Ihr wahrer Name
durchsucht. Sie meint, das Schlimmste wäre gewesen, daß sie ihn immer wieder bitten mußte, das, was er sagte, zu wiederholen - offenbar hat er so tief gesprochen, daß es nur schwer zu verstehen war. Er sprach ganz unten aus der Kehle; deswegen konnte Rhea auch nicht feststellen, ob es sich um einen Mann oder um eine Frau handelte. Und du weißt ja, wie das ist, wenn man Angst hat, besonders wenn man solche körperlichen Angriffe nicht gewöhnt ist. Dann verarbeitet das Gehirn die Informationen nicht wie sonst. Und wenn jemand eine Skimaske trägt, schaut er ziemlich furchterregend aus, überhaupt nicht mehr menschlich.«
Mir kam der Gedanke, daß Rhea nun ihre Theorien an sich ausprobieren und sich selbst hypnotisieren könnte, um zu ergründen, was ihr von dem Angreifer im Gedächtnis geblieben war, aber der Zwischenfall war so ernst, daß ich mich nicht über sie lustig machen durfte. »Dann hat sie also gesagt: >Erschießen Sie mich nicht, Dr. Herschel hat die Bücher«
»Der Eindringling hat ihr Porzellan auf den Boden geworfen. Sie hat mit ansehen müssen, wie er eine Teekanne zerbrochen hat, die die Urgroßmutter ihrer Großmutter 1809 von England mitgebracht hatte.« Dons Tonfall wurde schärfer. »Er - oder sie - hat gesagt, es sei bekannt, daß Rhea Paul Hoffmans Vertraute sei. Der Typ hat seinen Namen gewußt und alles. Es sei klar, daß Hofmann nur ihr die Bücher gegeben hätte. Da hat Rhea gesagt, daß jemand anders die Bücher gestern abend aus dem Krankenhaus geholt hat. Als das Schwein sie daraufhin bedroht hat, war sie gezwungen, ihm den Namen von Dr. Herschel zu verraten. Nicht jeder hat dein körperliches Durchhaltevermögen, Vic«, fügte er hinzu, als ich schwieg.
»Vielleicht ist das gar nicht so schlecht«, sagte ich schließlich. »Lotty ist verschwunden und hat die Bücher mitgenommen. Wenn diese Leute immer noch nach Hoffmans Aufzeichnungen suchen, bestätigt das nur, daß Lotty sich tatsächlich aus freien Stücken zurückgezogen hat und nicht dazu gezwungen wurde. Die Polizei war wahrscheinlich schon da, oder? Hat Rhea den Beamten von der Verbindung zu Paul Hoffman erzählt?«
»Ja.« Ich hörte, wie er an seiner Zigarette zog, dann erinnerte Rhea ihn aus dem Hintergrund daran, daß sie Rauch haßte. Er entschuldigte sich mit einem »Entschuldige, Schatz«, das er in den Hörer sprach, obwohl es nicht an mich gerichtet war.
War das der Ort gewesen, an den Fillida Rossy am vorigen Nachmittag mit ihrer Sporttasche geeilt war? Zum Water Tower Place, um die Praxis von Rhea Wiell zu durchsuchen? Aber da die Bücher von Hoffman nicht dort gewesen waren, hatten die Rossys bis mitten in der Nacht gewartet, bis die letzten Gäste gegangen waren. Rossy hatte Connie ermordet, zu Hause die Besucher mit seinem Esprit unterhalten und war dann noch einmal aufgebrochen, um Rhea Wiell in ihrer Wohnung zu terrorisieren.
»Was hat Rhea den Leuten von der Polizei gesagt?« fragte ich.
»Sie hat ihnen gesagt, daß du am Donnerstag in Pauls Haus warst. Es könnte also sein, daß du Besuch von ihnen kriegst.«
»Sie ist wirklich eine unerschöpfliche Quelle der Freude.« Dann fiel mir meine sorgfältig formulierte Botschaft an Ralph vom vorigen Nachmittag ein, nicht ich habe Hoffmans Bücher, sondern jemand anders. Ich hatte versucht, Lotty zu schützen, dabei aber Rhea Wiell in den Blickpunkt des Interesses gestellt. Natürlich hatten die Rossys - oder wer auch immer hinter den Büchern her war - es zuerst bei der Person probiert, die Hoffman am nächsten stand. Ich konnte mich kaum beklagen, wenn sie sie zum Dank dafür mir auf den Hals hetzte. »Tut mir leid, Don. Wer auch immer diese Bücher haben will - er ist gefährlich. Ich bin heilfroh, daß er Rhea nicht erschossen hat. Aber wenn er zu Lotty geht und die Bücher dort auch nicht findet, glaubt er vielleicht, Rhea habe ihn angelogen. Und dann taucht er möglicherweise noch einmal bei ihr auf und fackelt diesmal nicht lange. Oder der Betreffende denkt, sie hätte die Bücher dir gegeben. Kannst du das Wochenende wegfahren? Nach New York oder London, irgendwohin, wo du dich einigermaßen sicher fühlst?« Er war entsetzt. Wir unterhielten uns eine ganze Weile über die unterschiedlichen Möglichkeiten. Bevor wir das Gespräch beendeten, sagte ich: »Don, ich habe noch mehr schlechte Neuigkeiten für dich. Es geht um dein Buchprojekt. Ich weiß, daß der Anblick von Hoffmans Aufzeichnungen bei dir schon einige Zweifel hat aufkommen lassen,
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