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Ihr wahrer Name

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Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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gab sowohl die Postadresse als auch die URL für ihre Homepage an und schickte dann Freeman eine E-Mail, um ihm Bescheid zu geben.
    Ich starrte den Bildschirm noch eine ganze Weile an, als könnten dort wie durch ein Wunder Informationen auftauchen, aber irgendwann fiel mir ein, daß mir niemand etwas für meine Nachforschungen über Sofie Radbuka zahlte, und wandte mich anderen Internet-Recherchen zu, die heutzutage den größten Teil meiner Arbeit ausmachen. Das Internet hat die Detektivarbeit verändert, sie vereinfacht, aber auch langweiliger werden lassen.
    Mittags, als Mary Louise das Büro verließ, teilte sie mir mit, daß alle sechs Policen, die ich von der Midway mitgebracht hatte, in Ordnung seien: Die vier, bei denen der Versicherungsnehmer gestorben war, hatte die Gesellschaft ordnungsgemäß an den Begünstigten ausgezahlt. Auf die zwei, bei denen die Versicherungsnehmer noch lebten, hatte niemand Anspruch angemeldet. Drei der Policen waren auf Ajax-Papier ausgestellt. Die übrigen drei waren von zwei anderen Gesellschaften. Falls es bei der Sommers-Versicherung zu betrügerischen Machenschaften gekommen war, handelte es sich um einen Einzelfall.
    Die Müdigkeit machte es mir schwer zu denken. Als Mary Louise weg war, spürte ich meine Erschöpfung noch stärker. Ich ging auf bleiernen Beinen zu dem Feldbett im Nebenraum, wo ich sofort in einen unruhigen Schlaf fiel. Es war fast drei, als das Telefon mich weckte. Ich stolperte zu meinem Schreibtisch und murmelte etwas Unverständliches.
    Eine Frau fragte nach mir und sagte, Mr. Rossy wolle mit mir sprechen. Mr. Rossy? Ach ja, der Leiter der amerikanischen Abteilung der Edelweiß. Ich rieb mir die Stirn, um wach zu werden, und ging dann, da ich mich immer noch in der Warteschleife befand, zu dem kleinen Kühlschrank im Flur, den ich mir mit Tessa teile, um eine Flasche Wasser zu holen. Rossy rief laut meinen Namen in den Hörer, als ich ihn wieder in die Hand nahm.
    »Buon giorno«, sagte ich, bemüht munter. »Come sta? Che posso faxe per Lei?« Er war begeistert über mein Italienisch. »Ralph hat mir schon gesagt, daß Sie die Sprache fließend sprechen. Aber ich wußte nicht, daß Sie praktisch keinen Akzent haben. Das ist auch der Grund meines Anrufes.«
    »Weil Sie mit mir Italienisch sprechen wollen?« fragte ich ungläubig.
    »Meine Frau - sie bekommt manchmal Heimweh. Als ich ihr erzählt habe, daß ich eine Frau kennengelernt habe, die nicht nur Italienisch kann, sondern auch die Oper liebt, hat sie mich gefragt, ob Sie uns die Ehre erweisen und zum Essen kommen würden. Besonders fasziniert hat sie die Sache mit der indo-vina.«
    »Ach ja«, sagte ich geistesabwesend und sah das Gemälde von Isabel Bishop an der Wand bei meinem Schreibtisch an, doch das knochige Gesicht, das eine Nähmaschine anstarrte, sagte mir nichts. »Es würde mich freuen, Mrs. Rossy kennenzulernen«, meinte ich schließlich. »Hätten Sie morgen abend Zeit?«
    Ich dachte an Morrell, der um zehn Uhr morgens nach Rom fliegen, und an die Leere, die ich beim Abschied empfinden würde. »Ja, ich habe noch nichts vor.« Ich schrieb die Adresse -ein Haus gleich in der Nähe von dem Lottys am Lake Shore Drive - in mein elektronisches Notizbuch. Dann verabschiedeten wir uns höflich. Ich starrte wieder das Gemälde mit der Näherin an und fragte mich, was Rossy wirklich von mir wollte.
    Das Blatt Papier, das ich in Fepples Aktentasche gefunden hatte, war inzwischen trocken. Ich machte eine vergrößerte Kopie, damit ich die Buchstaben darauf besser lesen konnte. Das Original steckte ich in die Plastikhülle.
    Ich hatte immer noch Schwierigkeiten, die Handschrift zu entziffern, konnte aber »Hillel Brodsky«, »I« oder »G Herstein« sowie »Th.« und »Aaron Sommers« lesen. Zwar sah der Name eher wie »Pommers« aus, doch ich wußte, daß es sich nur um den Onkel meines Klienten handeln konnte. Also war dies eine Liste der Kunden von der Midway Agency. Was bedeuteten die Kreuze? Daß die Betreffenden tot waren? Daß ihre Familien Opfer eines Betrugs geworden waren? Oder beides? Vielleicht lebte Th. Sommers noch.
    Die Hunde, die nach fünf Stunden im Büro allmählich unruhig wurden, kamen schwanzwedelnd zu mir. »Ihr findet, wir sollten ein bißchen raus ? Da habt ihr recht. Also los.« Ich fuhr den Computer herunter, steckte das Original von Al Hoffmans Liste in meine eigene Tasche und nahm die von Fepple mit zum Wagen.
    Es war viel zu tun, und so gab ich den Hunden nur Zeit,

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