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Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Titel: Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Bengtsson
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Freunde bekam eine Kugel in den Kopf«, erzählte Zaw Zaw. Er sah verstört aus, sein Blick wich aus, er strich sein dunkles langes Haar zurück und atmete tief ein, bevor er fortfuhr: »Es sah aus, als wäre sein ganzer Hinterkopf explodiert. Ich konnte in jener Nacht nicht schlafen. Ich versteckte mich in einem Keller. Dann setzte ein Adrenalinstoß ein, und am folgenden Tag war ich wieder bei den Demonstrationen dabei.«
    Zaw Zaw marschierte zusammen mit den rot gekleideten Mönchen durch die Straßen. Sie klatschten zweimal in die Hände und liefen dann einen Schritt weiter. Klatsch, klatsch. Noch ein Schritt. Klatsch, klatsch. Noch ein Schritt.
    Eine schweigende, sich langsam bewegende Prozession gegen die Gewalt.

15.
All diese Jahrestage
    Zahlreiche dunkle Jahrestage bestimmen die moderne Geschichte Burmas. Sie erinnern an die tragischen Ereignisse, die sich im jahrzehntelangen Kampf für Demokratie zugetragen haben.
    Aung Sans Tod am 19. Juli 1947. Die Massaker an der Universität Rangun am 7. Juli 1962. Der Volksaufstand am 8. August 1988. Aung San Suu Kyis Rede am 26. August desselben Jahres. Die Machtübernahme der SLORC am 18. September. Der Beginn von Suu Kyis Hausarrest am 30. Mai 2003. Die Niederschlagung der von den Mönchen durchgeführten Proteste am 25. September 2007. Der Orkan Nagris im Mai 2008. Um nur einige zu nennen.
    Vielleicht wird jedoch der 13. November 2010 zu einem strahlenden Jahrestag werden.
    Dies war der Tag, an dem Aung San Suu Kyi nach sieben Jahren aus dem Hausarrest entlassen wurde. Der Befehl zum Abbau der Barrikaden und zur Aufgabe des Militärpostens vor ihrem Haus in der University Avenue wurde telefonisch durchgegeben. Noch während die Soldaten damit beschäftigt waren, den Stacheldraht abzureißen und die Sandsäcke wegzuräumen, wurde die ganze Gegend von Menschen überströmt. Lachend und singend überwanden sie die 400 Meter bis zu Suu Kyis Haus, so als hätte sich keiner der tragischen Vorfälle innerhalb der letzten sieben Jahre jemals zugetragen.
    Etwas später an diesem Tag hielt Aung San Suu Kyi eine Rede vor dem NLD -Hauptquartier in Rangun. Eine Rede, die sofort auf der ganzen Welt ihre Verbreitung fand.
    Eine neue Zeit war in ihrem Leben angebrochen. Und in der burmesischen Politik.
    Um sich einen Eindruck über all diese Jahre zu verschaffen, die Aung San Suu Kyi in Isolation verbrachte oder in denen sie unter strenger Beobachtung stand, ist es durchaus sinnvoll, einmal zurückzublicken und zu schauen, wie das eigene Leben in dieser ganzen Zeit verlaufen ist. Als sie 1989 zum ersten Mal verhaftet wurde, war ich ein 21-jähriger Student in Göteborg und hatte bis zum Examen noch über ein Jahr mit Seminaren und Prüfungen vor mir. Nach dieser Zeit arbeitete ich als Radiojournalist, Pressesekretär bei der Zentralorganisation der schwedischen Gewerkschaften, sowie als Verleger, Autor, freischaffender Journalist und Chefredakteur. Ich habe geheiratet, wurde Vater von drei Kindern, wurde geschieden, bin zu einem Mann in den mittleren Jahren herangereift und habe fünf Bücher geschrieben.
    Die Gesellschaft hat sich in diesem Zeitraum dramatisch verändert. Die Berliner Mauer ist gefallen. Computer und IT sind nicht nur zu einem natürlichen Bestandteil unseres Alltags geworden, sondern auch zu den wichtigsten Instrumenten der Kommunikation und Recherche. Bill Clinton und George W. Bush sind zu US-Präsidenten gewählt worden und haben ihre Amtszeiten absolviert, und danach haben die USA ihren ersten schwarzen Präsidenten ins Amt gehoben. Der Anschlag auf die USA im Jahr 2001 liegt hinter uns, und der Krieg gegen den Terrorismus ist zu einem festen Bestandteil der Weltpolitik geworden. Russland ist zusammengebrochen und wiederauferstanden. China und Indien sind ernstzunehmende Großmächte geworden. Das Volk in Tunesien und Ägypten hat sich erhoben und seine Despoten davongejagt.
    Die entscheidende Frage ist, an welchem Punkt diese Entwicklungen die Generäle in Burma einholen werden. Wann werden die Proteste und die großen persönlichen Opfer der Aktivisten in Burma letztlich zu einem konkreten Ergebnis führen?
    Ist diese Zeit jetzt gekommen?
    Während meines Interviews mit Aung San Suu Kyi im Februar 2011 erklärte sie, noch immer kein fundiertes Gespräch mit einem Vertreter des Regimes geführt zu haben. »Wir müssen abwarten und sehen, was die neue, sogenannte Zivilregierung zustande bringen kann«, sagte sie. »Danach können wir abwägen, ob sie dieses

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