Ihre Heimat sind die Sterne
Schutzmannschaft bereitstellen, Kapitän.« Sie wandte sich an Gordon. »Es handelt sich um einen Staatsbesuch. Du brauchst nicht mitzukommen.«
»Ich möchte es nicht versäumen«, erwiderte Gordon kühl und fügte hinzu: »Hoheit.«
Eine leichte Röte stieg in ihre Wangen. Sie nickte, und er folgte ihr durch die Schleuse mit Korkhann. Die Wache formierte sich um die drei. Der Standartenträger befestigte das Banner der Weißen Sonne an dem länglichen Fahrzeug, das unauffällig bestückt war. Das hätte Gordon ein wenig beruhigen müssen, tat es jedoch nicht. Es war etwas Unnennbares an den hohen, sich im Winde wiegenden Bäumen und an der Art der hellschimmernden Lichtungen, die den Wald in verwirrender Unregelmäßigkeit unterbrachen. Selbst die Luft war bedrückend, warm wie der Atem eines Raubtiers. Und der metallisch schimmernde Himmel hing greifbar nahe, als wolle er sie jeden Augenblick in einer Falle zermalmen.
Das Fahrzeug folgte einer Sandstraße, doch das Luftkissen glich die Unebenheiten des Bodens völlig aus. Das Land glitt vorbei. Es wurde immer hügeliger. Die Wälder wurden dünner, der Boden felsiger und die Schatten ausgeprägter, als neige der Planet sich der Nachtseite zu.
Plötzlich stieß einer einen Alarmruf aus. Die Waffen im Wagen klickten automatisch in Bereitschaft. Korkhann deutete auf einen Hügel vor ihnen, als Gordon ihn fragend anblickte. »Sehen Sie, dort, zwischen den Bäumen ...«
Ja, dort stand etwas in der schattendüsteren Lichtung. Und dann vernahmen sie den hellen Ton eines Horns, fremdartig und aufwühlend.
Im nächsten Augenblick lösten sich undefinierbare Schatten aus der Dämmerung und glitten den Hügel herab auf sie zu.
5.
»Nicht schießen!« rief Lianna befehlend. Gordon wollte protestieren, aber Korkhann stieß ihn an und flüsterte: »Warten Sie.«
In einer wahren Flut ergossen sich die immer noch nicht richtig erkennbaren Wesen den Abhang herab und fächerten aus, um den Wagen einzukreisen. Die Luft hallte wider von schrillen Schreien aus nichtmenschlichen Kehlen – Laute, die Gordon voll Triumph und grausamem Lachen schienen. Er strengte seine Augen an. Es waren riesige Kreaturen, die auf vier Beinen liefen, aber ohne das laute Stampfen von Huftieren, eher mit der Geschmeidigkeit von Großkatzen. Und sie schienen Reiter zu tragen.
Nein, jetzt konnte er sie deutlicher sehen. Was er für Reiter gehalten hatte, war zentaurengleich mit den Leibern verwachsen. Kopf, Oberkörper und Arme wirkten fast menschlich – trotz ihrer kupferfarbigen, gefleckten, schwarzen und grauen Haut- oder Fellfarbe. Ihre glühenden Katzenaugen verrieten Intelligenz. Ihre Lippen lachten. Ihre Bewegungen waren flink und zeugten von Kraft.
»Die Gerrn«, flüsterte Korkhann. »Die Eingeborenen dieser Welt.«
»Können Sie ihren Gedanken entnehmen, was sie beabsichtigen?«
»Nein, sie sind ebenfalls Telepathen. Ihre Fähigkeiten sind wesentlich größer als meine. Sie können ihre Gedanken vollkommen abschirmen – ich spürte nicht einmal, daß sie da waren, bevor wir sie entdeckten. Und ich glaube, sie schirmen auch noch die Gedanken eines anderen ab – ah!«
In diesem Augenblick sah Gordon, daß einer der Gerrn tatsächlich einen Reiter trug. Es war ein junger Mann, sicher nur wenige Jahre älter als Lianna, und ebenso schlank und geschmeidig wie die Gerrn selbst. Das braune Haar fiel windzerzaust über seine Schultern. Ein silbernes Horn hing an seiner Seite. Er saß auf dem Rücken eines kräftigen schwarzen Gerrn, der ihn nun in die vorderste Reihe trug. Er lächelte und öffnete die Arme weit. Die Augen in dem gutgeschnittenen Gesicht glichen Saphiren und schienen Gordon fremdartiger als die Katzenaugen der Gerrn.
»Willkommen!« rief er. »Willkommen auf Teyn, Kusine Lianna.«
Sie neigte den Kopf. Die Spannung ließ nach. Die Männer atmeten ein wenig auf. Narath hob sein silbernes Horn, und erneut erklang der aufwühlende Ton. Der Wagen nahm die unterbrochene Fahrt wieder auf, und die Gerrn begleiteten ihn mit geschmeidigen Sprüngen.
Zwei Stunden später strahlte Teyns Banketthalle in hellem Licht, und beschwingte Musik erfüllte sie. Sie stand auf einem Hügel über einem Tal, durch das ein Fluß rauschte. Die Siedlung der Gerrn lag an seinen beiden Ufern. Liannas Wachen hatten sich dort unten um das Fahrzeug postiert, und der Funker gab laufend Meldungen an das Schiff durch.
In der Halle loderten mächtige Kaminfeuer. Die Luft hing voll von den
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