Ihr wahrer Name
Kulturattache und seine Frau Gemahlin, eine dunkle, lebhafte Frau ungefähr in Filiidas Alter, ein Schweizer Bankmanager und seine Frau, beide viel älter, sowie eine amerikanische Romanschriftstellerin befanden, die viele Jahre in Sorrent gelebt hatte.
»Das ist die Detektivin, von der Bertrand erzählt hat, die Frau, die sich auch mit der Handieserei auskennt.«
Fillida tätschelte meine Hand aufmunternd wie eine Mutter, die ihr schüchternes Kind einer Gruppe von Fremden vorstellt. Ich entzog sie ihr und fragte sie, wo Signor Rossy sei. »Mio marito si comporta in modo scandaloso«, verkündete sie mit einem lebhaften Lächeln. »Er hat sich die amerikanischen Geschäftsgepflogenheiten zu eigen gemacht und telefoniert, statt seine Gäste zu begrüßen, was ich für skandalös halte, aber er wird sich bald zu uns gesellen.« Ich murmelte den anderen Gästen ein tanto piacere zu und versuchte, vom Englischen und meinem Gespräch mit Lotty auf Italienisch und die unterschiedlichen Vorzüge Schweizer, französischer und italienischer Skipisten umzuschalten, die bei meinem Eintreffen offenbar das Thema gewesen waren. Die Frau des Attaches äußerte sich begeistert über Utah und sagte, Fillida seien natürlich sowieso die gefährlichsten Pisten die liebsten.
»Als du mich in unserem letzten Schuljahr in die Schweizer Hütte deines Großvaters eingeladen hast, bin ich dortgeblieben, während du die furchteinflößendste Abfahrt runtergefahren bist, die ich je gesehen habe. Soweit ich mich erinnere, waren hinterher nicht mal deine Haare zerzaust. Dein Großvater hat nur einmal tief durchgeatmet und sich ansonsten nonchalant gegeben, aber er war unglaublich stolz auf dich. Ist deine kleine Marguerita genauso furchtlos wie du?« Fillida hob abwehrend die Hände mit den perfekt manikürten Nägeln und sagte, ihre leichtsinnigen Tage seien vorüber. »Jetzt ertrage ich es kaum, meine Kleinen aus den Augen zu lassen, also bleibe ich mit ihnen auf den Anfängerpisten. Was ich tun werde, wenn sie unbedingt auf die großen wollen, weiß ich nicht. Inzwischen kann ich mir vorstellen, was meine Mutter damals mit mir durchgemacht hat.« Dabei wanderte ihr Blick hinüber zu dem Kaminsims aus Marmor, auf dem so viele Fotos ihrer Kinder standen, daß sie fast keinen Platz mehr hatten.
»Tja, dann dürfen Sie nicht mit ihnen nach Utah fahren«, sagte die Frau des Bankers. »Aber in Neuengland gibt es gute Familienpisten.«
Ich wußte nicht genug übers Skifahren, um mich an dem Gespräch zu beteiligen, obwohl es der Sprache wegen kein Problem gewesen wäre. Nach einer Weile begann ich es zu bereuen, daß ich nicht abgesagt hatte und bei Lotty geblieben war, die an jenem Abend noch gequälter und besorgter gewirkt hatte als am Sonntag.
Nachdem ich Posner in das Haus von Rossy hatte stürmen sehen, war ich die Straße hinauf zu Lotty gegangen, ohne zu wissen, ob sie mich zu sich hinauflassen würde oder nicht. Nach längerem Zögern hatte sie dem Pförtner gesagt, er solle mich durchlassen, doch als ich oben aus dem Aufzug gekommen war, hatte sie auf dem Flur auf mich gewartet. Bevor ich etwas sagen konnte, hatte sie mit rauher Stimme gefragt, was ich wolle. Ich gab mir Mühe, nicht eingeschnappt auf ihr abweisendes Verhalten zu reagieren, und sagte, daß ich mir Sorgen um sie mache. Sie verzog das Gesicht. »Ich habe dir ja schon vorhin am Telefon erklärt, daß es mir leid tut, Max die Party verdorben zu haben, aber jetzt geht's mir wieder gut. Hat Max dich geschickt, damit du nach mir schaust?«
Ich schüttelte den Kopf. »Max macht sich Gedanken über Calias Sicherheit. Im Moment beschäftigt er sich nicht so intensiv mit dir.«
»Calias Sicherheit?« Sie zog die dichten dunklen Augenbrauen zusammen. »Max ist ein hingebungsvoller Großvater, aber für einen Angsthasen habe ich ihn bisher eigentlich nicht gehalten.«
»Stimmt, ein Angsthase ist er nicht«, pflichtete ich ihr bei. »Radbuka hat Calia und Agnes in den letzten Tagen belästigt.«
»Sie belästigt? Bist du dir da sicher?«
»Ja, er wartet auf der anderen Straßenseite auf sie, spricht sie an, wenn sie aus dem Haus gehen, will Agnes dazu bringen zuzugeben, daß Calia mit ihm verwandt ist. Klingt das für dich wie eine Belästigung oder eher wie ein freundschaftlicher Besuch?« fauchte ich sie an, ob ihres verächtlichen Tonfalls nun doch ein bißchen verärgert.
Sie drückte die Handflächen gegen die Augen. »Das ist doch lächerlich. Wie kann er glauben,
Weitere Kostenlose Bücher