Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi
Menschen dazu, ihre Angst zu vergessen«, sagte der burmesische Journalist Myint Swe.
Die Junta begriff schnell, dass ihr die Situation aus den Händen zu gleiten drohte. Um kein Risiko einzugehen, schickte Juntaführer Than Shwe seine Familie ins Ausland. Sie charterten ein Flugzeug der Air Bagan und flogen in die laotische Hauptstadt Vientiane.
Aber eigentlich hatten sie nichts zu befürchten. Das Militär hatte nach den 20 Jahre zurückliegenden Demonstrationen seine Hausaufgaben gemacht, und der ganze Sicherheitsapparat war darauf getrimmt, eine Situation wie die Proteste der Mönche im Jahr 2007 zu bewältigen. Am 25. September drohte die Junta den Demonstranten mit massiven Repressalien. Soldaten und Militärfahrzeuge wurden an der Shwedagon-Pagode in Stellung gebracht; am folgenden Tag überfielen sie einen Demonstrationszug mit ungefähr 700 Teilnehmern. Sie feuerten Tränengas in die Menge und gingen mit Schlagstöcken und Gewehrkolben auf die Demonstranten los. Am selben Tag wurden weltweit Fernsehbilder von Mönchen gezeigt, die ihre Proteste fortsetzten. Einige hatten ihre rote Mönchstracht um eine Gasmaske ergänzt, um sich vor einem Angriff durch Soldaten zu schützen.
Am 27. September wurde berichtet, dass sich viele Armeeangehörige weigerten, an den Überfällen auf die Demonstranten teilzunehmen. Die britische Zeitung
The Guardian
schrieb, eine Gruppe von Offizieren habe der Protestbewegung ihre Unterstützung zugesichert, und ein Gerücht besagte, dass 400 Soldaten eines Regiments bei Mandalay wegen Befehlsverweigerung verhaften worden wären. Es ist unklar, ob diese Angaben der Wahrheit entsprechen, aber Juntaführer Than Shwe übernahm das Oberkommando über die Truppen, um eine Spaltung innerhalb der Armee zu verhindern.
Es war der letzte Tag der großen Proteste. Am folgenden Morgen führte die Junta einen Schlag gegen die Mönche. Alle, die nicht verhaftet wurden, mussten im Kloster bleiben, das von schwerbewaffneten Soldaten umringt wurde. An der Sule-Pagode im Zentrum Ranguns wurde eine große Demonstration zurückgedrängt. Viele Menschen starben, als die Armee das Feuer eröffnete. Darunter war auch der japanische Fotograf Kenji Nagai, der bei dem Versuch, die Übergriffe der Soldaten zu dokumentieren, erschossen wurde. Ein Kameramann der Radio- und TV -Station Democratic Voice of Burma filmte den Vorfall aus seinem Versteck heraus. Es ist ein makabrer und tragischer Anblick, wenn man sieht, wie Kenji Nagai die Kamera befestigt, den Fokus einstellt und dann umfällt, nachdem er von einer Maschinengewehrkugel getroffen wurde. Er stirbt wenige Sekunden später auf dem warmen und feuchten Asphalt nahe der Sule-Pagode. Nachdem sich die Volksmassen zerstreut hatten, ging ein Soldat zu der Leiche und nahm die Kamera an sich, um alle Beweise zu vernichten. Nach dem 27. September demonstrierte hier niemand mehr. Als sich die Menschen nicht mehr auf die Straße wagten, ließen die Proteste nach und das Militär übernahm wieder die Kontrolle.
Das Teehaus, in dem ich mit Zaw Zaw saß, lag zufällig nur einen Steinwurf vom Sekretariat entfernt, dem roten Backsteingebäude, in dem Aung San 1947 ermordet wurde. Aung Sans Geist schwebt über der Demokratiebewegung und ebenso ist Aung San Suu Kyi in den Gesprächen der Menschen immer gegenwärtig. Direkt oder indirekt. Mit flüsternder Stimme erzählte Zaw Zaw, wie »die Lady« die Proteste im Jahr 2007 voller Hoffnung und Erwartung verfolgte.
»Sie begriff, dass die Proteste vielleicht nicht zu dramatischen Veränderungen führen würden, aber es war wichtig, dass die Menschen sich trauten, öffentlich zu demonstrieren. Eine ganz neue Generation von Demokratie-Aktivisten ist daraus entstanden.«
In jenen Herbsttagen 2007 war Zaw Zaw jeden Tag auf der Straße. Er organisierte den Auftritt von Studenten und Aktivisten, die neben den Mönchen herliefen, um sie vor den Zudringlichkeiten des Militärs und der Polizei zu schützen. Er berichtete von der Gewalt, denen die Demonstranten ausgeliefert waren, als die Junta beschloss, den Aufstand niederzuschlagen. Zaw Zaw nahm auch an einer Demonstration in einem nördlichen Vorort Ranguns teil, in der Nähe des Insein-Gefängnisses, wo das Militär keine Rücksicht auf die Anwesenheit von ausländischen Journalisten nehmen musste. Am Morgen des 27. September schossen die Soldaten mit Tränengas auf den Demonstrationszug. Danach eröffneten sie das Feuer mit scharfer Munition.
»Einer meiner besten
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