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Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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hinauf.
    Unter dem heißen Wasser fiel mir ein, was Ralph am Vortag zu Connie gesagt hatte. Etwas wie: Ich glaube nicht, daß in einer Versicherungsgesellschaft Akten weggeworfen werden. Wenn Fepple ihr also eine Probe seiner Unterlagen geschickt hatte, war sie sicher noch dort. Ich drehte den Wasserhahn zu und trocknete mich hastig ab. Angenommen, Rossy hatte alles in Hoffmans Schrift aus der Akte entfernt und hinterher die Mikrofiche-Kopie herausgesucht. Für ihn war es kein Problem, sich auch nach den Geschäftszeiten im Haus aufzuhalten: Er mußte eben noch ein paar Dinge überprüfen. Tja, er hatte die richtige Schublade gefunden, das Fiche herausgenommen und es vernichtet.
    Aber wahrscheinlich hatte Connie eine eigene Ablage auf ihrem Schreibtisch mit den Dokumenten, die sie bei der Arbeit an einem aktuellen Fall benötigte. Auf die Idee war Rossy vermutlich nicht gekommen, schließlich hatte er in seinem Leben noch keinen Tag Büroarbeit erledigt. Ich hätte wetten können, daß sich eine Arbeitskopie von Fepples Unterlagen in der Ablage befand. Ich schlüpfte in meine Kleidung: Jeans, Laufschuhe und der weitgeschnittene Blazer, unter dem ich meine Waffe verbergen konnte. Dann rannte ich die Treppe hinunter zur Wohnung von Mr. Contreras, wo ich mir die Zeit nahm, den heißen süßen Tee zu trinken, den er gekocht hatte, und Rühreier zu essen. Eigentlich hätte ich mich so schnell wie möglich auf den Weg machen wollen, aber ich schuldete ihm so viel Höflichkeit, wenigstens eine Viertelstunde an seinem Tisch sitzen zu bleiben.
    Während ich aß, erklärte ich ihm, was ich vorhatte, und erstickte so seine Bedenken gegen meinen Aufbruch. Was ihn schließlich überzeugte, war, daß ich mich, wenn ich die Sache mit Rossy und der Ajax so schnell wie möglich hinter mich brachte, schon bald auf die Suche nach Lotty machen konnte.

49
    Büroarbeit
    Ich rannte noch einmal in meine Wohnung hinauf, um meine Tasche zu holen und Ralph anzurufen, damit ich nicht die ganze Stadt abklappern mußte, um ihn zu finden. Das Telefon klingelte, als ich oben ankam. Es hörte auf, bevor ich die Tür geöffnet hatte, fing aber wieder an, als ich in meiner Aktentasche nach meinem elektronischen Notizbuch suchte.
    »Vic!« Es war Don Strzepek. »Hörst du deinen Anrufbeantworter eigentlich nie ab? Ich hab' in der letzten Stunde viermal drauf gesprochen.«
    »Don, nun mach mal halblang. Letzte Nacht sind zwei Menschen ermordet worden, die mit meinen Ermittlungen zu tun hatten, und das ist mir im Moment um etliches wichtiger, als deine Anrufe zu erwidern.«
    »Nun, Rhea hat großes Glück gehabt, daß sie letzte Nacht nicht auch umgebracht wurde. Eine maskierte bewaffnete Person ist bei ihr eingebrochen, um sich diese verdammten Bücher von Ulf Hoffman unter den Nagel zu reißen. Wenn du dir jetzt also deine rotzigen Antworten verkneifen und mir zuhören würdest, dann würde ich dir raten, sie Dr. Herschel abzunehmen, bevor noch jemandem was passiert.«
    »Bei ihr eingebrochen?« fragte ich entsetzt. »Woher weißt du, daß die betreffende Person die Bücher von Hoffman wollte?«
    »Weil der Eindringling sie verlangt hat. Rhea hatte schreckliche Angst. Das Schwein hat sie gefesselt, sie mit der Waffe bedroht, alle möglichen Sachen aus ihren Bücherregalen gerissen, ihre persönlichen Dinge durchsucht. Sie mußte sagen, daß Lotty die Bücher hat.«
    Mir blieb die Luft weg, wie nach einem Schlag in die Magengrube. »Ja, das kann ich verstehen.«
    Meine Stimme war so trocken wie der Staub unter meiner Frisierkommode, aber Don war so mit seinen eigenen Sorgen beschäftigt, daß ihm das nicht auffiel. Um vier Uhr morgens war Rhea aufgewacht, weil jemand mit einer Waffe vor ihrem Bett stand. Die Person hatte eine Skimaske, Handschuhe und eine weite Jacke getragen. Rhea konnte nicht sagen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte, eine schwarze oder eine weiße Person, aber Größe und Entschlossenheit des Angreifers ließen sie auf einen Mann schließen. Er hatte ihr eine Waffe auf die Brust gesetzt, sie gezwungen, die Treppe hinunterzugehen und ihre Hände und Füße mit Klebeband an einen Stuhl im Eßzimmer gefesselt.
    Der Eindringling hatte gesagt: »Sie wissen, was wir wollen. Sagen Sie uns, wo Sie sie versteckt haben.« Sie hatte geantwortet, sie wisse es nicht, und so hatte er sie angeherrscht, er spreche von den Büchern ihres Patienten Paul Hoffman.
    Dons Stimme bebte. »Das Schwein hat gesagt, er hätte ihr Büro schon

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