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Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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zu wissen über das Viertel.«
    »Wenn du mit einem Fall in Berührung kommst, geht immer alles schief«, beklagte sich Terry. »Was machst du eigentlich hier? Sag jetzt bloß nicht, du glaubst, daß Alderman Durham Connie Ingram erschossen hat!«
    »Ich bin hier, um mit dem Leiter der Leistungsabteilung zu sprechen. Er weiß meine Meinung besser zu schätzen als du.« Natürlich war das eine Lüge, aber Terry hatte mich beleidigt, und so würde ich ihm keine weiteren Angriffspunkte bieten, indem ich ihm meine Theorien über Fepple, Hoffman und die Schweizer erzählte.
    Aber die Beleidigung hatte auch etwas Gutes: Als ich an ihm vorbei zum Aufzug ging, hielten mich die Sicherheitsleute nicht zurück. Sie glaubten, ich sei eine von Terrys Beamtinnen.
    Ich fuhr hinauf in den zweiundsechzigsten Stock, wo die Empfangsdame der Chefetage trotz des Samstags an Ort und Stelle war. Arme Connie Ingram: Im Leben war sie nur ein kleines Rädchen im Getriebe des großen Unternehmens gewesen. Im Tod zwang sie die leitenden Angestellten dazu, ihr Wochenende zu opfern, um sich über ihre Person Gedanken zu machen.
    »Detective Warshawski«, stellte ich mich der Frau vor. »Mr. Devereux erwartet mich.«
    »Die Polizei? Ich dachte, Sie sind fertig hier oben.«
    »Ja, Detective Finchleys Team schon, aber ich beaufsichtige die Ermittlungen zu dem Fall und zu dem Mord in der Agentur. Sie brauchen mich nicht anzumelden - ich kenne den Weg zum Büro von Mr. Devereux.«
    Sie versuchte nicht, mich aufzuhalten. Wenn ein Angestellter ermordet wurde und die Polizei im Haus ist, gelingt es auch Empfangsdamen der Chefetage nicht mehr, Haltung zu bewahren. Ralphs Sekretärin musterte mich mit einem besorgten Stirnrunzeln, aber auch sie versuchte nicht, mich wegzuschicken.
    »Er spricht immer noch mit Mr. Rossy und dem Direktor. Sie können hier draußen warten, wenn Sie wollen.«
    »Ist Karen Bigelow im Konferenzzimmer? In der Zwischenzeit könnte ich mich mit ihr unterhalten.«
    Denises Stirnrunzeln wurde stärker, doch sie erhob sich von ihrem Schreibtisch, um mich zum Konferenzzimmer zu eskortieren. Als ich eintrat, führten die sieben Leute an dem langen, ovalen Tisch halbherzig ein Gespräch. Sie hoben eifrig den Blick, sanken aber in ihre Stühle zurück, als sie sahen, daß ich es war, nicht Ralph. Karen Bigelow, Connie Ingrams Vorgesetzte, erkannte mich nach einer Weile und schaute mich finster und mit zusammengepreßten Lippen an. »Karen, erinnern Sie sich an Ms. Warshawski? Sie würde sich gern mit Ihnen unterhalten.« Wenn die Sekretärin des Chefs so etwas sagt, kommt das einem Befehl gleich. Obwohl es ihr nicht paßte, stand Karen Bigelow auf und begleitete mich in das Nebenzimmer. Ich begann mit den üblichen Floskeln in so einem Fall - daß mir Connie Ingrams Tod leid tue, daß er vermutlich ein großer Schock gewesen sei -, aber sie war nicht bereit, mir entgegenzukommen. Da verzichtete auch ich auf jede Verbindlichkeit. »Na schön, dann machen wir's eben auf die harte, direkte Weise. Wir wissen alle, daß Connie vor Howard Fepples Tod mit ihm in Verbindung stand und daß er ihr Kopien von Dokumenten aus seiner Agenturakte geschickt hat. Ich möchte ihre Arbeitskopie sehen, das, was er ihr geschickt hat.«
    »Damit Sie zur Polizei gehen und dem armen toten Mädchen noch mehr zur Last legen können?
    Nein, danke.«
    Ich lächelte grimmig. »Dann gibt es also eine Arbeitskopie -das wußte ich nämlich bis jetzt noch nicht sicher. Wenn ich einen Blick hineinwerfen könnte, würde ich darin vielleicht den Grund für Howard Fepples Tod finden und auch für den von Connie Ingram. Nicht, daß sie... «
    »Das muß ich mir nicht anhören.« Karen Bigelow wandte sich zum Gehen.
    »Nicht, daß sie etwas mit seinem Tod zu tun gehabt hätte. Nein, die Dokumente waren auf eine Weise gefährlich, die sie nicht begriff«, übertönte ich sie mit erhobener Stimme.
    Gerade jetzt, im ungünstigsten Augenblick, kam Ralph herein. »Vic!« fauchte er mich wütend an.
    »Was zum Teufel tust du hier? Nein, mach dir nicht die Mühe zu antworten. Karen, wozu will Warshawski Sie überreden?«
    Durch die lauten Stimmen neugierig geworden, waren die anderen sechs im Konferenzzimmer an die Tür getreten, doch Ralphs Gesichtsausdruck ließ sie sofort wieder zurückhuschen.
    »Sie will die Arbeitskopie der armen kleinen Connie über den Fall Sommers sehen, Ralph«, sagte Karen Bigelow.
    Ralph sah mich wütend an: Offenbar war er im Büro des Direktors gerade

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