Ihr wahrer Name
Informationen über den Fall Sommers, so daß sie sich mit den anderen Männern beschäftigen konnte, die einen Vertrag mit Al Hoffman geschlossen hatten. Schließlich erzählte ich ihr von Dons Interesse an Paul Radbuka.
»Per Computer konnte ich den Namen Radbuka nicht finden«, sagte ich, »also... «
»Vic, wenn er seinen Namen hat ändern lassen, mußte er das vor einem Gericht tun. Das heißt, es gibt auch offizielle Unterlagen darüber.« Mary Louise sah mich an wie einen Dorftrottel.
Ich machte große Augen und schaltete artig den Computer ein. Es war mir nur ein schwacher Trost, daß sich noch keine Informationen über den Namen Radbuka oder Ulf würden finden lassen, wenn der Mann ihn erst vor kurzem geändert hatte, denn das hätte mir selbst einfallen können.
Mary Louise, die keine Lust hatte, auf Verdacht die halbe Stadt abzuklappern, wollte nicht glauben, daß sich nichts über Radbuka herausbekommen ließ. Sie wandte sich ihren eigenen Nachforschungen zu und erklärte, sie würde am nächsten Morgen bei den Gerichten vorbeischauen, um dort einen Blick in die entsprechenden Unterlagen zu werfen.
»Aber vielleicht kann dir auch die Therapeutin mehr über ihn verraten. Wie heißt sie gleich noch mal?«
Als ich ihr den Namen sagte, bekam sie große Augen. »Rhea Wiell? Die Rhea Wiell?« »Kennst du sie?« Ich drehte mich auf meinem Stuhl zu ihr um.
»Nicht persönlich.« Mary Louises Haut wurde fast so rot wie ihre Haare. »Aber wegen meiner eigenen Vorgeschichte habe ich ihren Weg mitverfolgt. Ich war als Besucherin bei ein paar von den Verfahren, wo sie als Zeugin aufgetreten ist.«
Mary Louise war als Teenager von ihren Eltern weggelaufen, die sie mißhandelt hatten. Nach einer turbulenten Zeit voller Sex und Drogen hatte sie sich zusammengerissen und war Polizistin geworden. Auch die drei Pflegekinder, die sie aufzog, stammten aus einem gewalttätigen Elternhaus. Da überraschte es nicht, daß sie sich besonders für eine Therapeutin interessierte, die mit mißhandelten Kindern arbeitete.
»Wiell war früher für das Familienministerium tätig. Sie gehörte zu den festangestellten Therapeuten und hat mit Kindern gearbeitet, aber sie wurde auch gern als Sachverständige für Verhandlungen herangezogen, in denen es um Kindesmißhandlung ging. Erinnerst du dich noch an den Fall MacLean?«
Während Mary Louise davon erzählte, fielen mir die Einzelheiten nach und nach wieder ein. MacLean war ein Jura-Professor gewesen, der seinerzeit als Staatsanwalt für Du Page County angefangen hatte. Als sein Name schließlich für eine Bundesrichterstelle ins Gespräch kam, meldete sich seine inzwischen erwachsene Tochter zu Wort, und erklärte, er habe sie als Kind vergewaltigt. Sie war hartnäckig genug, eine offizielle Anklageerhebung zu erreichen. Unterschiedliche rechtsgerichtete Familienstiftungen waren MacLean zu Hilfe gekommen und hatten behauptet, die Tochter sei lediglich das Sprachrohr einer liberalen Hetzkampagne, denn der Vater war ein konservativer Republikaner. Am Ende entschieden die Geschworenen für den Vater, doch das Bundesrichteramt kam nun nicht mehr für ihn in Frage. »Und Rhea Wiell hat in dem Verfahren ausgesagt?« fragte ich Mary Louise. »Ja, aber sie steckte noch tiefer drin. Sie war die Therapeutin der Tochter. Erst mit Rhea Wiells Hilfe hat die Frau ihre Erinnerungen an den Mißbrauch freigelegt, die sie zwanzig Jahre lang verdrängt hatte. Die Verteidigung hat Arnold Praeger von der Planted Memory Foundation als Gegensachverständigen herangezogen. Er hat alle möglichen billigen Tricks versucht, sie schlecht aussehen zu lassen, hat's aber nicht geschafft, sie zu erschüttern.« Mary Louises Augen leuchteten vor Bewunderung.
»Also haben Praeger und Wiell eine lange gemeinsame Geschichte.«
»Das kann ich nicht so genau sagen, aber ich weiß mit Sicherheit, daß sie sich vor Gericht schon seit einigen Jahren immer wieder gegenüberstehen.«
»Heute morgen vor Verlassen des Büros habe ich eine Suchanweisung bei ProQuest eingegeben. Wenn die Auseinandersetzungen zwischen Praeger und Wiell auch von den Zeitungen aufgegriffen wurden, müßte ich die Artikel eigentlich haben.« Ich rief die Informationen von ProQuest auf. Mary Louise sah mir über die Schulter. Der Fall MacLean hatte seinerzeit eine ganze Menge Staub aufgewirbelt. Ich überflog ein paar Berichte im Herald-Star, der Thea Wiells unerschütterliche Aussage lobte.
Mary Louise reagierte verärgert auf einen
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