Ihre Heimat sind die Sterne
zu erfassen. »Das bedeutet, also, daß eine Kammer immer von einer Gruppe dominiert wird.«
»Genau«, stimmte Korkhann zu. »Daher ist die Meinung des Herrschers oftmals ausschlaggebend. Sie können daraus ersehen, daß die Sympathien des Regenten im Königreich Fomalhaut von mehr als nur gewöhnlicher Wichtigkeit sind.«
»Bis vor etwa zwei Jahren hat es nie ernstliche Schwierigkeiten gegeben«, erklärte Lianna. »Dann versetzte eine Kampagne die Nichtmenschen in den Glauben, die Menschen wären ihre Feinde und daß ich im besonderen sie hasse und alles mögliche gegen sie plane. Das ist natürlich völliger Unsinn, aber auf beiden Seiten gibt es immer wieder solche, die darauf hören.«
»Allmählich«, Korkhann griff den Faden auf, »begann sich ein Schema herauszukristallisieren. Eine bestimmte Gruppe aus den nichtmenschlichen Bevölkerungskreisen strebt die Übernahme der Macht an. Ihr erster Schritt ist gezwungenermaßen, Lianna durch einen König abzulösen, der besser in ihre Pläne paßt.«
»Narath Teyn?«
»Ja«, bestätigte Korkhann. »Und ich will auch Ihre unausgesprochene Frage beantworten, John Gordon. Sie wundern sich, daß ich auf der Seite der Menschen stehe und gegen meine eigene Art Stellung nehme. Die Antwort ist sehr einfach. In diesem Fall ist die Angelegenheit der Menschen die gerechte Sache. Die Gruppe hinter Narath Teyn spricht zwar sehr viel von Gerechtigkeit, aber sie denkt nur an Macht. Und irgendwie ist in dem Ganzen etwas verborgen, etwas von Grund auf Böses, das ich noch nicht erfassen konnte, das mir aber nichtsdestoweniger Angst einflößt.«
Er zuckte die Schultern. Die Bewegung ließ die weichen Federn erzittern. »Darüber hinaus ist Narath Teyn ...« Er hielt inne, als jemand an der Tür klopfte.
Lianna rief: »Herein.«
Ein junger Offizier trat ein und stand stramm. »Hoheit«, stieß er hervor. »Kapitän Horva bittet Sie ergebenst, umgehend zur Brücke zu kommen.« Sein Blick fiel auf Korkhann. »Sie ebenfalls, Sir.«
Gordon spürte die drohende Gefahr fast körperlich. Nur ein äußerster Notfall konnte den Kapitän zu einem solchen Schritt veranlassen. Lianna nickte. »Selbstverständlich.« Sie wandte sich an Gordon. »Komm mit uns.«
Als sie den Kontrollraum betraten, fiel Gordon sofort die unnatürliche Stille auf, die nur vom elektronischen Klicken und Summen der Apparaturen unterbrochen wurde. Das technische Personal schien den Atem anzuhalten und die Aufmerksamkeit halb auf die Instrumente und die Gruppe vor dem Hundertachtziggradschirm zu richten, die sich aus dem Kapitän, dem Ersten und Zweiten Offizier und den Radartechnikern zusammensetzte.
Harn Horva salutierte. »Ich bedauere, Sie stören zu müssen, Hoheit. Aber ich halte Ihre Anwesenheit für notwendig.« Er deutete auf den Schirm. »Unser Radar zeigt nur normales Treibgut an. Aber die Wärmestrahlungstaster empfangen Energieentladungen, die keineswegs typisch dafür sind.« Sein Gesicht wirkte grimmig. »Ich fürchte, daß sich dort draußen Schiffe befinden, die das Treibgut als Schutzschirm verwenden.«
»Ein Hinterhalt?« fragte Lianna mit ruhiger Stimme. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie das möglich sein sollte. Sie sind doch dem taktischen Ausweichkurs gefolgt und haben in willkürlichen Intervallen die Koordinaten improvisiert. Wie kann jemand einen Hinterhalt planen, wenn nicht einmal einem von uns der genaue Kurs bekannt ist?«
»Die einzige Möglichkeit wäre, daß sie Telepathen verwenden.« Harn Horvas Stimme wurde noch ernster. »Narath Teyn hat die besten auf seiner Seite.« Er wandte sich an Korkhann. »Sir, ich wäre Ihnen für Ihre Unterstützung sehr dankbar.«
»Sie wollen wissen, ob sich wirklich Schiffe da draußen befinden.« Seine gelben Augen wurden plötzlich seltsam ausdruckslos. Er stand völlig starr. »Ja, sie warten auf uns«, murmelte er schließlich. »Es sind Narath Teyns Schiffe. Ich konnte die Gedanken nicht sehr klar empfangen, aber ich glaube, Hoheit, sie sind nicht darauf aus, uns gefangenzunehmen – sondern zu töten.«
4.
Augenblicklich folgte ein Aufschrei der Wut aus mehreren Kehlen. Der Kapitän ließ ihn mit einem scharfen Befehl verstummen.
Gordon blickte Lianna an. »Kannst du denn nicht Fomalhaut um Hilfe rufen?« fragte er.
Ihr Gesicht wurde unbewegt. »Sie würde nicht rechtzeitig genug eintreffen«, murmelte sie. »Und unsere Freunde dort draußen würden sofort angreifen, wenn sie unseren Ruf auffingen. Was sie natürlich
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