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Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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aber die Geschichte mit Paul, daß er als Kind in Theresienstadt war und nach England gebracht wurde, wo Hoffman ihn dann weggeholt hat, die hat er, fürchte ich, von jemand anderem.«
    Ich erzählte ihm von Anna Freuds Artikel. »Wenn du herausfinden könntest, was aus dem echten >Paul< und der echten >Miriam< aus dem Artikel geworden ist... Nun, ich halte es für nicht geschickt, wenn du mit der Geschichte von Paul an die Öffentlichkeit gehst. Viele Leser würden den Artikel von Anna Freud wiedererkennen und wissen, daß er sich die Geschichte dieser Kinder angeeignet hat.
    »Vielleicht läßt es sich ja nachweisen, daß er recht hat«, sagte Don ohne große Überzeugung. »Die Kinder sind mit Sicherheit nicht ewig in Anna Freuds Heim geblieben; irgendwo müssen sie aufgewachsen sein. Eins von ihnen könnte gut und gerne zusammen mit Hoffman nach Amerika gekommen sein, wo er den Jungen dann Paul genannt hat, weil er glaubte, das sei sein richtiger Name.« Er bemühte sich redlich, sein Projekt und Rhea zu verteidigen.«
    »Vielleicht«, sagte ich zweifelnd. »Ich schicke dir eine Kopie des Artikels. Die Kinder wurden unter Aufsicht von Anna Freud durch eine Pflegefamilienorganisation an Adoptiveltern vermittelt. Ich habe das Gefühl, daß sie gerade Paul bei einem soliden Paar untergebracht hätten, nicht bei einem verwitweten Einwanderer, auch wenn er vielleicht kein Einsatzgruppenführer war.«
    »Du versuchst, mein Projekt bloß deshalb zunichte zu machen, weil du Rhea nicht leiden kannst«, brummte er.
    Ich hielt meinen Zorn nur mit Mühe im Zaum. »Du bist ein angesehener Autor. Ich will dich nur daran hindern, dich mit einem Buch zum Narren zu machen, dessen lückenhafte Argumentation auf den ersten Blick zu erkennen ist.« »Ich glaube, das ist mein Problem und das von Rhea.«
    »Wie du meinst, Don«, sagte ich. Mein Mitgefühl war verflogen. »Ich muß mich um zwei Morde kümmern und habe keine Zeit für diesen Käse.«
    Dann legte ich auf und wählte die Privatnummer von Ralph Devereux. Er war inzwischen aus der Wohnung an der Gold Coast ausgezogen, in der er während unserer Beziehung gewohnt hatte, lebte aber immer noch in der Stadt, in der schicken neuen Gegend um die South Dearborn Street. Ich erreichte nur seinen Anrufbeantworter. Es war Samstag, und möglicherweise erledigte er ein paar Dinge oder spielte Golf, aber andererseits war eine Angestellte seines Unternehmens ermordet worden. Ich setzte darauf, daß er sich im Büro aufhielt.
    Als ich bei der Ajax anrief, meldete sich tatsächlich Ralphs Sekretärin. »Denise, ich bin's, V. I. Warshawski. Die Sache mit Connie Ingram tut mir sehr leid. Ist Ralph da? Ich komme in ungefähr zwanzig Minuten vorbei, um mich mit ihm über die Situation zu unterhalten.« Sie versuchte zu widersprechen: Er sei in einer Besprechung mit Mr. Rossy und dem Direktor. Er habe alle leitenden Angestellten der Leistungsabteilung um ihre Anwesenheit gebeten, und sie warteten nun im Konferenzzimmer. Die Polizei sei dabei, das Personal zu befragen - es sei völlig unmöglich, mich irgendwo einzuschieben. Trotzdem sagte ich ihr, ich sei schon unterwegs. Als ich im Ajax-Gebäude eintraf, hatte ich Glück. Unten am Eingang stand Detective Terry Finchley und unterhielt sich mit einem seiner Untergebenen. Finch, ein schlanker Schwarzer Ende Dreißig, ist immer perfekt gekleidet; selbst am heutigen Samstag morgen war sein Hemd ordentlich gebügelt. Er rief mich zu sich, sobald er mich entdeckte.
    »Vic, ich habe deine Nachricht über Colby Sommers erst heute morgen bekommen. Der Trottel, der gestern Dienst hatte, hat sie nicht für wichtig genug gehalten, um mich zu Hause anzurufen, und jetzt ist der Dreckskerl tot. Aus einem vorbeifahrenden Auto erschossen, heißt es. Was weißt du über die Sache?« Ich wiederholte, was Gertrude Sommers mir gesagt hatte: »Das beruht alles auf mündlichen Informationen des Geistlichen ihrer Kirche. Der Mist ist nur, daß ich Durham gestern abend davon erzählt habe.«
    »Willst du damit sagen, daß Durham für die Angelegenheit verantwortlich ist?« fragte er entrüstet. »Der Reverend von Mrs. Sommers sagt, die linke Hand von Durhams linker Hand ist nicht immer so sauber, wie sie sein sollte. Wenn Durham mit jemandem von seinem EYE-Team darüber gesprochen hat, haben die vielleicht Fracksausen bekommen. Ich an eurer Stelle würde mit Mrs.
    Sommers reden und versuchen, mehr über diesen Reverend herauszufinden. Der scheint ziemlich genau Bescheid

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