Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
daß sie mit ihm verwandt ist?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Wenn irgend jemand von uns wüßte, wer er wirklich ist oder wer die Radbukas waren, ließe sich diese Frage möglicherweise leichter beantworten.«
    Sie preßte die Lippen zusammen. »Ich schulde niemandem eine Erklärung - weder dir noch Max.
    Und am allerwenigsten diesem absurden Menschen. Wenn er weiter den Überlebenden von Theresienstadt spielen möchte, soll er das meinetwegen tun.«
    »Er spielt? Lotty, weißt du, daß er nur spielt?«
    Ich hatte die Stimme erhoben; die Tür am anderen Ende des Flurs öffnete sich einen Spalt. Lotty wurde rot und schob mich in ihre Wohnung.
    »Natürlich weiß ich das nicht. Aber Max... Max hat bei seiner Reise nach Wien keine Radbukas gefunden. Ich meine, nach dem Krieg. Ich glaube nicht... Ich würde wirklich gern erfahren, wie dieser merkwürdige Mensch auf ihren Namen gekommen ist.«
    Ich lehnte mich mit verschränkten Armen gegen die Wand. »Ich hab' dir doch gesagt, daß ich im Internet jemanden gefunden habe, der nach Informationen über Sofie Radbuka sucht. Ich habe dieser Person meinerseits eine Nachricht hinterlassen, daß sie sich mit meinem Anwalt in Verbindung setzen soll, wenn sie an einem vertraulichen Gespräch interessiert ist.« Ihre Augen funkelten. »Wieso hast du das getan?«
    »Ich stehe vor zwei großen Rätseln: Sofie Radbuka im England der vierziger Jahre und Paul Radbuka im heutigen Chicago. Du willst Informationen über Paul, er will Informationen über Sofie, aber keiner von euch ist bereit, irgend etwas zu verraten. Irgendwo muß ich doch anfangen.«
    »Warum? Warum mußt du überhaupt anfangen? Warum läßt du die Sache nicht einfach auf sich beruhen?«
    Ich packte ihre Hände. »Lotty, hör auf damit. Sieh dich doch an. Seit der Mann letzte Woche aufgetaucht ist, bist du völlig durcheinander. Du führst dich auf wie eine Wahnsinnige und erzählst uns dann, daß wir uns keine Gedanken machen sollen, weil alles in Ordnung ist. Ich kann mir nicht vorstellen, daß das keine Auswirkungen auf deine Patienten hat. Wenn du so weitermachst, bist du eine Gefahr für dich selbst, deine Freunde und deine Patienten.«
    Sie zog mir die Hände weg und sah mich ernst an. »Ich habe mich nie vom Wohl meiner Patienten ablenken lassen. Niemals. Nicht einmal gleich nach dem Krieg. Und ich werde es bestimmt auch jetzt nicht tun.«
    »Wunderbar, Lotty, aber wenn du meinst, daß du ewig so weitermachen kannst wie jetzt, dann täuschst du dich.«
    »Das ist meine Angelegenheit, nicht deine. Würdest du mir jetzt bitte den Gefallen tun, noch einmal diese Internet-Adresse aufzurufen und deine Nachricht zurückzuziehen?« Ich wählte meine Worte sorgfältig. »Lotty, nichts kann meine Zuneigung zu dir gefährden, dazu ist sie zu sehr Bestandteil meines Lebens. Max hat mir gesagt, er hätte immer akzeptiert, daß du alle Informationen über die Radbuka-Familie für dich behalten hast. Ich würde das auch tun, wenn ich nicht mit ansehen müßte, wie du dich quälst. Das bedeutet: Wenn du mir nicht selbst sagst, was dich belastet, muß ich es eben auf eigene Faust herausfinden.«
    Ihr Gesichtsausdruck wurde wieder so zornig, daß ich fürchtete, sie könnte jeden Augenblick in die Luft gehen, aber sie schaffte es, sich zusammenzureißen und mit ruhiger Stimme zu sagen: »Mrs. Radbuka ist ein Teil meiner Vergangenheit, für den ich mich schäme. Ich... habe sie im Stich gelassen. Sie ist gestorben in einer Zeit, in der ich sie nicht beachtet habe. Ich weiß nicht, ob ich sie hätte retten können. Wahrscheinlich nicht. Die Umstände tun nichts zur Sache; dich soll nur interessieren, wie ich mich verhalten habe.«
    Ich runzelte die Stirn. »Ich weiß, daß sie nicht zu eurer Londoner Gruppe gehört hat, denn sonst würde Max sie kennen. War sie eine Patientin von dir?«
    »Meine Patienten... die kann ich behandeln, weil unsere Rollen klar umrissen sind. Aber wenn Menschen nicht dieser Kategorie angehören, bin ich nicht mehr ganz so zuverlässig. Ich habe nie einen Patienten benachteiligt, niemals, nicht einmal in London während meiner Krankheit oder während der bitteren Kälte, als die anderen Studenten ihre Sprechstunden so schnell wie möglich hinter sich gebracht haben. Es ist eine Erleichterung für mich, meine Rettung, daß ich im Krankenhaus sein kann, als Ärztin, nicht als Freund oder Ehefrau oder Tochter oder irgend jemand anders, auf den kein Verlaß ist.«
    Wieder nahm ich ihre Hände. »Lotty, auf

Weitere Kostenlose Bücher