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Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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großer Fortschritt.«
    »Daß er Max Loewenthal zu Hause überfällt und behauptet, sein Cousin zu sein ? Ein Fortschritt in welche Richtung ist das ? Auf ein Bett in der geschlossenen Abteilung zu? Entschuldige, war nicht so gemeint«, fügte ich hastig hinzu, als Mary Louise mir beleidigt den Rücken zudrehte. »Sie will sicher nur das Beste für ihn. Wir waren alle gestern abend über sein unangemeldetes Auftauchen bei Max erschrocken, das ist alles.«
    »Na gut.« Sie zuckte mit den Achseln, wandte sich mir mit einem entschlossenen Lächeln wieder zu und fragte mich, was ich über Fepples Tod wisse.
    Ich erzählte ihr, daß ich die Leiche gefunden hatte. Nachdem sie mich für den Einbruch in seinem Büro gerügt hatte, erklärte sie sich bereit, ihren ehemaligen Vorgesetzten bei der Polizei anzurufen, um herauszufinden, wie man den Fall dort behandelte. Ihre Rüge erinnerte mich daran, daß ich ein paar von Al Hoffmans alten Unterlagen in Fepples Aktentasche gestopft hatte, die nun vergessen im Kofferraum lag. Mary Louise versprach mir, Informationen über die Begünstigten der Versicherungen einzuholen und festzustellen, ob diese ordnungsgemäß von der Gesellschaft ausgezahlt worden waren, allerdings nur unter der Voraussetzung, daß sie keine Fragen darüber beantworten mußte, woher sie die Namen hatte.
    »Mary Louise, du eignest dich einfach nicht für diese Art von Arbeit«, erklärte ich ihr, nachdem ich Fepples Tasche aus dem Wagen geholt hatte. »Du bist die Bullen gewöhnt. Bei denen werden die Leute so nervös, daß sie ihre Fragen ohne großes Trara beantworten.«
    »Und lügen müssen die Bullen auch nicht«, brummte sie und nahm mir die Akten aus der Hand. »Igitt, V. I. Hast du denn unbedingt dein Frühstück über das Zeug kippen müssen?« Auf einer der Mappen befand sich ein Marmeladenfleck, und jetzt klebten auch meine Finger. Als ich mir den Inhalt der Tasche genauer anschaute, entdeckte ich die Überreste eines Donut mit Marmeladenfüllung inmitten der Papiere. Eklig. Ich wusch mir die Hände, zog Latexhandschuhe an und leerte die Tasche auf eine alte Zeitung. Mitch und Peppy zeigten großes Interesse an dem Donut, also hob ich die Zeitung auf die Anrichte.
    Nun war auch Mary Louises Interesse geweckt; sie zog ebenfalls Latexhandschuhe an, um Fepples Sachen durchzugehen. Besonders appetitlich - oder informativ - war das nicht. Wir fanden ein Sportsuspensorium, so grau und verformt, daß wir es kaum noch als solches erkannten, sowie verschiedene Versicherungsberichte, ein paar Tischtennisbälle, das Marmeladen-Donut, eine Packung Cracker und Mundwasser.
    »Schon interessant, daß nirgends ein Terminkalender ist, hier nicht und auch nicht in seinem Schreibtisch«, sagte ich, als wir fertig waren.
    »Vielleicht hatte er so wenige Termine, daß er sich nicht die Mühe gemacht hat, einen Kalender zu führen.«
    »Vielleicht hat aber auch der Typ, mit dem er am Freitag abend verabredet war, den Kalender mitgenommen, damit niemand sieht, daß er einen Termin mit ihm hatte. Zusammen mit der Sommers-Akte.«
    Ich überlegte, ob ich wichtige Beweise zerstören würde, wenn ich das Innere der Tasche auswusch, merkte aber, daß ich es nicht über mich bringen würde, die Sachen einfach so wieder in die klebrige Tasche zu stecken.
    Mary Louise gab sich ganz aufgeregt, als ich in das kleine Badezimmer ging, um einen Schwamm zu holen. »Wahnsinn, Vic, wenn du eine Aktentasche sauber machen kannst, lernst du vielleicht sogar noch, die Akten in Ordner zu stecken.«
    »Tja, man nehme einen Eimer Wasser, stimmt's? Oje, was ist denn das?« Die Marmelade hatte ein dünnes Blatt Papier an die Seite der Tasche geklebt. Fast hätte ich es mit dem Schwamm zu Matsch verarbeitet. Ich hielt die Tasche unter eine Schreibtischlampe, damit ich besser sah. Dann drehte ich das Futter der Tasche nach außen und zog vorsichtig das Blatt ab.
    Es handelte sich um ein Blatt aus einer Kladde mit einer Namens- und Zahlenliste in dünner, altmodischer Schrift - die an den Stellen, an denen ich sie mit dem Schwamm erwischt hatte, verlaufen war. Eine Mischung aus Marmelade und Wasser hatte den linken oberen Teil der Seite unlesbar gemacht, der Rest sah ungefähr so aus:
    29/66/713/720/727/73/8 / ///
    / /// / ///
    / / / / /
    / // /
    »Ich hab' dir doch gesagt, daß es ein Fehler ist, so viel zu putzen«, sagte ich. »Siehst du, jetzt haben wir einen Teil des Dokuments verloren.«
    »Was ist das?« Mary Louise beugte sich über den

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