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Ihr wahrer Name

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Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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sich zu erleichtern, ließ sie aber nicht rennen, bevor ich in Richtung O'Hare zu den Cheviot Labs fuhr, ein privates kriminaltechnisches Labor, mit dem ich oft zusammenarbeite. Ich zeigte das Blatt aus der Kladde einem der Leute, die mir schon mehrfach geholfen hatten.
    »Ich kenn' mich mit Metall aus, nicht mit Papier, aber wir haben auch jemanden dafür hier«, sagte er.
    »Ich bin bereit, mehr zu zahlen, wenn die Sache vorrangig erledigt wird«, sagte ich.
    Er brummte etwas. »Na schön, ich rede mit ihr. Sie heißt Kathryn Chang. Einer von uns meldet sich dann morgen bei Ihnen.«
    Die nachmittägliche Rush-hour hatte noch nicht begonnen, und so ließ ich die immer unruhiger werdenden Hunde im Wagen, bis wir in Hyde Park waren, wo ich eine halbe Stunde lang für sie Stöcke in den Lake warf. »Tut mir leid, ihr beiden: War keine gute Idee von mir, euch heute mit ins Büro zu nehmen. So, und jetzt wieder rein in den Wagen.«
    Es war vier, Schichtwechsel für viele; ich fuhr hinüber zum Gebäude der Hyde Park Bank. Es hatte wieder derselbe Wachmann Dienst wie am Freitag. Er sah mich ohne großes Interesse an, als ich vor ihm stehenblieb.
    »Wir haben uns am Freitag kennengelernt«, sagte ich.
    Nun musterte er mich genauer. »Ach ja. Fepple hat gesagt, Sie belästigen ihn. Haben Sie ihn nun ermordet?«
    Das schien ein Scherz zu sein, also lächelte ich. »Nein. Aber ich hab's in den Nachrichten gehört, daß er erschossen worden ist oder sich selber erschossen hat.«
    »Stimmt. Es heißt, das Geschäft ist den Bach runtergegangen, und das würde mich auch nicht wundern. Ich arbeite seit neun Jahren hier. Seit dem Tod des Alten könnte ich die Tage, an denen der Junge am Abend noch im Büro geblieben ist, an einer Hand abzählen. War wahrscheinlich nicht zufrieden mit dem Kunden, mit dem er am Freitag einen Termin hatte.«
    »Dann ist er also mit jemandem hierher zurückgekommen, nachdem ich weg war?«
    »Ja. Aber anscheinend ist nichts draus geworden. Ich hab' auch nicht gesehen, wie er das Gebäude verlassen hat. Er ist da oben geblieben und hat sich umgebracht.«
    »Der Mann in seiner Begleitung - wann ist der wieder gegangen?«
    »Ich weiß nicht, ob's ein Mann oder eine Frau war - Fepple ist mit einer Lamaze-Geburtsvorbereitungsgruppe zurückgekommen. Ich glaube, er hat mit jemandem geredet, doch ich hab' nicht so genau aufgepaßt. Die Bullen halten mich für 'ne Niete, weil ich nicht jeden fotografiere, der hier durchgeht, aber in dem Gebäude müssen sich Besucher ja nicht mal in ein Gästebuch eintragen. Wenn derjenige, der bei Fepple war, zusammen mit den werdenden Eltern wieder gegangen ist, ist er mir bestimmt nicht aufgefallen.«
    Tja, da war wohl nichts zu holen. Ich gab dem Mann Fepples Tasche und erklärte ihm, ich hätte sie auf dem Gehsteig gefunden.
    »Ich glaube, sie könnte Fepple gehören, nach dem zu urteilen, was drin ist. Die Bullen würden sicher ein großes Trara machen, also ist's wahrscheinlich besser, Sie legen sie einfach in sein Büro -ist dann deren Problem, sich drum zu kümmern, wenn sie jemals wieder hier auftauchen sollten.« Ich gab ihm meine Visitenkarte für den Fall, daß ihm noch etwas einfiel, bedachte ihn mit meinem strahlendsten Lächeln und machte mich auf den Weg in die westlichen Vororte. Anders als mein geliebter alter TransAm kam der Mustang mit einem schnelleren Tempo nicht sonderlich gut zurecht, aber das war heute nachmittag kein Problem, da wir ohnehin nur langsam vorwärts kamen. Als die abendliche Rush-hour begann, steckte ich längere Zeit fest, ohne mich vom Fleck zu rühren.
    Der erste Teil der Fahrt führte mich auf denselben Expressway, den ich am Freitag zu Isaiah Sommers genommen hatte. Als ich durch das Industriegebiet kam, wurde die Luft dicker, und der blaue Septemberhimmel verwandelte sich in mattes Gelbgrau. Ich holte mein Handy heraus und versuchte, Max zu erreichen, um zu erfahren, wie es Lotty und ihm nach dem Chaos vom Vorabend ging. Es meldete sich Agnes Loewenthal.
    »Ach, Vic, Max ist noch im Krankenhaus. Er wollte so gegen sechs wiederkommen. Aber dieser schreckliche Mann, der gestern abend hier aufgetaucht ist, war wieder da.« Ich fuhr im Schrittempo hinter einem Müllwagen her. »Er ist zu euch ins Haus gekommen?« »Nein, noch schlimmer. Er war im Park auf der anderen Straßenseite. Als ich heute nachmittag mit Calia spazierengegangen bin, ist er zu uns gekommen und hat gesagt, Calia solle wissen, daß er in Wirklichkeit kein großer

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