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Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Konferenzzimmer gesehen. Von anderen Dingen habe ich herzlich wenig Ahnung.«
    »Als da wären?« Er drückte die Hand seiner Frau, um ihr zu zeigen, daß seine Aufmerksamkeit eigentlich ihr galt.
    »Zum Beispiel warum Louis Durham sich nach der Abstimmung bei Ihnen zu Hause mit Ihnen treffen muß. Ich hatte nicht den Eindruck, daß er und die Leitung der Ajax ein so enges Verhältnis haben. Oder warum das Joseph Posner interessieren sollte.«
    Fillida wandte sich mir zu. »Sie sind tatsächlich eine indovina, Signora. Ich habe gelacht, als Bertrand mir erzählte, Sie hätten in seiner Hand gelesen, aber es ist wirklich bemerkenswert, daß Sie so viel über unser Privatleben wissen.«
    Ihre Stimme klang sanft und unkritisch, aber unter ihrem gelassen-distanzierten Blick wurde ich verlegen. Ich hatte gedacht, meine Äußerung würde einschlagen wie ein Blitz; jetzt wirkte sie nur noch ungehobelt.
    Rossy breitete die Hände aus. »Das Leben in Chicago unterscheidet sich offenbar doch nicht so sehr von dem in Bern und Zürich: Hier wie dort scheinen persönliche Beziehungen zu den Verantwortlichen der Stadt hilfreich für den glatten Ablauf der Geschäfte zu sein. Und was Mr. Posner anbelangt - seine Enttäuschung nach der heutigen Abstimmung dürfte verständlich sein.« Er drückte leicht meine Schulter, als Laura Bugatti, die Frau des Attaches, sich zu uns gesellte. »Allora. Warum reden wir über Dinge, die niemand sonst versteht?«
    Bevor ich etwas erwidern konnte, kamen zwei Kinder im Alter von ungefähr fünf und sechs Jahren unter dem wachsamen Blick einer Frau in grauer Kinderschwesternuniform herein. Sie waren beide strohblond; das Mädchen hatte eine dichte Mähne, die ihr fast bis zur Taille reichte. Sie trugen Nachtgewänder, die vermutlich eine ganze Mannschaft von Stickern einen vollen Monat lang beschäftigt hatten. Fillida beugte sich zu ihnen hinunter, um ihnen mit einem Kuß eine gute Nacht zu wünschen und ihnen zu sagen, sie sollten auch zia Laura und zia Janet eine gute Nacht wünschen, zia Laura war die Frau des Attaches, zia Janet die amerikanische Romanschriftstellerin. Beide traten zu uns, um den Kindern einem Kuß zu geben, während Fillida die langen Haare ihrer Tochter an der Schulter glattstrich.
    »Giulietta«, sagte sie zu dem Kindermädchen, »wir müssen Margueritas Haar mit einer Rosmarin-Spülung pflegen; es ist einfach zu struppig nach einem Tag im Chicagoer Wind.« Bertrand hob seine Tochter hoch, um sie ins Bett zu tragen. Fillida glättete den Kragen am Pyjamaoberteil ihres Sohnes und schob ihn zu dem Kindermädchen. »Ich komme später noch mal zu euch, meine Lieben, aber nun muß ich zuerst unseren Gästen etwas zu essen geben, bevor sie mir verhungern. Irina«, fügte sie mit der gleichen sanften Stimme an das Hausmädchen gewandt hinzu, »ich würde jetzt gern das Essen servieren.«
    Dann bat sie Signor Bugatti, mich zum Tisch zu begleiten, während sie seine Frau dem Schweizer Banker zuwies. Auf unserem Weg durch die Diele zu dem mit Holzpaneelen verkleideten Eßzimmer blieb ich stehen, um eine alte Standuhr zu bewundern, auf deren Zifferblatt das Sonnensystem zu sehen war. Während ich sie betrachtete, schlug es neun, und die Sonne und die anderen Planeten begannen, sich um die Erde zu bewegen.
    »Reizend, finden Sie nicht?« sagte Signor Bugatti. »Fillida hat wirklich einen exquisiten Geschmack.«
    Wenn die Gemälde und kleinen Skulpturen in den verschiedenen Räumen ihr gehörten, hatte sie nicht nur einen exquisiten Geschmack, sondern auch eine Menge Geld, um ihn sich leisten zu können; außerdem schien sie einen Hang zum Exzentrischen zu haben. Neben einem Kinderbild, das das Meer zeigte, hingen Schnappschüsse ihrer Kinder am Strand.
    Laura stieß einen Begeisterungsschrei aus. »Ach, hier ist ja der kleine Paolo letzten Sommer auf Samos. Er ist einfach entzückend. Läßt du ihn im Lake Michigan schwimmen?« »Bitte«, sagte Fillida und rückte das Foto ihres Sohnes zurecht. »Er würde liebend gern reingehen, also bitte sprich nicht davon. Denk nur an das verschmutzte Wasser!«
    »Wer's mit der Adria aufnimmt, braucht auch keine Angst vor dem Lake Michigan zu haben«, sagte der Banker, und alle lachten. »Stimmen Sie mir zu, Signora Warshawski?« Ich lächelte. »Ich schwimme oft im Lake, aber vielleicht bin ich ja auch gegen die hiesige Umweltverschmutzung abgehärtet. Immerhin haben wir in der Nähe von Chicago noch nie Cholera-Bakterien gefunden.«
    »Ach, aber

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