sicherheit zu gewinnen: Suchen Sie nach Fingerabdrücken. Meine sind offiziell gespeichert, weil ich nicht nur registrierte Privatdetektivin bin, sondern auch fürs Gericht arbeite. Holen Sie die Polizei, behandeln Sie die Sache wie einen richtigen Diebstahl.«
Einen Moment herrschte Schweigen, dann sagte Ralph: »Wenn du tatsächlich an dem Schrank warst, Vic, dann hast du hinterher alle Spuren verwischt.«
»Um so wichtiger ist es, Fingerabdrücke zu nehmen. Wenn der Schrank mit Abdrücken bedeckt ist, die nicht mit denen von Connie identisch sind - sie müssen dran sein, weil sie gerade in der Schublade nachgesehen hat oder das zumindest behauptet -, weißt du, daß ich mich nicht daran zu schaffen gemacht habe.«
»Was soll das heißen: >oder das zumindest behauptet<, Miss Detektivin?« Karen Bigelow bedachte mich mit einem strengen Blick.
»Es ist folgendermaßen, Ms. Vorgesetzte: Ich habe keine Ahnung, was für ein Spielchen die Ajax mit den Ansprüchen der Sommers-Familie spielt, aber jedenfalls geht's dabei jetzt, wo ein Mann tot ist, um eine ganze Menge. Fepples Mutter hat mir einen Schlüssel zum Büro der Agentur gegeben, und ich bin heute hingefahren, um zu sehen, ob ich irgendeinen Hinweis auf seinen Terminkalender finden kann.«
Ich beobachtete Connie Ingram genau, aber ihr rundes Gesicht wirkte nicht besonders besorgt. »Tja, der Mörder von Howard Fepple hat sich die Sommers-Akte unter den Nagel gerissen. Und sein elektronisches Notizbuch. Aber er hat nicht daran gedacht, den Termin auch im Computer zu löschen. Vielleicht war's dem Betreffenden ja auch noch unangenehmer als mir, an das Gerät zu gehen, weil überall Hirnreste und Blut klebten.«
Sowohl Karen Bigelow als auch Connie Ingram zuckten zusammen, was bewies, daß beide die Vorstellung von einer Mischung aus Gehirn, Blut und Computer eklig fanden. »Und wissen Sie, wer letzten Freitag abend eine Verabredung mit Howard Fepple hatte? Unsere gute Connie Ingram hier.«
Sie riß sofort den Mund auf, um zu protestieren. »Das ist nicht wahr. Ich habe mich nicht mit ihm verabredet. Wenn er das in seinen Terminkalender geschrieben hat, lügt er!« »Tja, irgendwer
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