Ihr wisst genau, dass ihr mich liebt
hinter die Ohren. »Super, dass du da bist. Der Typ da hat
mich ein bisschen nervös gemacht.«
»Kann ich verstehen.« Nate legte einen Arm um sie.
»Dann lass uns gleich abhauen.«
Bei dieser Berührung strömte Jenny alles Blut ins
Gehirn. »Okay«, flüsterte sie atemlos und schmiegte sich in Nates Arm. »Gehen
wir.«
So bummelten sie in den Park. Auf der Sheep Meadow fanden
sie einen Platz in der Sonne und setzten sich im Schneidersitz einander
gegenüber ins Gras. Ihre Knie berührten sich. Es war so perfekt, dass sich
Jenny ernsthaft fragte, ob sie das nicht alles träumte. Von allen Mädchen in
der ganzen Stadt hatte sich Nate ausgerechnet sie ausgesucht. War das nicht unglaublich?
»Meine Kumpels kommen nachher wahrscheinlich doch
noch«, sagte Nate. »Schlimm?« Erzog einen Plastikbeutel mit Gras aus der
Tasche.
Jenny schüttelte den Kopf. »Überhaupt nicht.« Aber
einen kleinen Stich versetzte es ihr doch. Sie sah mit leichtem Unbehagen zu,
wie Nate etwas Gras aus dem Tütchen zupfte, es gleichmäßig auf einem
Zigarettenpapier verteilte, das Ganze routiniert zu einer dünnen, festen
Zigarette drehte und zuletzt quer über das Papier leckte.
Er klebte den Joint zu und hielt ihn Jenny hin, aber
sie schüttelte den Kopf. »Muss nicht sein.« Ihr war klar, wie lahm sich das
anhörte, aber allein schon Nates Nähe machte sie leicht schwindelig. Sie wollte
wenigstens einen halbwegs klaren Kopf behalten.
»Hey, kein Problem.« Nate ließ den Joint in das
Tütchen fallen und schob es wieder in die Jackentasche.
Jenny atmete erleichtert auf. Sie wollte Nate kennen
lernen, wenn er nur Nate war, im Naturzustand.
»Du hast jetzt wohl jedes Wochenende Bewerbungsgespräche
an Unis, oder?«, sagte Jenny. »Du musst ja langsam entscheiden, wo du
hinwillst.«
»Ja.« Nate guckte nachdenklich. »Aber irgendwie denk
ich auch die ganze Zeit darüber nach, ob ich mir nicht für ein, zwei Jahre eine
Auszeit nehmen soll. Ich würde gern mit meinem Vater einen längeren Segeltörn
machen. Oder beim America's Cup mitsegeln. Vielleicht versuche ich ja, in ein
Team reinzukommen.«
»Boali!«, staunte Jenny. »Das wäre ja geil.«
»Vielleicht mach ich gleich drei Jahre Pause. Dann hast
du auch deinen Abschluss und wir könnten zusammen studieren.« Er griff nach
ihrer Hand. Wie klein ihre Finger waren.
Jenny sah Nate an und beide lächelten kurz.
Er ließ den Kopf nach vorne auf ihre Schulter fallen.
Er roch lecker nach frisch gewaschener Wäsche.
»Mhmm«, stöhnte Nate wohlig. Wahnsinn, wie entspannt
es mit Jennifer war. Wenn er sich mit Blair traf, musste er vorher
sicherheitshalber immer einen durchziehen oder sich ein bisschen einen
antrinken, in nüchternem Zustand ertrug er ihr ständiges Geplane und Gesülze
über die Zukunft gar nicht. Aber bei Jennifer musste er nicht mal dicht sein.
Ogottogott, dachte Jenny. Ich glaub, gleich küsst er
mich.
Sie schloss die Augen. Es kribbelte sie am ganzen
Körper. Nates Kopf war warm und roch irgendwie nach Kiefernnadeln.
»Jennifer«, murmelte Nate schläfrig. Er hob den Kopf
und schüttelte seine honigbraunen Haare. »Mir geht's so gut, das glaubst du gar
nicht.« Seine Augen wanderten suchend über ihr Gesicht und blieben an ihren
Lippen hängen.
Jenny kicherte. Alles klar. Gleich würde er sie
küssen.
»Yo, Archibald!«, grölte da jemand. »Dürfen wir
mitspielen?«
Scheiße. Ausgerechnet jetzt.
Jenny und Nate blickten auf und sahen Anthony, Jeremy
und Charlie über die Wiese auf sie zuschlendern. Jeremy hatte den Fußball unter
den Arm geklemmt. Nate rückte schnell von Jenny ab und sprang auf.
»Hey!«, grüßte er seine Freunde lässig. »Cool, dass
ihrs noch geschafft habt.«
»Hallo«, sagte Jenny, rappelte sich auf und klopfte
die Grashalme von ihrer Schuluniform. Wären sie doch bloß nicht gekommen.
»Was ist? Drehst du uns einen, oder was?« Anthony
zeigte mit dem Kinn auf die Plastiktüte, die aus Nates Jackentasche lugte.
Nate schüttelte den Kopf. »Ich bin schon hackedicht,
Alter«, log er. Er zog die Tüte aus der Jacke und warf sie Anthony zu. »Bedien
dich. Ich hab schon einen vorgedreht.«
»Cool.« Anthony ließ sich ins Gras fallen und machte
sich an die Arbeit. »Genau das, was ich jetzt brauche«, brummte er. »Ich war
gerade beim Studienberater. Der Typ hat mich eine volle Stunde lang
zugetextet.«
»Mich hatte er auch schon in der Zange.« Jeremy
verdrehte die Augen.
Jenny knabberte an ihren Nagelhäutchen herum und kam
sich
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